Dead Rising 3 Test - Schöner schnetzeln!

Ich kämpfe mich mit meinem brennenden Flammen-Schwert durch eine schier unzählige Anzahl von Zombies. Plötzlich rammt mich ein ein Untoter im Football-Outfit von hinten zu Boden, meine Waffe geht kurz darauf ebenfalls kaputt. Verdammt, wehrlos inmitten von hunderten hungrigen Ex-Menschen. Doch ich habe Glück: Nur wenige Meter entfernt finde ich eine Garage, in der ich eine Dampfwalze mit einem Motorrad kombiniere. Die Wendigkeit des Zweirads gepaart mit der gigantischen Walze bedeutet den Tod von allen Zombies, die sich mir in den Weg stellen – da ist der beidseitig angebrachte Flammenwerfer schon fast nicht mehr nötig. Willkommen bei dem wohl verrücktesten Spiel des Jahres.
Nick hält sich eigentlich für einen ganz normalen Mechaniker...bis er zum Mittelpunkt einer Zombie-Invasion des Städtchens Los Perdidos wird. Die Geschichte nimmt überraschend häufig Bezug auf seine beiden Vorgänger. Wer diese nicht gespielt hat, wird kaum etwas verstehen. Wirklich wild ist das aber nicht, denn die Story ist genauso langweilig wie unwichtig: Warum hier Zombies durch die Straßen laufen ist völlig egal. Hauptsache, ich kann sie mit einer mechanischen Messer-Katze zermetzeln. Oder mit einem einem per Auto-Batterie elektrisch aufgeladenem Vorschlaghammer. Oder mit einem automatisch mit zwei Granatwerfern um sich ballernden Teddy, den ich auf einem Rollstuhl vor mir her schiebe.
Die beste Eigenschaft von „Dead Rising“ war schon immer, dass man alle Gegenstände in seiner Umgebung als Waffe benutzen kann. „Dead Rising 2“ entwickelte das Konzept weiter, indem es nun möglich machte, bestimmte Waffen an einer Werkbank zu kombinieren. Das war bereits abgefahren, „Dead Rising 3“ treibt es jedoch auf die Spitze und erlaubt es mir, Waffen jederzeit zu neuen Kombinationen zusammenzufügen. Für Logik ist da schon lange kein Platz mehr: Dass eine Taschenlampe kombiniert mit Edelsteinen zu einem Laserschwert wird, stört mich herzlich wenig, denn...nun, ich zerschneide hunderte Zombies mit einem Laserschwert.
Umso seltsamer wirkt es, wenn „Dead Rising 3“ in den Haupt-Missionen noch immer versucht, eine ernste Geschichte zu erzählen. Dort sind die Charaktere uninteressant, die Dialoge mies, der Plot vorhersehbar. Spielerisch machen sie vor allen Dingen aufgrund der abgefahrenen Bosskämpfe noch immer Spaß, doch Entwickler Capcom Vancouver war gut beraten, keinen großen Fokus auf die Geschichte zu legen. Stattdessen gibt es dutzende Neben-Missionen, Collectibles und Charaktere, die sich in Los Perdidos rumtreiben.

Mal sind das einfach nur die bereits aus den Vorgängern bekannte Psychos: Verrückte Persönlichkeiten, die nach einer kurzen Zwischensequenz umgehend angreifen und kleine Zwischen-Bosse darstellen. Daneben lassen sich jedoch auch Überlebende finden, für die es meist kleinere Aufgaben zu erledigen gilt – danach schließen sie sich meiner Gruppe an. Im Gegensatz zu den Vorgängern stellen die Überlebenden jedoch nun keine nervigen Eskort-Missionen dar. Stattdessen können sie sich endlich ihrer selbst erwehren und stellen sogar eine große Hilfe dar: In einem der Verstecke können sie jederzeit ausgewechselt werden – ein paar Waffen in die Hände gedrückt und schon streife ich mit einer ganzen Posse durch die Straßen.
In den überall verteilten Verstecken befindet sich außerdem ein Waffenschrank, aus dem ich mir jede Waffe – inklusive Kombo-Waffen – herausziehen kann, die ich bereits besessen habe. So muss ich nicht jedes Mal ewig in der Stadt herum fahren, sondern kann mir die gewünschten Tötungswerkzeuge jederzeit abholen. Super!
Ja, ihr habt richtig gelesen. „Fahren“. „Dead Rising 3“ legt einen sehr viel größeren Fokus auf Fahrzeuge, als es seine Vorgänger noch getan haben. Dampfwalzen, Motorräder, Sportwagen, jeder Auto-Fan kommt auf seine Kosten. Und das ist auch dringend nötig: Los Perdidos ist eine in vier Bereiche aufgeteilte Kleinstadt, samt Highway, auf dem hunderte Zombies Schulter an Schulter stehen. Ohne Gefährt kann es schon einmal ein paar Minuten dauern, um von A nach B zu gelangen. Dass die Fahrzeuge ebenfalls miteinander kombinierbar sind, ist schon fast selbstverständlich.

