Die Energiepreise steigen und nach mittlerweile vier im Familien und Freundeskreis selbst verbauten Mini-Solaranlagen will ich hier die wichtigsten Punkte zusammenfassen, die ihr beachten müsst, um ein Balkonkraftwerk legal zu betreiben.

Mini-Solaranlagen gibt es in Deutschland schon sehr lange. Früher als „Guerilla-PV-Anlagen“ meist heimlich betrieben, hat der Gesetzgeber die Regeln 2019 stark gelockert, sodass man im Grunde nur noch wenige Punkte beachten muss, um ein solches „Balkonkraftwerk“ legal betreiben zu können. Mit den steigenden Energiepreisen lohnt sich so eine kleine PV-Anlage sehr. Zudem fördern erste Städte und Regionen bereits solche Anlagen.

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Balkonkraftwerk kaufen

Das Interesse an Mini-PV-Anlagen steigt stetig, sodass aktuell ein Problem aufkommt. Seit Februar 2022 bekommt man steckfertige Balkonkraftwerke nicht mehr so einfach und günstig wie früher. Im letzten Jahr zu der Zeit hat ein komplettes Set mit zwei Solarmodulen, einem Wechselrichter, Kabel und Befestigungsmaterial um die 500 bis 600 Euro gekostet. Mittlerweile muss man Glück haben, wenn man ein Set mit allem für unter 800 Euro bekommt. Der Preis tendiert sogar in Richtung 1.000 Euro (bei eBay anschauen).

Das Problem besteht darin, dass das Interesse aktuell gigantisch ist und die Kapazitäten für Produktion und Lieferungen von Solarpanels und Wechselrichtern aus China am Limit sind. Während die Wechselrichter nur für Mini-PV-Anlagen gebaut werden, kommen die Solarpanels auch bei großen PV-Anlagen für Dächer zum Einsatz. Hier gibt es also mehrere Abnehmer, die diese Teile jetzt unbedingt haben wollen.

Weiterhin fehlt es an Zubehör. Befestigungsmaterialien für Balkonkraftwerke sind ebenfalls rar geworden. Bei dem letzten Balkonkraftwerk, das ich bei den Nachbarn meiner Eltern auf die Gartenhütte gebaut habe, mussten wir auf eine komplett andere Halterung zurückgreifen, als es bei meinen Eltern der Fall war. Das alles kostet Zeit, da man sich dann wieder Gedanken um die Stabilität machen muss.

Steckdose zum Einspeisen nutzen

Um eine Mini-Solaranlage über eine normale Schuko-Steckdose betreiben zu können, muss der Wechselrichter über einen NA-Schutz verfügen. Dieser sorgt dafür, dass sich die gesamte Anlage sofort ausschaltet, sobald die Frequenz des Stromnetzes nicht mehr erkannt wird. Das ist auch die wichtigste Voraussetzung, die man beim Netzbetreiber erfüllen muss. Ohne geht auf legalem Wege nichts. Das ist aber auch ein wichtiger Schutz für euch.

Weiterhin darf der Wechselrichter maximal 600 Watt ausgeben. Die Solarpanels können beispielsweise auch 2x 340 Watt besitzen, um bei wenig Sonne mehr herauszuholen. Ausgegeben werden darf in dem Fall aber maximal 600 Watt. Um die erzeugte Energie messen zu können, sollte man eine WiFi-Steckdose mit App und Energiemessung einsetzen. Ich nutze die von AVM (bei Amazon anschauen). Wenn man keine Fritzbox hat, kann ich dieses Modell zur Outdoor-Nutzung empfehlen (bei Amazon anschauen).

Alternativ kann man eine Wieland-Einspeisesteckdose von einem Elektriker montieren lassen. Dann kann die Anlage auch stärker sein. Da hier aber zusätzliche Kosten entstehen, lohnen sich solch spezielle Anschlüsse meist nicht. Deswegen sollte der Anschluss an eine Schuko-Steckdose auch die Option sein, die man wählt. Dafür wurden ja auch extra die Voraussetzungen gelockert.

Mini-Solaranlage am richtigen Ort platzieren

Um eine Solaranlage sinnvoll betreiben zu können, muss man natürlich den passenden Ort dafür haben. Man kann die Mini-Solaranlage ganz einfach an ein Balkongeländer hängen. Wichtig ist der Winkel von etwa 30 Grad, um das Optimum herauszuholen und im Idealfall eine Südausrichtung. Besitzt man ein Haus, ist die Befestigung auch kein Problem. Mietet man hingegen eine Wohnung oder ein Haus, muss man sich die Erlaubnis vom Vermieter holen.

Man kann eine Mini-PV-Anlage aber an vielen Stellen betreiben. Man benötigt nur eine Steckdose in der Nähe. In meinem Fall hab ich mir die Halterung einfach selbst an einem Carport angebaut.

Da man aktuell schwer Befestigungsmaterial für Balkonkraftwerke bekommt, hab ich mir meine Halterung selbst gebaut. (Bildquelle: GIGA)

Natürlich muss man dafür ein gewisses Geschick haben, um sich eine so individuell an den Ort angepasste Halterung auszudenken. Doch da findet man im Netz auch viele Ideen, die man umsetzen kann.

