Was hat RTL vor, wenn plötzlich 1,1 Milliarden auf dem Konto landen?
Der Medienkonzern RTL verkauft sein niederländisches Geschäft an den belgischen Medienriesen DPG Media – und zwar für satte 1,1 Milliarden Euro. Das hat jetzt die niederländische Wettbewerbsbehörde ACM unter strengen Auflagen genehmigt. Zufall oder cleverer Finanzschachzug? Die frische Milliarden-Spritze könnte genau zur rechten Zeit kommen – schließlich will RTL demnächst Sky Deutschland übernehmen und damit den Streaming-Markt ordentlich durcheinanderwirbeln.
DPG Media übernimmt RTL Nederland – was steckt dahinter?
Ab dem 1. Juli gehört RTL Nederland offiziell zur belgischen DPG-Gruppe, die unter anderem bereits Marken wie VTM, HLN, NU.nl und De Volkskrant unter ihrem Dach vereint. RTL gibt damit einige seiner wichtigsten TV-Sender ab: RTL 4, RTL 5, RTL 7, RTL 8 und RTL Z – ebenso wie die Wetter-App Buienradar und den niederländischen Streamingdienst Videoland (Quelle: VRT).
Doch ganz so einfach war die Übernahme nicht. Die niederländische Wettbewerbsbehörde ACM ließ sich über anderthalb Jahre Zeit, bevor sie den Deal nun mit einem ganzen Katalog an Auflagen genehmigte. So müssen unter anderem die beliebten Nachrichtenportale RTL Nieuws und NU.nl weiterhin kostenlos bleiben und redaktionell unabhängig voneinander arbeiten. Auch dürfen Inhalte nicht wild hin und her kopiert werden – jede Marke soll ihre Identität behalten.
Milliarden für Sky? Verkauf bringt frisches Kapital
Die große Frage: Warum verkauft RTL ausgerechnet jetzt? Die Antwort könnte ein paar Hundert Kilometer weiter südlich liegen. Denn RTL hat Großes vor – wie wir bereits berichteten, steht der Kauf von Sky Deutschland kurz bevor. Und der dürfte ebenfalls eine ordentliche Summe verschlingen.
Zufall also, dass RTL genau jetzt 1,1 Milliarden Euro aus einem Deal mit den Belgiern einnimmt? Fakt ist: Mit dem Verkauf von RTL Nederland verschafft sich die Bertelsmann-Tochter nicht nur finanziellen Spielraum, sondern entledigt sich gleichzeitig eines Marktes, auf dem DPG ohnehin schon mächtig Druck macht.
Klar ist auch: Mit dem bevorstehenden Sky-Deal will RTL seine Stellung im deutschsprachigen Streaming- und TV-Markt massiv ausbauen. Sky bringt neben Sportrechten auch hochwertige Eigenproduktionen, einen soliden Pay-TV-Kundenstamm und wertvolle Infrastruktur mit.
DPG Media wiederum freut sich über ein gestärktes Standbein in den Niederlanden. CEO Erik Roddenhof kündigte bereits Investitionen in Inhalte und Technik an – vor allem der Ausbau von Videoland dürfte im Fokus stehen, um gegen Netflix & Co. konkurrenzfähig zu bleiben.
Fazit: Cleverer Deal mit doppeltem Effekt
RTL verkauft, RTL kauft – und das Ganze ist kein Widerspruch, sondern wohl Teil eines größeren Plans. Wer Sky übernehmen will, braucht Kapital. Und wer das eigene Streaminggeschäft internationaler aufstellen möchte, muss sich auch mal von Märkten trennen. Mit dem Verkauf von RTL Nederland zieht RTL die nötigen finanziellen Register – und überlässt den Belgiern ein echtes Medien-Schwergewicht.
Ob am Ende auch deutsche Zuschauer profitieren, zeigt sich wohl erst nach dem Sky-Deal. Aber eins ist sicher: Die Streaming-Landschaft sortiert sich gerade neu – und RTL mischt kräftig mit.