Derweil gibt es für alles, was ich in der Spielwelt anstelle, Punkte. Für das Töten von Zombies, das Abschließen dutzender Herausforderungen (Verbrenne 666 Zombies), für das Retten von Überlebenden, das Abschließen von Missionen. Dadurch steigt Nick im Level auf und ich kann ihn in verschiedenen Bereichen verbessern: Mehr Inventar-Plätze, länger Sprinten, neue Nahkampfangriffe: Am Ende des Spiels metzle ich mich durch die Zombie-Horden, wie ich es mir zu Anfang nicht mal hätte erträumen können.
Durch die immense Anzahl an Kombo-Waffen, die zahlreichen Missionen und das Level-System vergehen in „Dead Rising 3“ keine zehn Minuten, ohne dass ich irgendetwas Neues zu sehen bekomme. Habe ich die Mission erledigt, will ich noch dieses eine neue Level erreichen. Habe ich das neue Level erreicht, entdecke ich eine neue Kombo-Blaupause. Dann taucht ein neuer Überlebender auf. Zudem verändert sich Los Perdidos im Laufe der Geschichte spürbar – allzu sicher darf man sich nie fühlen.
Technisch ist „Dead Rising 3“ ein zweischneidiges Schwert. Die Animationen sind steif, Texturen werden regelmäßig vor meinen Augen nachgeladen, gelegentlich bricht die Framerate zusammen. Auf der anderen Seite kann ich die gesamte Spielwelt ohne Ladezeiten bereisen, während hunderte Zombies gleichzeitig auf meinen Bildschirm gebannt werden. Ebenfalls cool: Lasse ich Autos oder Gegenstände an einem Ende der Stadt liegen, kann ich diese auch eine ganze Zeit später noch genau dort finden. Gleiches gilt für die Leichen: Säubere ich einen Stadtteil von den Untoten, kann ich die vor sich hin rottenden Körper auch noch einige Minuten später dort herumliegen sehen. „Dead Rising 3“ beeindruckt vor allen Dingen mit der Darstellung der Zombie-Massen regelmäßig, enttäuscht jedoch genauso oft. Zwar wäre es in dieser Form nicht auf der Xbox 360 vorstellbar, nach „Next-Gen“ sieht es jedoch auch noch nicht ganz aus.

Der Koop-Modus wurde ebenfalls von Grund auf überarbeitet. Verbindet ihr euch übers Internet mit einem Freund, schlüpft dieser in die Schuhe des Charakters Dick und ist künftig in allen Zwischensequenzen mit dabei, sodass Dick sinnvoll in die Geschichte eingewoben wird. Derweil wird jeder Fortschritt, den ich als Dick in der Spielwelt meines Freundes mache, gespeichert: Kehre ich in den Einzelspieler-Modus zurück, behalte ich den Story-Fortschritt sowie meine Gegenstände und Erfahrungspunkte.
Wenn ihr Dead Rising 3 in Aktion sehen wollt, dann schaut euch unser Dead Rising 3 GIGA Gameplay an!
Fazit:
„Dead Rising 3“ ist ein genauso verrückter wie spaßiger Spielplatz, der der eigenen Kreativität kaum Grenzen setzt. Sich mit den völlig verrückten Waffen und Fahrzeugen durch gigantische Zombie-Horden zu metzeln wurde niemals langweilig, weil das Spiel dafür ständig neue Werkzeuge in die Hand gibt.. Auch wenn „Dead Rising 3“ kein technischer Referenz-Titel ist, sollten sich Xbox One-Besitzer diese Gaudi nicht entgehen lassen.