Die Vampire sind endlich zurück! Aber hat sich das Warten auch gelohnt? Wir haben die lang erwartete Fortsetzung für euch auf der PS5 durchgespielt.
Fazit zu Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2
An Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2 werden sich die Geister scheiden. Wer eine handfeste Fortsetzung erwartet hat, der wird feststellen müssen, dass sich die Schwerpunkte durch das neue Entwicklerstudio verschoben haben. Aus dem Rollenspiel mit Action-Elementen ist ein Action-Spiel mit ein paar ganz seichten Rollenspiel-Mechaniken geworden.
Eine spielbare Visual Novel, bei der vor allem die Story im Fokus steht und weniger die spielerischen Möglichkeiten. Ihr werdet fest an die Hand genommen und durch eine düstere Welt geführt, die zwar inhaltlich faszinierend ist, aber kaum Raum für Entfaltung oder Individualität lässt.
Wer also Lust hat, zum Vampir zu werden, um eine Neo-Noir-Geschichte zu verfolgen, die interessante Figuren und blutige Kämpfe bietet, der wird mit Bloodlines 2 durchaus seine Freude haben. Wer allerdings seine eigene Story erleben will und möglichst viel Freiheit in einem Videospiel sucht, der sollte womöglich auf einen Sale warten oder das Original nochmal anwerfen. Denn so stimmungsvoll und spaßig Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2 auch sein kann, es bleibt weit hinter seinen spielerischen Möglichkeiten zurück und wirkt damit etwas zahnlos.
- Interessante Story mit einigen erinnerungswürdigen Momenten
- Tolle Atmosphäre dank stimmungsvoller Beleuchtung
- Das Artdesign ist ein Fest für Vampir- und Gothic-Fans
- Prinzipiell faszinierende Welt und Lore
- Viele verschiedene und teilweise sehr coole Vampirfähigkeiten
- Gute englische Sprecher, aber keine deutsche Vertonung
- Moderater Preis (59,99 Euro)
- Dialoge und Entscheidungen haben selten eine direkte Auswirkung
- Kämpfe sind fast immer ein chaotisches Durcheinander
- Belanglose Nebenmissionen
- Abseits von Haupt- und Nebenmissionen bietet die Spielwelt nichts
- Technisch altbacken – dazu kommen fiese Ruckler (PS5 Standard)
- Kaum noch Rollenspiel-Elemente vorhanden
Die lang erwartete Fortsetzung eines Kultspiels
Ganze 21 Jahre nach Vampire: The Masquerade – Bloodlines erscheint nun endlich der Nachfolger des kultigen Rollenspiels. Warum aber gerade Fans des Originals zweimal über den Kauf der Fortsetzung nachdenken sollten, erfahrt ihr in diesem Testbericht.
Der Anfang von Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2 lässt direkt Hoffnung aufkeimen, dass die turbulente Entwicklung inklusive Studio-Wechsel keine allzu großen Spuren hinterlassen hat. So bastelt ihr euch zu Beginn einen Charakter mit einem rudimentären Editor zusammen, wählt dann einen der fünf großen Vampir-Clans aus und erwacht nach einem tiefen Schlaf im verschneiten Seattle der Neuzeit. Ungewöhnlich ist allerdings, dass ihr eine zweite Stimme im Kopf habt, die sich als gesprächiger Kriminalermittler Fabien vorstellt.
Damit fangen die Probleme aber gerade erst an. Denn der Vampir-Prinz von Seattle wurde ermordet und das dadurch entstehende Machtvakuum sorgt für Chaos unter den bluthungrigen Clans. Und zu allem Überfluss spießt ein mysteriöser Killer Menschen, Vampire und Ghule mit Stahlstangen auf.
Eure Aufgabe ist es, den Killer zu ermitteln, die Stimme loszuwerden und zwischen den Clans für Ordnung zu sorgen. Spielerisch bedeutet das vor allem, dass ihr viele Dialoge führt, brutale Kämpfe austragt und die immer gleichen Straßen von Seattle ablauft.

