Pixel 4 XL im Kamera-Test: Das Google-Handy muss sich beweisen
Das Google Pixel 4 XL muss sich im Kamera-Test von GIGA beweisen. Kann es mit der starken Konkurrenz mithalten, die in diesem Jahr schon vorgelegt hat? Finden wir es heraus.
Google Pixel 4 XL im Kamera-Test: Details der Sensoren
Im letzten Jahr hat Google mit dem Pixel 3 noch digital gezoomt und alles die Software machen lassen. In diesem Jahr wurde dem Hauptsensor des Pixel 4 XL ein Teleobjektiv zur Seite gestellt. Damit soll die Bildqualität beim Zoomen verbessert werden. Ein Superweitwinkel gibt es nicht. Bei der Konkurrenz ist das Standard. Laut Google ist die Möglichkeit zu zoomen wichtiger. Beides zu verbauen, kam dem Unternehmen wohl nicht in den Sinn. Die Kamerasensoren im Detail:
- 12,2-MP-Weitwinkel mit f/1.7-Blende, OIS, EIS, Erfassungswinkel von 77 Grad
- 16-MP-Teleobjektiv mit f/2.4-Blende, OIS, EIS, Erfassungswinkel 52 Grad, 2x-Zoom
Zusätzlich gibt es an der Front nur noch eine einzelne 8-MP-Kamera mit f/2.0-Blende. Das ist durchaus ein Downgrade im Vergleich zur Dual-Kamera des Pixel 3. Schauen wir uns nun die Kamera-App an.
Die App wirkt sehr aufgeräumt. Das Google Pixel 4 XL zeigt die wichtigsten Funktionen direkt an. Auf der rechten Seite sieht man den großen Auslöser und hat die Möglichkeit zur Frontkamera und in die Galerie zu wechseln. Mit einem Wisch kann man zwischen den Modi umschalten. Hinter dem kleinen Pfeil auf der linken Seite verbergen sich alle wichtigen Einstellungen. Dort kann man beispielsweise den Timer starten, die Einstellungen für den Blitz ändern und das Seitenverhältnis einstellen. Oben zu sehen in 4:3. Es ist aber auch 16:9 möglich. Kommen wir nun zu den Fotos.
In der langsam untergehenden Sonne erstrahlt der Zerstörer des Marinemuseums in voller Pracht. Ich muss wirklich zugeben, das ist das bisher schönste Foto, das ich davon gemacht habe. Mir sind Details aufgefallen, die mir sonst nie ins Auge gesprungen sind. Beispielsweise die abgeblätterte Farbe an der Front. Oder die Details des Bugs mit den verschiedenen Kammern. Das Google Pixel 4 XL erfasst die Szene perfekt. Die Sonne hilft dabei, dass auch die Farben so richtig schön zur Geltung kommen.
Weiter gehts zum Marineflieger, der leider schon im Schatten lag. Trotzdem bin ich auch hier begeistert, wie das Pixel 4 XL die Farbe erfasst. Bei anderen Smartphones wirkt alles verwischt und einheitlich. Hier sieht man jedes Detail. Und der Zoom?
Das Teleobjektiv arbeitet genau so gut. Man kann das Motiv etwas heranziehen und so mehr Details erkennen. Die Farben werden dabei nicht verändert. Das Problem kennt man von anderen Handys. Per Software geht noch mehr.
Maximal ist ein achtfacher Zoom möglich. Damit bekommt man im Grunde alles näher herangezogen, was wichtig ist. Die Bildqualität leidet aber sichtbar darunter. Es ist nicht mehr alles wirklich scharf. Dafür wirken die Farben weiterhin sehr natürlich. Insgesamt würden wir den digitalen Zoom nur empfehlen, wenn es wirklich sein muss. Ansonsten sollte man bei der maximal zweifachen optischen Vergrößerung bleiben. Jetzt muss sich das Pixel 4 aber richtig beweisen.
Es ist wirklich spannend mit anzusehen, wie das Google Pixel 4 XL einigen Szenen interpretiert und einfängt. Es wirkt tatsächlich viel natürlicher als bei der Konkurrenz. Während ein Samsung Galaxy S10 oder Huawei P30 Pro auf Teufel komm raus versuchen würden das Bild aufzuhellen, lässt Google es einfach so, wie es tatsächlich ist. Wem das nicht gefällt, der kann die Belichtung mit zwei Reglern verändern.
Verwendet man den zweifachen Zoom, dann verändert sich auch die Belichtung des Google Pixel 4 XL – aber nicht zu stark. Das Foto wirkt trotzdem noch natürlich. Die Brücke ist fast schwarz, während das Schiff und die Gebäude im Hintergrund heller wirken. Natürlich gehen in den dunklen Bereichen viele Details verloren, aber das Foto gewinnt so an Charme.
Will man doch noch näher heran, bezahlt man das mit einer deutlich schlechteren Bildqualität. Ich hab schon schlimmere Ergebnisse gesehen – aber auch viel bessere.
