Spiele, in denen du in Wahrheit der Bösewicht bist
Hattest du jemals das Gefühl, dass es in deinen Spielen nicht immer mit rechten Dingen zugeht? Dass deine Taten unter Umständen einen doppelten Boden haben und alles andere als gutartig sind? Wir schon.
Drachen töten, Prinzessinnen befreien, Welt retten — Spiele geben dir nicht selten das Gefühl, als großmütiger Held alles zum Besseren zu verändern. Einige Entwickler nutzen eben jene Erwartungshaltung aber geschickt aus, um dich im Laufe deines Abenteuers mit der bitteren Realität zu konfrontieren: Du bist der Bösewicht!
Die populärsten Beispiele haben wir auf den folgenden Seiten für dich zusammengefasst. Aber Achtung: Spoilergefahr!
Taschendiebstahl, Dunkle Bruderschaft, leer gemordete Dörfer — Skyrim lässt dich deinen Charakter auf die unterschiedlichsten Art und Weisen spielen. Und dazu gehört natürlich auch, ein Bösewicht erster Güte zu sein, der Himmelsrand in Angst und Schrecken versetzt. Und sei es nur, um nach einem Quick-Save „kurz mal etwas auszuprobieren…“
Die Szene in Knights of the Old Republic gehört inzwischen zu den berühmtesten Videospiel-Twists aller Zeiten, der Moment in der Bösewicht Darth Revan seine Maske abnimmt und …
Was du mit diesem Wissen schließlich anstellst, das überlässt das Spiel allerdings dir selbst.
Was genau haben dir all die Monster eigentlich getan? Bedrohen sie deinen Lebensraum? Haben sie deine Freunde oder Familie auf dem Gewissen? Warum verbringst du in Monster Hunter World hunderte Stunden damit, freie Lebewesen abzuschlachten?
Spätestens wenn sie verletzt davon humpeln, um sich in Sicherheit zu bringen und du ihnen vor den Augen ihrer Jungen den Schwanz abhackst, wird dir klar, dass du das wahre Monster bist.
Das alte Konzept des Prinzessin-Befreiens bietet auch die Rahmenhandlung für das Zeitreise-Jump’n’Run Braid. Da das letzte Kapitel jedoch rückwärts abläuft, wird dir erst im spektakulären Finale klar, dass die Prinzessin in Wahrheit vor dir flüchtet. Doch damit nicht genug: Der Epilog legt nahe, dass es sich bei dem Spiel nicht bloß ein harmloses Jump’n’Run, sondern um eine Parabel über den Bau der Atombombe handelt. Kein Witz!
Dass es in einem Spiel, dass auf dem Roman Heart of Darkness und dessen Filmadaption Apocalypse Now basiert, nicht um strahlende Helden gehen wird, dürfte klar sein. Stattdessen wird in Spec Ops: The Line aus der vermeintlichen Rettungsmission ein Abstieg in die Tiefen des eigenen Wahnsinns.
In NieR Automata kämpfst du gegen Roboter, schließlich führen die einen Krieg gegen die Menschheit, die deswegen auf den Mond flüchten musste. Spätestens auf dem Jahrmarkt wird dir aber klar, dass die vermeintlich böswilligen Roboter eigentlich nur in Frieden leben wollen und mehr sind, als nur rohe Kampfmaschinen. Wirst du sie trotzdem weiter bekämpfen?
Es ist bereits eine Kunst, die Story der Metal Gear Solid-Spiele überhaupt nachzuvollziehen. Dementsprechend ist es auch nicht auf den ersten Blick ersichtlich, dass Solid Snake keineswegs der heldenhafte Protagonist ist, der er zu Beginn zu sein scheint.
Eigentlich kämpfst du als Hacker Aiden Pearce für Gerechtigkeit. Etwas seltsam wirken dessen Motive dann aber doch, wenn er beginnt, allein erziehenden Müttern Geld vom Konto zu rauben oder Kleinkriminelle über den Haufen schießt. Watch Dogs 2 lockert das Szenario zwar spürbar auf, dennoch kannst du auch in der Fortsetzung Sicherheitsbeamte töten, die eigentlich nur ihrem Job bei Nudle & Co. nachgehen.
Dass Hotline Miami überhaupt eine Handlung hat, kaschiert das Spiel geschickt, denn in der Regel beginnt jede Mission lediglich mit einem Anruf, der dich zum Unterschlupf vermeintlicher Übeltäter führt, deren Ableben du diskret arrangieren sollst. Wer die diffusen Story-Häppchen des zweiten Teils jedoch zusammen puzzelt, stellt fest, dass er im Original einen Auftragskiller spielt, der Terroranschläge gegen russische Besatzer verübt, die in einer alternativen Zeitlinie den Kalten Krieg gewonnen und die USA erobert haben.
Genau wie Monster Hunter behält sich auch Shadow of the Colossus verdächtig bedeckt, wenn es darum geht, den Kampf gegen die Monster und Kolosse schlüssig zu begründen. Wozu auch, schließlich brauchen erfahrene Spieler keine Erklärung, Hauptsache es gibt was Großes zum töten! Während Monster Hunter die moralische Grauzone deiner Taten jedoch der Interpretation überlässt, konfrontiert dich Shadow of the Colossus letztendlich mit der bitteren Realität.
Wer die Blaue und Rote Edition gespielt hat, weiß es noch genau: Dein Rivale schnappt sich das Pokémon mit Typ-Vorteil, macht optimistische Trainer im Kampf fertig und schnappt dir auch noch den Sieg gegen die Top Vier vor der Nase weg. Zwanzig Jahre später, in Pokémon Sonne & Mond hingegen, hat dein Pokémon den Typ-Vorteil, der optimistische Underdog Tali wird von dir bei jeder Gelegenheit fertig gemacht und schließlich fordert er dich zum Duell heraus, nachdem du zum alleinigen Pokémon-Champion aufgestiegen bist. Sieh es ein: In Pokémon Sonne & Mond bist nicht du der Held —Du bist der fiese Rivale!
„Das Ende von Bioshock Infinite ist zu kompliziert, um es in einem Satz zu spoilern“, hieß es, nachdem der dritte Serienteil kollektiv allen Spielern die Köpfe platzen ließ. Wir versuchen es dennoch, denn wie sich im Epilog herausstellt, sind Bösewicht Comstock und Held Booker die gleiche Person. Also quasi jedenfalls. In einem anderen Universum. Wegen der Taufe. Verstanden? Naja, ok, es ist doch zu kompliziert, um es in einem Satz zu spoilern.
Fallen dir noch mehr Spiele ein, in denen dich der belastende Verdacht nicht los ließ, dass deine Tagen vielleicht gar nicht so heldenhaft sind, wie sie scheinen? Oder spielst du gern mit Absicht den Bösewicht und lässt vor allem in Rollenspielen, die dir die entsprechende Freiheit bieten, so richtig den Tyrannen raus?
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