Stromsparen: Das verbrauchen Mac, iPad, iPhone und Co.

„Von den 17 unsicheren und strahlenden Atommeilern laufen allein in Deutschland zwei ausschließlich wegen des unnötigen Standby-Betriebes von Fernsehern, Computern, HiFi-Anlagen, DVD-Playern und anderen Haushaltsgeräten“, erklärte Hubert Weiger, der Landesvorsitzende des Bundes Naturschutz in Bayern e.V., im letzten Jahr. Die Aussage deckt sich mit den Angaben des Umweltbundesamtes: 22 Milliarden Kilowattstunden werden pro Jahr verschwendet. Die EU hat mit der Ökodesign-Richtlinie dem einen Riegel vorgeschoben. Maximal 1 bis 2 Watt dürfen neue Radiowecker, DVD-Player und Co. im Standby verbrauchen. Für Computer können aufgrund von speziellen Funktionen andere Regelungen gelten.
Bei Altgeräten geht es nicht ohne Steckdosenleiste mit Aus-Schalter. Eine 10 Jahre alte Kompaktanlage kann rund um die Uhr weit über 20 Watt saugen – obwohl kein einziger Ton erklingt. Wer in erster Linie Neugeräte sein eigen nennt, scheint gut gerüstet zu sein. Doch die Elektronikgeräte laufen ja nicht nur im Standby, sondern im Betrieb. Wir haben ein paar Stichprobem genommen.
Elektrogeräte im Wohnzimmer
Auffälligstes Objekt in vielen Wohnzimmern: Der Fernseher. Bei unserem LCD-Testobjekt mit 81 Zentimetern Bilddiagonale beträgt der Verbrauch ausgeschaltet unter 0,2 Watt. Im Betrieb zeigt das Strommessgerät* stolze 75 Watt. Der Energiesparmodus, der das Display etwas verdunkelt, wirkt sich gewaltig aus: Auf 48 Watt sinkt der Verbrauch bei gleichem Bild in der „E-Save“-Einstellung mittel, auf 35 Watt in stark. Eine lohnenswerte Einstellung auf unserem LG-Fernseher.
Bei Blu-ray und Surround-Verstärker ist der Standby-Verbrauch ebenfalls unter 0,2 Watt. Aktiv verbraucht der Sony-Player 9,5 Watt. Der Onkyo-Verstärker mit niedriger Leistung heizt mit 52 Watt, ohne dass ein Ton erklingt. Ausschalten bei Nichtbenutzung ist also Pflicht! Im aktiven Betrieb jagt die Anzeige schnell in den dreistelligen Bereich, über 150 Watt bei moderater Lautstärke. Plus aktiver Teufel-Subwoofer: 9 Watt. Letzterer verbraucht im Auto-Modus, bei dem sich das Gerät bei Audiosignalen von alleine einschaltet, schon 6,6 Watt, viel zu viel! Legt man dagegen den Aus-Schalter um, herrscht Stille in der Leitung.
Merke: Geräteeinstellungen sind wesentlich für Verbrauchsunterschiede: helles Bild, dunkles Bild, Bewegungen, Lautstärke und so weiter. Unsere Werte sind deshalb als Orientierung zu verstehen – zumal sie nicht über einen längeren Zeitraum erhoben wurden, um einen „geräterepresentativen“ Wert zu erhalten. Gleiches gilt für die Rechner und mobilen Geräte.
Apple-Rechner
Kommen wir zu den Apple-Geräten. Einmal den guten alten PowerMac G5 durchgestartet – wir landen schnell im dreistelligen Bereich, über 120 Watt. Ohne ihm etwas abzuverlangen, und ohne Monitor. Ruhemodus: 5,5 Watt. Aus: 2 Watt. Weniger geht nur durch Stecker ziehen. Vor ein paar Jahren waren das keine schlechten Werte für so ein Arbeitstier.
Aus ist nicht aus – das stellen wir beim iMac 24 Zoll (2,8 Gigaherz Intel Core 2 Duo) von 2008 ebenso fest. 1,6 Watt saugt der Rechner aus der Leitung. Im Ruhemodus sind es 2,2. Im Betrieb (ohne rechenintensive Aufgabe durchzuführen) verbraucht der iMac 106 Watt, sofern der Bildschirm auf maximale Helligkeit eingestellt ist. Dunkel (und das ist beim iMac immer noch recht hell) sind es nur noch 80 Watt. Will man den Rechner in der Kaffeepause nicht ausschalten, so lohnt es sich, zumindest den Bildschirm auszuschalten (in den Systemeinstellungen): knapp 33 Watt fallen noch an.