Das Google Pixel 4 XL macht beeindruckende Fotos im Gegenlicht. Erstmals sieht man in Echtzeit das HDR-Foto auf dem Bildschirm, noch bevor man auslöst. Da die KI weiß, dass das Gras grün ist, wird auch der Bereich richtig koloriert. Trotzdem fiel es schwer bei so einem Gegenlicht mit dem Handy zu fotografieren. Das Display ist nämlich nicht ganz so hell wie bei der Konkurrenz. Und das merkt man genau in solchen Situation. Trotzdem ein tolles Ergebnis.
Mir gefällt aber nicht jedes Foto, das ich mit dem Google Pixel 4 XL gemacht habe. Oft wirken die Bilder „zu natürlich“ und „echt“. Das klingt jetzt etwas komisch. Wir sind mittlerweile aber an die aufgepumpten Bilder der Samsung-, Huawei- und Apple-Handys gewöhnt, dass man solch natürlichen Fotos nicht mehr als gutes Bild erachtet – obwohl es eins ist.
Zwei Kameras auf der Rückseite bedeuten, dass der Bokeh-Effekt noch besser gelingen dürfte. Das stimmt aber nicht immer. Es kommt auf die Situation an. Bei einem Motiv, das sich deutlich von dem Hintergrund unterscheidet, wird das Ergebnis sehr gut. Probleme gibt es immer noch bei Haaren oder bei zu ähnlichen Farben. Dann werden die Ausschnitte grober. Darauf sollte man beim Fotografieren achten. Hier ist es sehr gut gelungen. Kommen wir zu den Nachtaufnahmen
Pixel-Smartphones sind dafür bekannt, gute Nachtaufnahmen zu machen. Das Pixel 4 XL kann da nicht komplett überzeugen. Im normalen Modus werden die Nachtaufnahmen tatsächlich nicht so toll. Es ist ein deutliches Bildrauschen zu sehen, die sich bewegenden Fahrzeuge wirken unscharf. Der Schriftzug der Bank wird zu hell erfasst und spiegelt sich mitten im Bild. Doch es geht besser.
Es empfiehlt sich, die Nachtsicht-Funktion zu aktivieren. Dabei sieht das Gesamtbild schon deutlich besser aus. Trotzdem gibt es die unschöne Spiegelungen. Das haben das Huawei P30 Pro oder Samsung Galaxy Note 10 Plus besser hinbekommen.
Wenn man keine störenden Lichtquellen hat, wird das Ergebnis viel besser. Die Lampe, die so wirkt, als ob sie die komplette Straße beleuchten würde, ist sehr dunkel und man hat im Grunde nichts gesehen. Das Ergebnis ist sehr gut – auch wenn es leichte Probleme bei der Schärfe gibt. Das Foto wurde aber auch aus der Hand geschossen. Für das nächste Bild musste hingegen ein Stativ her.
Man kann mit dem Google Pixel 4 XL nämlich den Sternenhimmel fotografieren. Das ist ein spezieller Modus, der mehrere Fotos hintereinander mit einer langen Belichtungszeit aufnimmt und die Bilder zusammenfügt. Der Modus kann nicht manuell aktiviert werden. Er aktiviert sich automatisch, wenn das Google Pixel 4 das Motiv erkennt. Die Belichtungszeit lag in diesem Fall bei über vier Minuten. Das Ergebnis kann sich aber absolut sehen lassen. Wenn man die Stadt verlässt und einen tollen Ort findet, wo die Lichtverschmutzung nicht so groß ist, ist noch viel mehr drin.
Selfies kann das Google Pixel 4 XL natürlich auch machen. Und nein, ich habe keinen Sonnenbrand. Die untergehende Sonne hat mir einen kleinen Rotschimmer verpasst, den das Pixel 4 XL so übernommen hat. Insgesamt bin ich mit dem Foto sehr zufrieden. Sowohl ich als auch das Schiff im Hintergrund wurden scharf erfasst. In den Optionen kann man im Übrigen umstellen, dass das Foto in der richtigen Ausrichtung gespeichert wird. Hatte ich hier vergessen einzustellen.
Videos kann das Pixel 4 in maximal 4K und mit 30 Bildern pro Sekunde aufnehmen. Full-HD-Videos gehen mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde – und so hab ich auch gefilmt. Das Ergebnis empfinde ich als sehr gut. Der Bildstabilisator arbeitet sauber und macht das Bild ruhig. Der Weißabgleich ist präzise, es gibt kein unnötiges Pumpen und die Farben wirken natürlich.
Das Google Pixel 4 XL ist insgesamt ein sehr gutes Kamera-Smartphone. Man muss den Stil des Handys aber mögen. Alles wirkt sehr natürlich und wird ohne Kompromisse auch so eingefangen. Die Hauptkamera leistet genau so gute Arbeit wie das Teleobjektiv. Ich hätte mir nur zusätzlich noch einen Superweitwinkel gewünscht – sowie die Möglichkeit zur Aufnahme von 4K-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde. Wer das nicht braucht, ist beim Pixel 4 genau an der richtigen Adresse. Im Kamera-Test erhält das Pixel 4 XL 5 von 5 möglichen Punkten, da es im Großen und Ganzen alles abdeckt, was man im normalen Einsatz benötigt. Die fehlenden Funktionen wären nur das Sahnehäubchen.