Bei diesem US-Start-up hat das Versprechen vom ewigen Leben einen großen Haken. Denn mit dem Gehirn hat Nectome etwas ganz Spezielles vor.
Startup will das Gehirn konservieren – das steckt dahinter
Das US-Start-up Nectome hat ein Verfahren entwickelt, um das menschliche Gehirn zu konservieren. Ein chemischer Prozess soll das Gehirn haltbar machen. Und das so lange und so gut, dass Wissenschaftler in ferner Zukunft noch damit arbeiten können.
Hinter dem Konzept des Start-ups steckt der Wunsch nach ewigem Leben – oder zumindest der Wunsch nach einem ewigen Bewusstsein. Denn: Das konservierte Gehirn soll in Zukunft Grundlage für eine Computersimulation sein. Durch Einscannen des Gehirns erwecken Wissenschaftler den Menschen dann – zumindest virtuell – wieder zum Leben.
Das Verfahren ist „zu 100 Prozent tödlich“
Das Verfahren des Start-ups ist „zu 100 Prozent tödlich“, gibt Mitgründer Robert McIntyre zu. Die Konservierung des Gehirns beginnt Nectome noch am lebenden Menschen. Das Gehirn sollte nämlich unbedingt „frisch“ sein, berichtet das Portal MIT Technology Review.
Patienten, die kurz vor dem Tod stehen, will Nectome an eine Herz-Lungen-Maschine anschließen. Über die Halsschlagadern wird in den noch lebenden Körper dann eine chemische Lösung gepumpt – unter Betäubung. Das Vorgehen hat das Nectome-Team in diesem Jahr schon erprobt – damals allerdings an einer bereits verstorbenen Patientin.
Das Verfahren ist in den Vereinigten Staaten legal, sagen Juristen. Zunutze macht sich Nectome den kalifornischen „End Of Life Option Act“. Der lässt es zu, dass Ärzte Patienten mit Krankheiten im Endstadium beim Suizid helfen dürfen.
Es gibt sogar eine Warteliste
Rund eine Million US-Dollar hat das Start-up bereits gesammelt und vom US-Institut für mentale Gesundheit einen Zuschuss in ähnlicher Höhe eingestrichen. Die Interessenten stehen Schlange – allerdings zwangsläufig. Noch kann man Nectomes Dienstleistung nicht einfach kaufen. Bis es soweit ist, könnte es noch Jahre dauern, schreibt MIT Technology Review.
Es gibt aber eine Warteliste: Ein Platz darauf kostet 10.000 US-Dollar. Wer seine Meinung ändert und nicht als Simulation wiederbelebt werden will, kann jederzeit zurücktreten und bekommt sein Geld zurück.
Auf der Liste stehen derzeit 25 Personen. Einer davon, Sam Altman, ist erst 32 Jahre alt, glaubt aber fest daran, dass das menschliche Gehirn noch zu seinen Lebzeiten digitalisiert werden kann: „Ich gehe davon aus, dass mein Gehirn in die Cloud hochgeladen wird.“
Die Technologie hat Gegner
Ob das Bewahren und Digitalisieren von Gehirnen richtig und sinnvoll ist, ist umstritten. Gegner bezeichnen das Verfahren als Betrug. Und das auch aus gutem Grund: Noch konnte beispielsweise niemand nachweisen, dass Erinnerungen im Gewebe des Gehirns gespeichert bleiben. Der Neurologe Michael Hendricks stellt eine vielleicht noch wichtigere Frage in den Raum: Ist es sinnvoll, künftige Generationen mit unseren Gehirnen zu belasten? Es gebe schließlich genug Probleme auf der Welt.
Quelle: MIT Technology Review