Jahrzehntelang konnten wir einen Mac am Geräusch erkennen – nämlich am Startup-Sound. Die aktuellsten Macs sind aber verstummt. Der Entwickler der Apple-Sounds erklärt, was er davon hält – und warum er beim iPhone immer an seine Kamera aus den 1970ern denkt.

 
macOS High Sierra 10.13
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Mac-Startup-Sound: Er sollte nicht mehr an Abstürze erinnern

Wer in den Einstellungen von macOS Soundeffekte auswählt, findet dort einige Klänge, die seit über 25 Jahren Teil von Apples Desktop-Betriebssystem sind. CNBC hat sich mit Jim Reekes unterhalten – der Mann, der hinter zahlreichen Apple-Sounds steckt. Unter anderem auch hinter dem „Startup-Sound“.

Lange Zeit konnten aufmerksame Zuhörer einen Mac genau an dem Geräusch erkennen, das direkt nach dem Einschalten zu hören war. Den bekannten Sound gab es ab 1991, mit der Einführung des ersten Macintosh Quadra. Zuvor war der Startup-Sound des Mac ein weniger weiches Geräusch, das Reekes sehr nervte – vor allem deshalb, weil Macs damals oft abstürzten. Die meisten Leute verbanden den Startup-Sound daher mit einem „Crash“.

Sound-Designer „schmuggelte“ Sound ins System ein

Reekes setzte sich also hin und nahm mit seinem Keyboard einen neuen C-Dur-Akkord auf, für den er sich vom End-„Tusch“ des Beatles-Songs „A Day in the Life“ inspirieren ließ. Der zweite Schritt – den Akkord auch zum Mac-Sound zu machen – gestaltete sich dann aber deutlich schwieriger: Reekes hatte eigentlich gar keine Erlaubnis, den Sound zu ändern, er handelte auf eigene Faust. Er fragte dann seine Ingenieurs-Kollegen bei Apple, ob sie den Sound nicht einfach in den ROM des Quadra „einschmuggeln“ könnten. Als sich dann andere Ingenieure beschwerten, kam einfach die Ausrede, dass es kurz vor der Veröffentlichung doch zu riskant sei, noch einmal etwas am ROM zu verändern.

Dass neue Macs – ab dem MacBook Pro 2016 – jetzt beim Einschalten gar kein Geräusch mehr machen, gefällt Reekes überhaupt nicht. Das sei ungefähr so, wie in ein Restaurant zu kommen, in dem einen niemand begrüßt. „Das fühlt sich einfach seltsam an“, so der „Vater“ des Startup-Sounds. Letzterer lässt sich aber immerhin mit einem Trick auch bei aktuellen Macs wieder reaktivieren.

Mac-Sound „Sosumi“: „Verklagt mich doch, Beatles!“

Dass der Sound ausgerechnet aus einem Beatles-Song hervorging, ist derweil ein besonders pikantes Detail: Apple hatte sich ab den 1980er Jahren mit dem Beatles-Label Apple Records um die Namensrechte an „Apple“ gestritten – und darauf geeinigt, dass Apple Computer (wie das Unternehmen damals hieß) einfach nicht im Musik-Bereich aktiv werden dürfte. Die Beatles-Anwälte wurden dann wieder aufmerksam, als Macs immer mehr Geräusche abspielen konnten. In dieser Zeit entstand auch das bekannte Geräusch „Sosumi“, dessen geistiger Vater ebenfalls Jim Reekes ist.

Reekes berichtet, dass er das Geräusch, das wie ein Xylophon klingt, seinerzeit zuerst „Let it Beep“ nennen wollte, um die Beatles zu ärgern. Das war aber natürlich nicht erlaubt. Reekes dachte sich „dann verklagt mich doch“ – auf Englisch: „so sue me“. Plötzlich kam er auf die Idee, dass das vielleicht ein schöner Name wäre, wenn man die Bezeichnung weniger offensichtlich machen würde. Also kreierte er das japanisch anmutende Wort „Sosumi“. Die Beatles erlauben Apple mittlerweile längst, im Musik-Bereich aktiv zu sein, das schöne Geräusch ist aber mit demselben Namen immer noch Teil des Mac.

iPhone-Kamera-Sound: Es ist eine Canon aus den 1970ern

Der Sound-Designer arbeitete aber nicht nur mit seinem Keyboard, sondern auch mit Alltagsgegenständen. Als der Mac auch dann ein Geräusch machen sollte, wenn der Benutzer ein Bildschirmfoto aufnimmt, griff Reeks zu seiner Canon-Kamera AE-1 aus den 1970er Jahren, nahm deren Auslöser-Geräusch auf und verlangsamte den Ton. Dieser wurde aber erst wirklich berühmt, als er Teil des iPhone wurde – immer dann, wenn der Benutzer ein Foto aufnimmt. Jedes Mal, wenn Reekes heute ein iPhone mit Foto-Soundeffekt hört – was natürlich sehr oft vorkommt –, meint er, seine 40 Jahre alte Kamera zu hören.

Reekes ist übrigens schon lange kein Apple-Mitarbeiter mehr: Er verließ das Unternehmen Ende der 1990er Jahre, kurz vor dem „Dot-Com“-Börsencrash und vor Apples wirklich großen Erfolgen. Wäre er länger geblieben, hätte er dann Aktienoptionen erhalten, die – so meint er – heute rund 8 Millionen US-Dollar wert wären. Auch wenn er für die Apple-Geräusche, die aus seiner Feder stammen, keine Tantieme erhält, wäre er dann ein reicher Mann geworden. Obwohl er im Video-Interview mit CNBC darauf verweist, wie ein Mann aussieht, der kurz vor den Tränen steht, bekommt man doch den Eindruck, dass er sich damit abgefunden hat.

Quelle: CNBC via 9to5Mac