Kommt nach der Pille und Kondom jetzt das Smartphone als Verhütungsmittel? In den USA ist die App „Natural Cycles“ als offizielles Verhütungsmittel anerkannt. Dieser Schritt sorgt für Aufregung, denn die Zuverlässigkeit ist umstritten.

 
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„Natural Cycles bietet dir Verhütung mit mehr sexueller Freiheit“, heißt es auf der Seite des Unternehmens. Es klingt verlockend: Das kleine schwedische Start-up zeigt auf seiner App die fruchtbaren Tage der Frau und verhindert damit eine ungewollte Schwangerschaft. „Eine natürliche Verhütungsmethode – ohne Nebenwirkungen und so sicher wie die Pille“, heißt das Versprechen. Nun hat die US-Arzneimittelbehörde FDA „Natural Cycles“ als erste Verhütungs-App für den Markt zugelassen. Weder die Methode noch die App sind dabei neu.

Trotzdem sorgt das Vorgehen der US-Behörde für Aufsehen: Bisher werden solche Apps nur als Gesundheits-Apps geführt und nicht als sicherer Schutz gegen eine Schwangerschaft. Der Berufsverband der Frauenärzte warnt inzwischen explizit, bei der Verhütung allein auf solche Apps zu setzen. Natürliche Verhütung über die Messung der Körpertemperatur sei nie ganz sicher.

Das Unternehmen stört dieser Umstand wenig: Es darf seine App jetzt in den USA offiziell als Verhütungsmittel verkaufen. In Europa ist es bereits seit 2017 zertifiziert. Der Download der App ist kostenlos, die Nutzung kostet zehn Dollar pro Monat.

Natural Cycles App

Natural Cycles App

NaturalCycles Nordic AB
Natural Cycles - Birth Control

Natural Cycles - Birth Control

NaturalCycles AG

Wer seine Familienplanung noch nicht abgeschlossen hat, bekommt hier ein paar Tipps:

Die Risiken bei der Verhütung per Handy

„Klinische Studien bestätigen, dass die Wirksamkeitsrate von Natural Cycles 93 % beträgt“, schreibt das Unternehmen. Für die Zulassung durch die US-Behörde wurden die Nutzungsdaten von 15.570 Testerinnen analysiert. Sie benutzen die App durchschnittlich über acht Monate. Der Arzneimittelbehörde zufolge würden statistisch betrachtet bei dauerhaft korrekter Benutzung im Laufe eines Jahres 1,8 Prozent der Frauen schwanger. Die Fehlerquote der Methode wurde mit 6,5 Prozent angegeben.

Für die Pille liegt dieser Wert bei neun Prozent, für Kondome bei 18 Prozent. Interessant ist allerdings, dass bei der App keine menschlichen Fehler einbezogen werden, anders als bei den klassischen Verhütungsmittel.

Zweifel an der Zuverlässigkeit wecken Meldungen aus Schweden, nach denen ungewollte Schwangerschaften von fast 40 Frauen bekannt wurden, die mithilfe der Zyklus-App verhütet hatten. Die schwedische Gesundheitsbehörde leitete daraufhin Ermittlungen gegen die Firma ein, die immer noch laufen.

Als sichere Alternative zur Pille gilt die App also nicht. 100 Prozent Sicherheit bieten allerdings auch Pille und Kondom nicht.

Quelle: Welt, Berufsverband der Frauenärzte, Natural Cycles