Dialoge können nervtötend sein, doch sie haben auch enormes Potential! Tatsächlich sind gut geschriebene Gespräche je nach Spiel sogar einer der wichtigsten Faktoren und können ein echtes Highlight sein! Doch was genau macht einen guten Dialog aus? Was können sie konkret bewirken?

 
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Zwischensequenzen und Dialoge können in Videospielen ganz schön anstrengend sein. Es kommt nicht selten vor, da haue ich wie bescheuert auf die Knöpfe, bloß um die langweilige Sequenz schnellstmöglich zu überspringen. „Es interessiert mich nicht, also halt bitte die Klappe und lass mich endlich weiter spielen!“ – diesen Gedanken kennen sicherlich auch einige von euch.

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Oh Phi, halte doch bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte endlich mal deine Klappe!

Der Grund für mein genervtes Desinteresse liegt zumeist an der Qualität der Texte. Auch heute haben viele Spiele leider noch sehr stümperhaft geschriebene Dialoge, für die man sich selbst bei Telenovelas schämen würde. Und dann sind sie oftmals zusätzlich auch noch sehr inhaltsarm und können zu der (schlimmstenfalls generell uninteressanten) Handlung nichts Nennenswertes beisteuern. Warum sollte es mich also interessieren, was die Charaktere zu sagen haben? Sie halten mich mit ihrem Gesabbel nur davon ab, das Spiel zu spielen.

Dialoge als Highlight

Es gibt inzwischen jedoch auch einige Spiele, bei denen die Dialoge und Zwischensequenzen nicht stören, sondern ein regelrechtes Highlight darstellen. Das ging bei einem Mass Effect sogar so weit, dass ich die Shooter-Passagen, die Kernkomponente des eigentlichen Gameplays, nur noch als belangloses Beiwerk empfand. Ich spiele Mass Effect gewiss nicht aufgrund seiner Qualitäten als Deckungs-Shooter, sondern für die Charaktere und die Handlung, die eben vorwiegend durch die Dialoge getragen wird.

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Schusswechsel? Action? Ne! Ich bin hier um zu reden!

Das zeigt bereits deutlich, dass gut geschriebene Gespräche eine Menge bewirken können. Oberflächlich betrachtet sind unterhaltsame oder gar amüsante Dialoge natürlich bereits für sich genommen ein Gewinn für jedes Spiel – doch es geht weit tiefer als das.

Nett, dich kennen zu lernen!  

Wenn man eine fremde Person kennenlernen möchte, ist ein gutes Gespräch sicher die beste Idee. Das gilt für die reale Welt, lässt sich aber auch wunderbar auf virtuelle Charaktere übertragen. Wenn ich Dialogen also interessiert lausche, statt sie genervt wegzuklicken, lerne ich meinen Protagonisten und die unterschiedlichen Charaktere in der Geschichte automatisch besser kennen und entwickle im Idealfall sogar eine Beziehung zu ihnen.

BioWare-Spiele sind hier sicherlich einer der Vorreiter. Die Gespräche mit den virtuellen Begleitern stellen die Charaktereigenschaften der virtuellen Begleiter derart geschickt dar, dass nicht wenige Spieler sehr authentische Gefühle für die Charaktere entwickeln. Die Bindung zu den Figuren ist derart hoch, dass mögliche Todesfälle oder ähnlich dramatische Ereignisse im Spieler echte Gefühle auslösen. Die Illusion ist so gut, dass man mit den Charakteren mitfühlt und dabei manchmal vielleicht sogar vergisst, dass es sich nur um virtuelle Figuren handelt.

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Garrus ist mein bester Freund! Also... in Mass Effect. Nicht in echt. Das wäre ja seltsam. Hahaha...

Gut zu wissen!

Doch auch gezielt eingestreute Informationen zur Spielwelt, Handlung oder bevorstehenden Aufgaben können wertvolle Bestandteile einer guten Konversation sein. So können Entwickler dem Spiel nicht nur mehr Tiefgang verschaffen, sondern den Spieler auch gezielt auf bevorstehende Ereignisse und Aufgaben vorbereiten.

Letzteres ist ein sehr entscheidender Punkt, der speziell für Videospiele gilt. Denn wenn sich der Spieler in Gesprächen Tipps und Tricks für Kämpfe oder Quests abholen kann, werden die Dialoge Teil des Gameplays: Der Spieler verschafft sich Informationen, zieht seine Schlüsse und entwickelt somit eine Taktik – er wird also eingeladen mitzudenken.

The Witcher 3 ist hierfür ein exzellentes Beispiel: Wenn ihr mit Titelheld Geralt für eine Quest beispielsweise ein bestimmtes Monster erledigen müsst, könnt ihr euch in Dialogen nützliche Informationen über euren Gegner aneignen. Somit wisst ihr etwa, dass Monster X empfindlich auf Bombe Y reagiert, was den später folgenden Kampf merkbar erleichtert.

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Witcher 3 zeigt es eindrucksvoll: So bettet man wichtige Informationen in Gespräche ein!

Entscheide dich!

Inzwischen gibt es zudem immer mehr Spiele, die die Dialoge selbst nicht mehr passiv präsentieren. Der Spieler nimmt durch Entscheidungen aktiv Teil an den Dialogen und kann Gespräche somit in eine bestimmte Richtung lenken. Auf diese Art und Weise ist es möglich, den Spieler wesentlich direkter in die Dialoge zu involvieren, was seine Aufmerksamkeit und sein Interesse potentiell noch weiter verstärkt.

Außerdem kann man Dialoge so auch organischer in das Spielgeschehen integrieren. Sie sind ein Teil des Gameplays – keine Pause, in der man als Spieler zum Zuschauen verdonnert wird.

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Wie soll es weiter gehen? Du entscheidest!

Die richtige Dosierung

Gut geschriebene Dialoge sind eine Bereicherung für jedes Spiel, doch auch die Dosierung ist wichtig. Je interessanter die Gespräche, desto länger möchte sich der Spieler damit auch beschäftigen – übertreiben kann man es jedoch immer.

Es gibt sogar Spiele, bei denen man die Dialoge auf jeden Fall so kurz wie möglich halten sollte. Ein Super Mario Jump ’n Run seht nun mal für Spielspaß pur und nicht für tiefgründige Storys und ausgiebige Dialoge.

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Okay, bei Super Mario Jump 'n Runs würden ausschweifende Dialoge nur stören.

Wer nichts zu erzählen hat oder den Fokus einfach auf andere Aspekte legen möchte, sollte den Spieler nicht groß mit Dialogen aufhalten. Wenn ein Spiel jedoch eine Geschichte erzählen und den Spieler für seine Charaktere oder die Spielwelt begeistern möchte, kommt ohne gut geschriebene Dialoge nicht weit. Natürlich gibt es mit Titeln wie Shadow oft he Colossus oder Metroid Prime auch Ausnahmen, doch die bestätigen bekanntlich die Regel.