Wikipedia ist heute offline: Protest gegen Artikel 11 und 13 der EU-Urheberrechtsreform

Der Protest gegen Artikel 13 der geplanten Urheberrechtsreform reißt nicht ab. Unterstützung erhalten die Gegner nun von Wikipedia. Die deutsche Version der Enzyklopädie wird heute für einen Tag abgeschaltet.
Wikipedia protestiert gegen Artikel 11 und 13 mit Abschaltung
Update vom 21.03.2019, 07:30 Uhr: Wikipedia Deutschland ist heute wie angekündigt nicht erreichbar. Wer die Enzyklopädie aus Deutschland besucht, landet nur auf einer schwarzen Seite, die den Protest gegen Artikel 11 und Artikel 13 der kommenden EU-Urheberrechtsreform erklärt. Außerdem wird dazu aufgerufen, die Abgeordneten zu kontaktieren. Noch ist die finale Abstimmung nicht gelaufen und man kann noch etwas ändern – auch wenn einige EU-Politiker die protestierenden Bürger, die für ihr Recht auf Meinungsfreiheit im Internet kämpfen, als Mob und Bots ansehen. Am 23. März 2019 finden in ganz Europa in vielen Städten Demonstrationen statt. Wer das freie Internet ohne Upload-Filter genießt, sollte spätestens jetzt anfangen dafür zu kämpfen.
Originalartikel:
Während in vielen deutschen Großstädten der Protest gegen die EU-Urheberrechtsreform und den Artikel 13 auf die Straße getragen wird, bekommt die Bewegung Schützenhilfe von Wikipedia. Die deutschen Autoren haben sich mit einer eindeutigen Mehrheit dazu entschlossen, die deutschsprachigen Inhalte am 21. März 2019 abzuschalten. Stattdessen landen die Besucher auf einer schwarzen Seite, die folgenden Text beinhalten wird:
Die geplante Reform könnte dazu führen, „dass das freie Internet erheblich eingeschränkt wird. Selbst kleinste Unternehmen müssten fehleranfällige und technisch unausgereifte Upload-Filter für sämtliche ihrer Inhalte einsetzen (Artikel 13) und für minimale Textausschnitte aus Presseerzeugnissen Lizenzen erwerben, um das sogenannte Leistungsschutzrecht für Presseverleger einzuhalten (Artikel 11).“ – zitiert Golem.
Mit dieser Aktion werden also nicht nur, wie von der Politik oft gesagt, die jungen Leute auf YouTube erreicht, sondern alle Nutzer von Wikipedia. Das ist ein starkes Signal der Online-Enzyklopädie gegen die geplante EU-Urheberrechtsreform mit Upload-Filter. Anders ist die Kontrolle der Inhalte nämlich nicht möglich, auch wenn Politiker wie Axel Voss immer wieder das Gegenteil betonen. Eine Lobbyistin bezeichnet diesen Schritt als „terroristische Methode“.
Das zeigt deutlich, wie wichtig der Protest von bekannten Stellen ist.
Artikel 13 bedroht kostenloses Lehrmaterial
Welche Folgen die EU-Urheberrechtsreform mit Artikel 13 noch hätte, wurde von der „Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet“ (ZUM) in einem offenen Brief an die EU-Abgeordneten zusammengefasst. Es handelt sich um einen gemeinnützigen Verein, der lizenzierte Unterrichtsmaterialien für Lehrer zur Verfügung stellt. Durch die EU-Urheberrechtsreform würde ein enormer Verwaltungsaufwand auf die Organisation zukommen, die von den ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht geleistet werden kann. Eine Haftung für die dort bereitgestellten Inhalte würde einen weiteren Betrieb unmöglich machen.
Es handelt sich zwar um eine gemeinnützige Organisation, durch die auf der Webseite angezeigte Werbung werden aber Einnahmen erzielt. Dadurch wäre der Verein angreifbar und könnte als profitorientiertes Unternehmen eingestuft werden. Gerichte müssten dann entscheiden, ob das wirklich zutrifft. Genau da besteht ein sehr großes Risiko für diese Plattform – aber auch anderen Anbietern. Die Existenz wäre damit immer bedroht – berichtet heise online auf Nachfrage.
Das Internet hat unseren Wortschatz erweitert:
Protest gegen Artikel 13 geht weiter
Der Protest gegen Artikel 13 und die neue EU-Urheberrechtsreform geht unterdessen weiter und erreicht auch normale Bürger. Am 8. März 2019 hat das ZDF zwei Minuten über die immer stärker werdenden Proteste berichtet. Auch die Tagesschau hat einen Beitrag veröffentlicht. Gleichzeitig versucht die Gegenseite in Artikeln, Interviews und selbst finanzierten Werbevideos für die EU-Urheberrechtsreform Stimmung zu machen. Die Bemühungen werden von der Internet-Community, unabhängigen EU-Berichterstattern, die die Machenschaften hinter den Kulissen aufdecken, aber auch Rechtsanwälten regelmäßig aufdeckt und ans Licht gebracht. Daraufhin versucht man diese mit Beiträgen anzugehen. Auch Tweets mussten gelöscht werden. Was aber einmal im Internet landet, kann so schnell nicht entfernt werden:
Der Kampf gegen Artikel wird am 23. März 2019 seinen Höhepunkt in europaweiten Demonstrationen erreichen. Wo demonstriert wird, erfahrt ihr hier. Danach soll im EU-Parlament abgestimmt werden – auch wenn bereits mehrfach versucht wurde, die Abstimmung vorzuziehen. Zum Glück war die Übersetzung der EU-Urheberrechtsreform noch nicht fertig. Der Kampf gegen Artikel 13 geht also weiter.