Was als Pausenexperiment bei Microsoft begann, wurde zum internen Spitzensport. Bill Gates schien unschlagbar, bis er gegen einen überraschenden Gegner verlor.
Der Beginn der Obsession von Bill Gates
1990 war der Büroalltag bei Microsoft noch weit entfernt von Smartphone-Ablenkungen oder Social Media. Stattdessen verbreitete sich ein kleines internes Spiel wie ein heimlicher Virus: Minesweeper. Eigentlich nur dazu gedacht, die damals neue Computermaus zu testen, entwickelte sich das Puzzlespiel zu einem Bürohit.
Entwickler Curt Johnson und Robert Donner hatten das Programm aus Spaß gebaut: Ein simples Raster, ein paar Zahlen, ein Klick zu viel, und alles flog in die Luft. Doch schnell wurde aus dem harmlosen Experiment ein ernstzunehmender Wettkampf. Und selbst der Chef konnte nicht widerstehen.
Bill Gates auf der Jagd nach dem Minesweeper-Highscore
Bill Gates galt als Perfektionist. Stolz schrieb er seinem Kollegen Bruce Ryan: „Habe den Anfängermodus in zehn Sekunden gelöst. Ist das eine gute Zeit?“ Die prompte Antwort lautete: „Ziemlich gut, aber der Rekord liegt bei acht Sekunden.“
Ab da war es um Gates geschehen. Der Firmengründer klickte, kombinierte und suchte obsessiv nach der perfekten Route durch die Minenfelder – tagsüber im Büro, nachts im Labor, sogar am Wochenende. Schließlich knackte er die Fünf-Sekunden-Marke.
Sein Stolz war groß und der Zeitaufwand noch größer. Seine Freundin Melinda French (später Melinda Gates) hatte genug. Ihre Bitte an Ryan war klar: „Erzähl Bill nichts mehr von neuen Rekorden. Er hat Wichtigeres zu tun.“
Der Bot, der den Chef besiegte
Ryan nahm das mit Humor und hatte eine Idee. Er schrieb ein Skript, das automatisch immer wieder neue Minesweeper-Felder öffnete, immer dieselbe Ecke anklickte und sofort neu startete. Nach vier Tagen reiner Rechenarbeit war es geschafft: Das Spielfeld ließ sich mit einem Klick in einer Sekunde lösen.
Ryan schickte den Screenshot an Gates mit der Nachricht: „Sorry, dein Rekord ist jetzt für immer Geschichte.“ Darauf antwortete dieser: „Mein kritisches Denken wurde von einem Computer geschlagen. Diese Technologie-Sache geht zu weit.“
Fast schon prophetisch – denn drei Jahrzehnte später prägen KI-Modelle, Bots und Automatisierungen tatsächlich unsere Welt. Gates’ scherzhafter Kommentar wirkt heute wie ein früher Blick in die Zukunft.
Vom Pausenspiel zum Welterfolg
Kurz nach dem legendären Büro-Wettkampf wurde Minesweeper Teil von Windows 3.0 und damit zu einem globalen Phänomen. Millionen Nutzer klickten sich durch Minenfelder, feierten Siege in Sekunden oder verfluchten falsche Klicks.
Was viele nicht wissen: Laut dem Buch „Minesweeper“ von Kyle Orland (Boss Fight Books, 2023, auf Amazon ansehen) führte genau diese kleine Sucht am Arbeitsplatz dazu, dass Microsoft später mehr in Spiele investierte.
So funktioniert Minesweeper
Wer Lust auf Nostalgie hat, kann es selbst ausprobieren. Das Prinzip ist simpel: Minesweeper ist ein Logikspiel, bei dem ihr alle sicheren Felder aufdecken müsst, ohne auf eine Mine zu klicken.
Die Regeln im Überblick:
- Linksklick: Feld aufdecken. Ist es eine Mine, ist das Spiel verloren.
- Rechtsklick: Verdächtiges Feld mit einer Flagge markieren.
- Zahlen: Zeigen an, wie viele Minen angrenzen (eins bis acht).
- Ziel: Alle sicheren Felder öffnen, ohne eine Mine zu treffen.
Auf einem verdeckten Spielfeld sind unsichtbare Minen verteilt. Ziel ist es, alle sicheren Felder aufzudecken, ohne eine Mine zu treffen. Wer klug kombiniert, kann Schritt für Schritt alle Minen identifizieren und das Spielfeld räumen.

