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Streisand-Effekt: Definition und Beispiele


Wer sich intensiver mit Entwicklungen im Internet beschäftigt, wird früher oder später auf den Begriff „Streisand-Effekt“ stoßen. Dieses Phänomen hat einen Ursprung in der Netzwelt, zahlreiche Beispiele für den Streisand-Effekt lassen sich online finden. Hier erfahrt ihr, was hinter dem „Streisand-Effekt“ steckt und welche Beispiele es hierfür gibt.

 
Netzkultur
Facts 

Seine Ursprünge hat das Phänomen im Jahr 2003. Wie der Name bereits vermuten lässt, geht der Effekt zurück auf die populäre Sängerin Barbara Streisand.

Was ist der Streisand-Effekt?

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Ausgangspunkt für den Effekt sind Luftaufnahmen, die ein Fotograf vom Anwesen Streisands geschossen und zusammen mit zahlreichen weiteren Bildern ins Netz gestellt hat. Barbara Streisand forderte den Fotografen dazu auf, das Bild wieder offline zu nehmen – genau hier nahm der Streisand-Effekt seinen Lauf.

Schien das Bild zunächst eher uninteressant, wurden die Aufnahmen nach der Aufforderung Streisands erst der Öffentlichkeit bekannt. Im Zuge von Streisands Vorgehen wurde das Bild vielfach online auf verschiedenen Plattformen geteilt. Der Fotograf Kenneth Adelman schoß das Foto des Anwesens neben 12.000 weiteren Bildern lediglich aus geographischem Interesse für das Callifornia Coastline Records Project und nicht, um Streisands Anwesen abzubilden. Erst, nachdem Barbara Streisand den Fotografen auf 50 Millionen Dollar verklagen wollte, wurde bekannt, dass das Foto auch das Haus von Streisand an der Küste Kaliforniens zeigte.

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Definition Streisand-Effekt: Der Versuch, Informationen online löschen zu wollen bewirkt das Gegenteil – das Bild/der Text/ähnliche Inhalte werden nach der Aufforderung viel eher geteilt und somit der Öffentlichkeit bekannt gemacht.
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Streisand-Effekt: Beispiele

Dem Streisand-Effekt folgten weitere Beispiele, bei denen Institutionen und Personen ähnlich versuchten, Inhalte aus dem Netz zu entfernen, die danach erst einer großen Öffentlichkeit bekannt wurden.

  • 2009 mahnte die Deutsche Bahn AG den Blogger Markus Beckedahl (Netzpolitik) ab, weil dieser interne Bahn-Dokumente veröffentlicht hatte. Nach der Abmahnung wurden die Dokumente erst vermehrt aufgerufen.
  • Aus der jüngeren Vergangenheit stammt ein weiteres Beispiel für den „Streisand-Effekt“ aus Netzpolitik.org. Ende Juli 2015 ermittelte die Generalbundesanwaltschaft wegen Landesverrats. Grund hierfür war die Veröffentlichung von Dokumenten des Verfassungsschutzes. Auch hier wuchs das öffentliche Interesse an den Dokumenten erst, nachdem die Ermittlungen gegen den Blog bekannt wurden.
  • Auf verschiedenen Webseiten fand sich ein geheimer HD-DVD-Schlüssel, der entfernt werden sollte. In Folge des Verbannungsversuchs wurde der Code auf einer Vielzahl weiterer Blogs und Webseiten sowie in anderen Medien, z. B. Songtexten verbreitet.
  • Jüngeres Beispiel für den Streisand-Effekt ist die Forderung eines Spaniers, der seinen Namen nicht im Zusammenhang mit bestimmten Suchergebnissen sehen wollte. Der Spanier setzte beim EuGH das Recht auf Vergessenwerden durch, in Folge dessen Google Nutzern die Möglichkeit geben muss, Suchergebnisse mit Bezug auf den eigenen Namen löschen zu lassen. Nach der Beschwerde des Spaniers erlangte dieser weltweit Popularität, auch der Grund für seinen Löschwunsch gelangte an die Öffentlichkeit.
  • 2012 wollte die Essener Verkehrs AG („EVAG“) den Hashtag „EVAG“ bei Twitter verbieten. Der entsprechende Tweet war allerdings nur an einen Satire-Account gerichtet, der sich über verschiedene Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs, darunter eben jene EVAG, lustig macht. Die Twittergemeinschaft schoss sich gegen die EVAG ein und platzierte ihrerseits zahlreiche satirische Tweets mit eben jenem Hashtag, sodass #evag zeitweise sogar das meistverwendete Hashtag in den Twitter-Charts war.
  • 2006 ging der deutsche Komiker Atze Schröder gegen den Weser-Kurier vor, weil die Zeitung seinen bürgerlichen Namen erwähnte. War der Klarnname zuvor kaum jemandem bekannt und auch über den Zeitungsbericht nur wenig breitgetreten wurden, verbreitete sich die Information über den bürgerlichen Namen im Anschluss an die Klage Schröders deutlich.
  • 2013 wollte der französische Geheimdienst Direction Centrale du Renseignement Intérieur (DCRI) einen Wikipedia-Artikel über die militärische Funkstation Pierer sur Haute löschen lassen. Nachdem die Wikipedia-Betreiber der Aufforderung zunächst nicht nachkamen, wurden freiwillige Mitarbeiter des französischen Ablegers zum Geheimdienst zitiert, um zum Löschen des Artikels gezwungen zu werden. Unter dem Druck der Beamten wurde der entsprechende Eintrag gelöscht. Binnen weniger Stunden wurde die Information allerdings außerhalb Frankreichs wieder nachgetragen. Interessierte sich vor der Löschung niemand für den Artikel, wurde der Beitrag nach der ersten Löschung tausendfach angeklickt und zudem für internationale Wikipedia-Ableger in weiteren Sprachen aufgelegt.
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Der Streisand-Effekt ist demnach ein deutliches Beispiel für den Kontrollverlust über Informationen und Inhalte im öffentlichen Raum, wie es das Internet in digitaler Form darstellt.

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Bild: Featureflash / Shutterstock.com, PathDoc

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