Noch deutlich sparsamer arbeitet, wer ein MacBook sein eigen nennt. Klar, das kleinere Display macht sehr viel aus, zudem legte Apple für einen langen Akkubetrieb Wert auf effizientes Verhalten. Beim MacBook Pro 15 Zoll (2,52 Gigaherz Intel Core 2 Duo, Unibody von 2009) haben wir bei voll geladenem Akku einen Verbrauch von 1,1 Watt im Ruhemodus erhoben. Dunkles Display 17 Watt, maximale Helligkeit 21 Watt. Der kleine Bruder mit 13 Zoll (2,26 GHz, Jahr 2010) verbraucht grob 5 Watt weniger. Nochmal der Hinweis: Dies ist keine Langzeiterhebung. Je nach laufenden Prozessen schwankt der Wert, und steigt erst recht bei Bildbearbeitung, Film rendern oder spielen.
iOS-Geräte
Ähnliches gilt für die iOS-Geräte iPhone, iPod touch und iPad. Zuverlässig die Unterschiede zwischen einzelnen Parametern (Bluetooth an/aus, WiFi,...) zu erheben, war uns nicht möglich, zumal wir die Genauigkeit unseres Messgerätes unter 0 Watt nicht beschwören wollten. Probiert haben wir es dennoch.
Einmal iPad-2-Akku volltanken von 10 Prozent Ladestatus verbrauchte 0,042 kWh, rund 1 Cent (im Foto ist der Eurobetrag um 2 Stellen verschoben).
Das iPhone 4 verbraucht bei dunklem Bildschirm 1,2 Watt, hell 1,8 Watt. Auch diese Werte liegen einige Milliwatt unter dem 3GS. Der Vorgänger zieht vor allem bei UMTS, WiFi, Bluetooth und GPS, nämlich insgesammt 2,2 Watt. Das iPhone 4 leistet dies mit 1,5 Watt. Alle Werte hier stark schwankend, man müsste also das Telefon im Normalbetrieb 3 Tage lang messen. So lange wollten (und konnten) wir das Handy jedoch nicht an der Strippe lassen.
Zubehör
Noch ein paar Werte weiterer Produkte:
- Alice W-Lan-Router: 8 Watt im Betrieb; 0,4 Watt ausgeschaltet
- HP All-in-One Drucker, Scanner, Kopierer: 4,3 Watt angeschaltet; 0,6 Watt aus.
- Belkin Steckdosenleiste mit Überspannungsschutz: 0,4 Watt an; unter 0,2 Watt aus.
- Belkin USB-Hub ohne angeschlossenem Verbraucher: 1,4 Watt
- USB-Hub mit angeschlossener 2,5-Zoll-Festplatte außer Betrieb: 2,5 Watt
- Apple USB-Ladegerät: unter 0,2 Watt
- Billig-Netbook von Samsung im Ruhemodus: 0,3 Watt
Kosten
Was bedeuten nun die Zahlen für die Praxis und den Geldbeutel? Wer kein Physikfreund ist, bedient sich am einfachsten an einem Stromverbrauchsrechner. Täglich eine Stunde mit dem iPad surfen, bei gut gerechnet 5 Watt und 24 Cent pro Kilowattstunde ergibt 44 Cent (1,8 kWh) pro Jahr. Der entsprechende Wert auf dem iMac bei 90 Watt: 7,88 Euro (32,85 kWh). Ein anteiliger Betrag für den Grundpreis ist da jedoch nicht berücksichtigt.
Weiteres Beispiel: Für täglich 1 Stunde Simpsons ein kleines Netbook (16 Watt bei DVB-T-Betrieb) statt des TVs (75 Watt) verwenden, spart im Jahr 5,17 Euro (6,57 Euro versus 1,40 Euro). Macht aber weniger Spaß.
Kleinvieh macht auch Mist: 10 vorbildliche Geräte mit einem Standby-Verbrauch von 0,2 Watt kommen immerhin noch auf 17,5 kWh im Jahr, was 4,21 Euro kostet. Ein kleiner Betrag, nimmt man ihn nicht mal die 40 Millionen Haushalte in Deutschland.
Fazit
Es spart, wer modern ausgerüstet ist: Neues statt altes Gerät, passende Leistung statt Energieschleuder, Tablet statt Standrechner verwenden.
Noch mehr spart, wer ausschaltet. Also Zeitung lesen und Tee trinken? Falsch! Der Wasserkocher arbeitet mit 2000 Watt, ein Liter Wasser kochen verbraucht 0,1 kWh.
Nein, auf die Tasse Tee und das Mac-Vergnügen will hier in der Redaktion natürlich keiner verzichten. Leicht einsparen lässt sich aber verschwendete Energie, wie bei dem W-Lan-Router. Die Verbindung zu Hause wird nur 4 Stunden am Tag genutzt? Ausschalten bringt also 20 Stunden Ersparnis pro Tag, a 8 Watt.
Ergibt 14 Euro mehr im Geldbeutel pro Jahr, und vor allem ein gutes Gewissen. Allein wegen des Routers.
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