Hat der Lappen bald ausgedient? Ein Berliner Unternehmen entwickelt den digitalen Führerschein, den man auf dem Smartphone bei sich hat. In diesem Land wird er getestet.

Digitaler Führerschein: Kosovo wird Vorreiter

„Den Führerschein bitte“: Autofahrer im Kosovo zücken bei der Polizeikontrolle bald ihr Smartphone statt der Plastikkarte. Die Kosovaren werden damit zum Vorreiter: Es ist das weltweit erste Land, das einen digitalen Führerschein erlaubt. Das Berliner Unternehmen Veridos hat eine App entwickelt, mit der sich Autofahrer ausweisen können. Wie funktioniert das? Man scannt seinen klassischen Führerschein ab, woraufhin die Daten auf Servern gespeichert werden. Bei der nächsten Kontrolle erzeugt die App einen QR-Code, der vom Polizisten eingescannt wird.

Vorteil dadurch: Das Smartphone des Beamten vergleicht die Daten mit denen, die beim kosovarischen Verkehrsministerium über den Fahrer hinterlegt sind. „Dadurch wird das Fälschen von Führerscheinen praktisch unmöglich“, sagt Veridos-Geschäftsführer Hans Wolfgang Kunz. Die App ersetzt dabei nicht den klassischen Führerschein, sondern bietet eine weitere Möglichkeit der Überprüfung. Allerdings stellt sich die Frage, was passiert, wenn der Akku des Smartphones leer sein sollte und auch die notwendige Mobilfunkverbindung könnte zu Problemen führen.

Für den ersten Test fiel die Wahl daher nicht zufällig auf den Kosovo, denn es bringt alle nötigen Voraussetzungen mit: Das Land hat eine sehr gute Mobilfunkabdeckung und ist nicht Mitglied der EU. Das heißt, es muss keine langwierigen Abstimmungen mit der Europäischen Union durchführen, um den Führerschein digital anzubieten.

Führerschein ist erst der erste Schritt

Die App könnte in Zukunft auch weitere Ausweise speichern und auch zum Empfang von Behördennachrichten genutzt werden. So bekommt man beispielsweise einen Bußgeldbescheid direkt auf das Handy geschickt. Für einen Start in Deutschland müssten allerdings erst Gesetzesänderungen erfolgen und auch der Datenschutz gesichert sein. Auch die Behörden sind von solchen kühnen Ideen noch sehr weit entfernt. Vom lückenhaften und lahmen Mobilfunknetz in Deutschland wollen wir gar nicht erst anfangen.

Quelle: Veridos, Hamburger Abendblatt