Ist es euch auch schon aufgefallen? Hollywood-Filme zeigen immer weniger Sexszenen und Erotik. Die Filmindustrie wird prüder und verliert zunehmend die Lust an der „schönsten Nebensache der Welt“. Doch was sind die Gründe für diese neue Enthaltsamkeit? Eine sehenswerte Dokumentation geht der Sache auf den Grund – aktuell noch kostenlos in der Mediathek der öffentlich-rechtlichen Sender verfügbar.
Prüdes Hollywood – neue Doku kostenlos in der Mediathek
Ältere Semester werden sich erinnern: Filme wie „Basic Instinct“ oder „Eine verhängnisvolle Affäre“ sorgten einst mit ihren prickelnden Szenen für handfeste Skandale und volle Kinokassen. Doch mit der Freizügigkeit der Vergangenheit ist es vorbei – Hollywood entdeckt die Keuschheit neu. Warum?
Die neue Dokumentation der Filmemacherin Viola Löffler – „Prüdes Hollywood – Laster, Lust und Leidenschaft im Film“ – sucht Antworten auf genau diese Frage. Der Film ist aktuell kostenlos in der Arte-Mediathek abrufbar (bei Arte ansehen) und auch beim ZDF verfügbar (beim ZDF ansehen) – aber nur noch bis zum 7. Juli 2025. Alternativ gibt es die Doku auch direkt auf dem YouTube-Kanal von Arte.
Sorgte in den 90ern für heiße Diskussionen:
Hollywood hat offenbar genug vom körperlichen Knistern. In der sehenswerten Doku kommen Filmschaffende, Branchenexperten und Intimitätskoordinatoren zu Wort und erklären, warum Sexszenen im Mainstream-Kino immer seltener werden. Die große Frage: Wird Hollywood wirklich prüder – oder einfach nur vorsichtiger?
Die Antworten sind vielschichtig. Ja, Debatten wie #MeToo haben ein neues Bewusstsein für Grenzen geschaffen. Und ja, bei milliardenschweren Produktionen scheut man inzwischen jedes Risiko – auch das der Erotik. Sex verkauft sich heute eben nicht mehr automatisch gut, zumindest nicht auf der großen Leinwand.
Wer es dennoch heißer mag, wird eher im Arthouse-Kino oder bei Streaming-Produktionen fündig. Die Blockbuster-Welt überlässt das Thema lieber den kleinen, mutigeren Formaten. „Prüdes Hollywood“ zeigt dabei nicht nur, wie sich Beziehungsbilder, Geschlechterrollen und Körperideale verändert haben – sondern auch, was das über uns als Gesellschaft aussagt.
Sind wir übersättigt von der ständigen Verfügbarkeit pornografischer Inhalte? Hat sich der erotische Blick schlicht in die Streaming-Nische zurückgezogen? Oder spiegelt das Kino nur wider, was sich in unseren Betten abspielt – oder eben nicht mehr?
Echte Profis kommen zu Wort
Mit dabei: Joe Eszterhas, Drehbuchautor des Erotikthrillers „Basic Instinct“, erklärt, warum es in den 90ern noch so richtig zur Sache ging. Catherine Breillat, Arthouse-Provokateurin, bricht in ihren Filmen konsequent mit moralischen Tabus. Und Ita O’Brien, eine erfahrene Intimitätskoordinatorin aus Hollywood, zeigt, wie durch ihre Arbeit heute authentischere, mutigere – und ja, sogar bessere – Sexszenen entstehen können.