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283 Kopfhörer überprüft: Kein Zusammenhang zwischen Preis und Qualität


Je teurer, desto besser? Nein! Denn ob man nur vier oder ganze 5.000 US-Dollar für einen Kopfhörer ausgibt, das sagt fast gar nichts über die erzielbare Klangqualität aus. Das hat die Acoustical Society of America festgestellt, für die Studie wurden 283 Kopfhörermodelle aller Preisklassen untersucht. Was bedeutet das für uns Kunden?

 
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Es ist eine der goldenen Regeln in der Welt der Technik: „You get what you pay for“ – du bekommst genau das, wofür du bezahlt hast. Ein 99-Euro-Smartphone vom Discounter kann bestimmt einiges – aber sicherlich nicht mit einem Flaggschiff der 700-Euro-Preisklasse mithalten. Wer billig kauft, muss mit Abstrichen leben. Bei Notebooks, Monitoren und Stereoanlagen gilt Vergleichbares – nur bei Kopfhörern muss man, was das Thema Preisleistung angeht, in Zukunft wohl umdenken. Zumindest ein Stück weit.

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Auf der ersten Seite dieses Artikels beschreiben wir euch, was die Acoustical Society of America festgestellt hat, hat auf der zweiten Seite geben wir unsere Meinung dazu wieder.

Wahnsinns-Sound, aber leider nicht ganz billig: Bose Soundsport Wireless
Wahnsinns-Sound, aber leider nicht ganz billig: Bose Soundsport Wireless

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Kopfhörer: Der Frequenzgang ist der dominante Faktor – und der hängt nicht vom Preis ab

Jeroen Breebaart hat auf der Webseite der Acoustical Society of America eine ausführliche Studie veröffentlicht, deren Titel bereits das Ergebnis in einem Satz zusammenfasst: „Keine Korrelation zwischen Kopfhörer-Frequenzgang und Verkaufspreis“ (No correlation between headphone frequency response and retail price). Das betrifft alle Bauarten, also In-Ear, On-Ear und Over-Ear.

Frequenzgang eines Lautsprechers, links ein Abfall im Bass unterhalb von 50 Hz, rechts eine Höhen-Spitze bei 15.000 Hz (Quelle: JPRoche, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)
Frequenzgang eines Lautsprechers, links ein Abfall im Bass unterhalb von 50 Hz, rechts eine Höhen-Spitze bei 15.000 Hz (Bildquelle: JPRoche, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Um die Tragweite dieser Feststellung zu verstehen, muss man wissen, dass der Frequenzgang das entscheidende messbare Qualitätsmerkmal von Kopfhörern (und Audio-Equipment im allgemeinen) ist. Aussagen wie „die haben Bomben-Bass“ sind subjektiv. Der Verlauf des Frequenzgangs hingegen ist mit Messtechnik eindeutig feststellbar. Dabei gilt: Je linearer dieser verläuft, desto näher dran am Original ist die Wiedergabe, die aus dem Kopfhörer kommt.

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Ein wie mit dem Lineal gezogener Verlauf bedeutet, dass alle Frequenzbereiche (Tiefen, Mitten, Höhen) gleichwertig wiedergegeben werden, es wird nichts überbetont oder verschluckt, der Kopfhörer klingt neutral. Ein welliger Verlauf oder eine starker Abfall – etwa bei den Tiefen – wird vom Hörer als klangliche Verfälschung wahrgenommen. „Da fehlt der Bass“ oder „der zischelt“ – das sind dann die typischen Aussagen, die sich bereits am Frequenzgang ablesen lassen. Andere Eigenschaften wie beispielsweise die Gruppenlaufzeit (Group Delay) konnten bei der Kopfhörer-Untersuchung ausgeschlossen werden – der Frequenzgang sei wichtigste Faktor für Klangqualität. Vor allem erfahrene Hörer würden neutral klingende Kopfhörer bevorzugen, so das Ergebnis der amerikanischen Forscher.

Der Preis eines Kopfhörers ist kein signifikanter Indikator für dessen Neutralität, das ist das Fazit der Untersuchung. Oder einfacher ausgedrückt: Auch günstige Modelle können einen messtechnisch exzellenten Sound haben, sodass man nicht unbedingt zu einem teureren Modell greifen muss. Außerdem gilt: Auch sehr teure Kopfhörer können einen Klang abliefern, der das Ideal eines neutralen Frequenz gnadenlos verfehlt.

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Wenn dein 20-Euro-Kopfhörer perfekt klingt und der Käufer sich fragt, was ein 200-Euro-Gadget hier besser machen soll, dann ist das vielleicht die Erklärung: Der Kopfhörer gibt die Musik genau so wieder, wie sie der Künstler aufgenommen hat – deshalb klingt er so gut.

Auf Seite 2 lest ihr, welche Schlüsse man als Kopfhörer-Käufer aus der Studie ziehen kann.

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