Viel Story, aber kaum spielerische Freiheit
Die Open World von Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2 ist nämlich relativ kompakt und besteht im Prinzip nur aus 10 Straßen und einigen Häuserblocks. Nutzbare Fahrzeuge oder generell Verkehr gibt es nicht. Dafür könnt ihr aber dank Vampirfähigkeiten auch in Windeseile auf Dächer klettern und große Distanzen per Sprung meistern. Das macht Spaß, ist aber nicht immer ratsam, denn wenn ihr dabei von Menschen gesehen werdet, kommt das titelgebende Maskerade-Feature ins Spiel. Wer auffällt, wird nämlich schnell von der örtlichen Polizei ins Visier genommen.
Das klingt auf dem Papier spannend, offenbart in der Realität aber die größte Schwäche des Spiels: Bloodlines 2 suggeriert nämlich eine Komplexität, die oft gar nicht da ist. Ein Beispiel: Werdet ihr von der Polizei dabei erwischt, wie ihr einen Passanten aussaugt, dann bricht zwar die Maskerade, aber es reicht, wenn ihr einfach auf ein nahegelegenes Dach klettert und der Spuk ist vorbei. Die Polizisten können euch nicht folgen und nach 60 Sekunden ist wieder alles vergeben und vergessen. Das ist ernüchternd und nur die Spitze des Eisbergs.

Erst werden Fragen gestellt und dann gekämpft
Eine Kern-Mechanik von Bloodlines 2 sind die bereits erwähnten Dialoge. In diversen Gesprächen treibt ihr die Story voran, lernt mehr über die Welt und ihre Figuren und könnt aus diversen Antwortmöglichkeiten auswählen. Leider werdet ihr schnell feststellen, dass eure Entscheidungen selten direkte Auswirkungen haben. Tatsächlich ist es sogar so, dass es oft nur einen richtigen Dialog-Pfad gibt – der Rest ist schnödes Beiwerk.
Das ist besonders ärgerlich bei den Ermittlungen. Hier kommen auch eure Vampirfähigkeiten wie Gedankenlesen zum Einsatz. Diese Fähigkeiten sind aber nur an festgelegten Momenten im Spiel einsetzbar. Experimentieren oder Herumspielen ist nicht möglich. Wählt ihr in einem Dialog eine falsche Option aus, setzt sich die Unterhaltung einfach zurück und ihr könnt es nochmal versuchen, bis ihr den einen richtigen Pfad gefunden habt. Das nimmt den Dialogen ihren Reiz und das, obwohl sie ansonsten schön geschrieben sind.
Ähnlich verhält es sich mit den zahlreichen Kämpfen. Stealth ist zwar hier und da eine Option, aber in der Regel bekämpft ihr eine größere Gruppe Gegner. In diesen Situationen wird das Spiel schnell hektisch und unübersichtlich. Vampirfähigkeiten wie Blutgeschosse oder Teleportation erzeugen zwar ein cooles Machtgefühl, aber oft hämmert ihr einfach nur auf die Schlagtaste. Hier ist besonders schade, dass Bloodlines 2 nur auf Fäuste und Magie setzt. Nahkampfwaffen und Maschinenpistolen lassen sich nur kurz als Gimmick per Telekinese einsetzen, aber nicht aktiv mitnehmen.

Rollenspielfans werden vielleicht enttäuscht
Generell ist Bloodlines 2 vor allem ein Action-Spiel mit Story-Fokus, denn handfeste Rollenspiel-Elemente gibt es kaum noch. Ihr habt kein Inventar, keine Ausrüstung und keine Waffen oder Charakterwerte wie Stärke, Geschwindigkeit und Co. Auch die Auswahl des Clans spielt keine wirkliche Rolle, da ihr im Verlauf des Spiels alle Fähigkeiten von allen Clans erwerben könnt. Mit den Fähigkeiten schalten sich auch neue Outfits frei, aber auch diese haben keine besonderen Werte oder spielerischen Nutzen. Angeblich verändern sie das Verhalten von NPCs, bemerkt haben wir davon aber während unseres Tests nichts.
Und genau dieser Umstand wird vor allem Fans des Originals verstimmen. Der erste Teil war zwar auch nicht perfekt, bot aber echtes Rollenspiel-Flair und eine gewisse Komplexität. Bloodlines 2 wirft davon viel über Bord und kratzt nur an der Oberfläche seiner Möglichkeiten – die düstere Story und die blutige Action standen bei der Entwicklung klar im Fokus.
Trotzdem übt das Vampir-Szenario auch noch heute eine starke Faszination aus. Und dank der dichten Atmosphäre, die vor allem über die schicke Beleuchtung des winterlichen Seattles erzeugt wird, kommt regelmäßig Stimmung auf. Ein technisches Brett dürft ihr allerdings nicht erwarten. Auf der Standard-PS5 gab es zudem immer wieder unschöne Ruckler beim Betreten oder Verlassen von Gebäuden oder im Kampf mit größeren Gegnergruppen. Insofern ist der Startpreis von 59,99 Euro auch durchaus passend, denn zeitgemäß ist die Grafik und Technik von Vampire: The Masquerade – Bloodlines 2 nicht mehr.