Bei meinen Eltern haben wir einfach die Gartenhütte genutzt:

Ein Balkonkraftwerk kann im Grunde überall befestigt werden – auch auf einer Gartenhütte. (Bildquelle: GIGA)

Was muss man bei der Montage beachten?

  • Sichere Befestigung: Es muss unbedingt sichergestellt sein, dass die Solarzellen sicher verbaut sind und sich auch bei starkem Wind nicht lösen können. Ein Solarpanel ist etwa 17 kg schwer und misst ca. 100 x 170 cm. Wenn so ein Solarpanel vom Wind erfasst wird, kann es zu großen Schäden oder Verletzten kommen.
  • Ausrichtung: Dort, wo man die Solaranlage anbauen will, sollte man den Verlauf der Sonne über den Tag hinweg beobachten. Südausrichtung ist perfekt, doch auch kleine Abweichungen sind okay. Gibt es Verschattungen von Bäumen, Gebäuden oder anderen Dingen? Wenn etwas einen Schatten auf die Solarzellen wirft, ist der Ertrag spürbar schlechter.
  • Wechselrichter: Man muss den Wechselrichter in der Nähe befestigen. In meinem Fall hängt er auf der Rückseite einer Solarzelle, bei meinen Eltern haben wir die Kabel in die Gartenhütte verlängert. So ist dieser geschützt vor Wettereinflüssen und dürfte ohne starke Temperaturschwankungen auch effizienter arbeiten. Zur Installation benötigt man dann eventuell auch Verlängerungskabel, um den Wechselrichter zu erreichen. Die Kabel an den Solarpanels sind meist relativ kurz.

Das Zusammenstecken der einzelnen Komponenten ist kinderleicht. Man kann da eigentlich nichts falsch machen, da die Kabel jeweils eine einzigartige Form haben und gar nicht falsch verbunden werden können. Die beiden Solarzellen gehören an den Wechselrichter und von dort läuft dann ein Kabel zur Steckdose. Das war es auch schon.

Wichtig: Ihr dürfte eine steckfertige Solaranlage nur an einem Stromzähler betreiben, der eine Rücklaufsperre besitzt. Habt ihr noch einen alten Zähler, muss dieser vorher ausgetauscht werden. Dreht sich der Zähler zurück, begeht ihr Steuerhinterziehung und das kann richtig teuer werden, wenn ihr erwischt werdet.

Mini-PV-Anlage anmelden

Für den legalen Betrieb des steckfertigen Balkonkraftwerks müsst ihr die Anlage an zwei Stellen anmelden:

  • Netzbetreiber: Ihr müsst eure Mini-PV-Anlage bei eurem Netzbetreiber anmelden. Viele Anbieter stellen mittlerweile vereinfachte Anmeldeverfahren zur Verfügung, sodass ihr nur ein Formular ausfüllen und das Zertifikat des Wechselrichters beilegen müsst. Damit belegt ihr, dass der Wechselrichter einen NA-Schutz besitzt. Ihr habt dem Netzbetreiber gegenüber nur eine Meldepflicht, da er wissen muss, dass ihr als Stromerzeuger ins Netz einspeist. Das ist wichtig, damit das Stromnetz nicht gestört wird. Weiterhin überprüft der Netzbetreiber, ob ihr den passenden Stromzähler habt und wechselt diesen dann aus, wenn nicht. Das kostet euch nichts.
  • Marktstammdatenregister: Weiterhin müsst ihr eure PV-Anlage im Marktstammdatenregister eintragen. Das ist auch ganz einfach. Hier muss man sich durch einige Seiten kämpfen, doch es erklärt sich eigentlich alles von selbst. Es gibt zudem viel Hilfe auf der Webseite, sodass man sich einfach zurechtfindet. Auch hier seid ihr mitteilungspflichtig. Ihr benötigt aber keine Erlaubnis oder Freischaltung. Ihr füllt alles aus und die Solaranlage kann direkt benutzt werden.

Nicht vom Netzbetreiber verunsichern lassen

Das war es auch schon. Mehr muss man nicht machen, um sein Balkonkraftwerk legal zu betreiben. Früher war da alles viel schwerer, da es keine vereinfachte Anmeldung gab und die Netzbetreiber komische Ansagen gemacht haben. Mittlerweile ist alles viel einfacher. Während ich damals noch drei Monate gekämpft habe, um die Genehmigung für einen neuen Zähler zu bekommen, war bei den zwei folgenden Anlagen nach zwei bis drei Wochen alles durch – ohne Diskussionen.

Lasst euch vom Netzbetreiber also nichts einreden. Solange der Wechselrichter einen NA-Schutz besitzt und 600 Watt nicht übersteigt, dürft ihr diesen an der Schuko-Steckdose betreiben. Die VDE-Norm wird damit erfüllt. Eine Norm ist zudem kein Gesetz. Das wird oft falsch verstanden. Lasst euch also nicht unterkriegen. Wenn ihr die Voraussetzungen erfüllt, dann seid ihr im Recht.

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