Auch ein iPhone geht mal kaputt, wie schnell fällt das Apple-Handy und ruckzuck bricht das Display. Freie Werkstätten abseits von Apples Gnaden sind da eine Option für den Anwender. Warum die momentan und auch morgen noch so wichtig sind, erkläre ich in der heutigen Ausgabe der Wochenend-Kolumne.

 
Apple iPhone 7
Facts 

Auch mir alten Tollpatsch musste es ja mal passieren: Mein iPhone 7 gleitet mir aus der Hand, tritt den freien Fall an und landet unsanft mit der „falschen“, ungeschützten Seite auf dem Beton – Displaybruch. Die Stimmung steigt, insbesondere weil ich Schotte natürlich auf AppleCare+ verzichtet habe. Der kostengünstige Displaytausch bei Apple für 29 Euro scheidet damit aus, was nun?

iPhone defekt, was tun? Die Möglichkeiten bei und abseits Apple:

Verschiedene Optionen bieten sich an:

  1. Zu Apple gehen: Für den Displaytausch gibt’s abseits der Garantie feste Preise – mit circa 160 Preise ist man beim iPhone 7 dabei. Das Problem: Freie Termine im Apple Store sind Mangelware und aktuell kurzfristig kaum zu bekommen. Dies gilt nicht nur, aber besonders hier im nächstgelegen Store in Brüssel – keine Chance.
  2. Ab zum Apple Service Provider: Die dürfen für Apple reparieren, können ihre Preise aber selber machen. Im Zweifelsfall wird’s deshalb auch schon mal teurer. Auch hier herrscht Terminnot – mehrere Tage, gar Wochen muss man aktuell einplanen.
  3. Selber reparieren: Entsprechende Kits bieten ja auch wir mit GIGA FIXXOO an. Allerdings, ich schau mir das Einbau-Video an, schau hinab auf meine Wurstfinger und komme zum Entschluss, es lieber zu lassen.
  4. Reparatur in der freien Werkstatt: Die gibt’s hier und anderswo weit verstreut, allerdings verbauen die nicht wirklich immer Originalteile – ist mir bewusst. Auch die Preise unterscheiden sich, da gibt’s „freche“ Gesellen, die verlangen schon mal mehr als Apple, aber auch faire Mitspieler.

Wer mutig und talentiert ist, der kann das Display auch selber tauschen – hier in der Anleitung zu sehen:

Display-Wechsel beim iPhone 7 (Plus) – GIGA Fixxoo Anleitung Abonniere uns
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Einen solchen finde ich nach kurzer Suche, die positiven Bewertungen im Web überzeugen mich am Ende und der Preis von 70 Euro für den „chirurgischen Eingriff“ ist mehr als fair. Der war aber nicht entscheidend, sondern eher die Gewissheit, noch vor Weihnachten ein repariertes iPhone in der Hand zu haben. Für Sonntag – ja, wird hierzulande angeboten – mach ich online einen Termin und versuche mein Glück.

Bei der Live-Reparatur bin ich dabei und wir kommen ins quatschen. Der nette Herr stammt aus Spanien, hat sich hier in den letzten Jahren ein kleines Geschäft aufgebaut und ist ein passionierter Elektronik-Bastler. Er meint: Beim iPhone 7 könne er 80 Prozent der Teile reparieren, nebst Mainboard. Er zeigt mir stolz sein Mikroskop und andere Werkzeuge, mit denen er selbst kleine Bauteile auf den Platinen austauscht und verlötet. Allerdings nimmt die Komplexität der iPhones zu, mit jeder Generation lassen sich diese daher schwieriger reparieren.

Mein iPhone 7 nach erfolgreicher Reparatur. Bei Apple unmöglich: Schwarze Front fürs rote iPhone 7. Der weiße Homebutton muss wegen Touch ID bleiben, ist mit dem Mainboad verdongelt – mir gefällt es (Bildquelle: GIGA / Sven Kaulfuss)

Warum sind freie Apple-Werkstätten wichtig?

Da hat er Recht. Es ist ein offenes Geheimnis, Apple sind derartige freien Werkstätten nämlich ein Dorn im Auge, die „Verdongelung“ wohl auch eine Gegenmaßnahme des Herstellers. Dabei sind die freien Werkstätten doch so wichtig und notwendig, warum?

  1. Wie Eingangs erwähnt, hat Apple Terminprobleme, der Ansturm kann gegenwärtig von den Stores und Service-Partnern in Europa nicht immer bewältigt werden. Anders in den USA, aufgrund der hohen Store-Dichte gibt’s dort meist immer kurzfristig freie Termine.
  2. Freie Werkstätten reparieren, was Apple ablehnt. Der iPhone-Hersteller tauscht Akku und Display, bei allen anderen Defekten – vom Wasserschaden bis hin zu Mainboard-Problemen – wird ein teures Austauschgerät fällig. Das lohnt sich meist nicht.
  3. Da eben auch kleinere Defekte von den freien Werkstätten repariert werden, wird’s günstiger als bei Apple. Doch nicht nur das, Kunden können ihr Gerät so wesentlich länger nutzen und wirtschaftlich weiterbetreiben. Am Ende auch ein Gewinn für die Umwelt.

Meine Gedanken zum Wochenende: Die Kolumne möchte Denkanstöße liefern, zur Diskussion aufrufen und den „News-Schwall“ der Woche zum Ende hin reflektieren. Eine kleine Auswahl der bisherigen Artikel der Kolumne:

  • Smartphones sind von gestern: Wo ist der nächste Hype von Apple und Konsorten?
  • Smartphones von Huawei, Apple und Co im Überangebot: Zu viel des Guten, hört endlich auf damit!
  • Apple Watch und Co: Darum wird die Smartwatch ein Wegwerfprodukt

Doch wie erwähnt, sind die freien Werkstätten in Gefahr, die „Verdongelung“ bei Apple nimmt zu – keine guten Zeiten für „Bastelfreaks“. Dabei sind die Tüftler doch so wichtig. In einer zukünftigen Welt der knappen Ressourcen vielleicht sogar noch wichtiger. Ich bin jedenfalls dankbar, auch abseits des Herstellers, kompetente Hilfe gefunden zu haben.

Hinweis: Die in diesem Artikel geäußerten Meinungen stellen ausschließlich die Ansichten des Autors dar und sind nicht notwendigerweise Standpunkt der gesamten GIGA-Redaktion.