Wer sich für 90 Euro einen gebrauchten Laptop auf eBay kauft, rechnet wahrscheinlich nicht damit, dass sich darauf vertrauliche Informationen der Bundeswehr finden lassen. Doch genau das ist einigen IT-Experten passiert. GIGA verrät, was es mit der Geschichte auf sich hat.
IT-Experten bergen Anleitung für Waffensystem auf gebrauchtem Bundeswehr-Laptop
Auf eBay wird man all seinen Krempel los, für den man inzwischen keine Verwendung mehr findet. Egal ob Klamotten, Fernseher oder Videospiel – hier kommt fast alles unter den digitalen Hammer. Das gilt auch für ausrangierte Laptops der Bundeswehr.
Für rund 90 Euro ersteigerten die IT-Experten der Firma G DATA aus purer Neugier ein gebrauchtes Notebook der Bundeswehr auf eBay, wie Spiegel berichtet. Normalerweise sollte man annehmen, dass bei der Bundeswehr alle Datensätze vor dem Verkauf von Laptops fachmännisch gelöscht oder die Festplatten zerstört werden. Bei diesem Exemplar scheint man die Prozedur jedoch vergessen zu haben.
Offiziell handelt es sich bei dem Notebook um ein „Datensichtgerät“ vom Typ Rocky II+ RT686. Knapp 5 Kilogramm schwer, als Betriebssystem fungiert Windows 2000. Ein Passwort musste man vor dem Booten des Rechners nicht eingeben. Der Laptop fuhr problemlos hoch.
Als sich der Mitarbeiter von G DATA am Gerät zu schaffen machte, entdeckte er eine Verwaltungssoftware namens Modis, die noch auf dem System installiert war. Eine Kollegin versuchte sich anschließend Zugang zum Programm zu verschaffen – mit Erfolg. Mit dem Benutzernamen „Guest“ und dem Passwort „guest“ erhielt sie Zugriff auf die Software und fand dort eine Systemdokumentation des Leichten Flugabwehrsystems Ozelot, welches auch heute noch bei der Bundeswehr im Einsatz ist.
Im Video zeigen wir euch, wie ihr eure Festplatte schnell und sicher von allen Daten befreit:
In dem Dokument mit der Geheimhaltungsstufe „Verschlusssache - Nur für den Dienstgebrauch“ enthielt neben einer detaillierten Beschreibung aller Bauteile auch eine Anleitung zur Zerstörung des kleinen Panzers.
Laut Verteidigungsministerium ist der Vorfall keine große Sache
Nachdem der Vorfall in der Öffentlichkeit bekannt wurde, äußerte sich auch eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums dazu:
„Es ist davon auszugehen, dass bei der Verwertung des angesprochenen Rechners ein Fehler passiert ist. (…) Auf den Rechnern sind keine Informationen enthalten, durch die ein Dritter kritische Erkenntnisse gewinnen könnte. Dies gilt auch für die Anleitung für das Unbrauchbarmachen des Systems.“
Ihr seid geschockt, dass man so einfach gebrauchte Laptops der Bundeswehr im Netz kaufen kann? Glaubt mir – das ist erst die Spitze des Eisbergs:
Auch wenn in diesem Fall kein Grund zur Sorge besteht, dürfte der Vorfall die Bundeswehr hellhörig werden lassen. Schließlich gilt seit 2019, dass vor einem Verkauf von IT-Geräten grundsätzlich sämtliche nicht flüchtigen Datenträger ausgebaut und vernichtet werden müssen.