Nachdem Apple vor einigen Wochen den Umstieg von Intel auf die eigenen Prozessoren angekündigt hatte, rückt der Fokus nun auf Microsoft und Windows. Aber nicht nur der Software-Gigant aus Redmond, sondern die gesamte PC-Industrie soll jetzt reagieren.

Windows-PCs: Microsoft und die gesamte PC-Industrie müssen auf Apples ARM-Macs reagieren

Wie 9to5Mac berichtet, hat sich Apples ehemaliger Mac-Entwicklungschef Jean-Louis Gassée in der aktuellen Ausgabe seiner „Monday Note“ dem Thema ARM-Macs und dessen Einfluss auf Microsoft, Windows und die gesamte PC-Industrie gewidmet. Zur Erinnerung: Apple kündigte im Rahmen seiner Entwicklerkonferenz WWDC Ende Juni an, dass man in Zukunft hauseigene Prozessoren nicht mehr nur in iPhone oder iPad, sondern auch im Mac einsetzen werde. Die Intel-Chips, die bislang beispielsweise in MacBook Air, MacBook Pro, iMac oder Mac Pro zu finden sind, sind damit auf dem Weg zum Abstellgleis.

Den Anfang macht Gassée in seiner Kolumne mit einem simplen Performance-Vergleich zwischen iPad Pro und MacBook Pro. Laut dem gerne für derartige Vergleiche herangezogenen Geekbench sei das aktuelle iPad Pro mit Apples A12Z-Chip mindestens genauso schnell wie Gassées MacBook. Dabei ist zu beachten, dass Apples ARM-Chip im Tablet dafür deutlich weniger Energie benötigt. Viele Beobachter erwarten daher dünnere und kühlere MacBooks mit „Apple silicon“, dem derzeitigen Platzhalter für Apples Beschreibung der neuartigen Mac-Chips, die mindestens mit Intels Angeboten mithalten können und dennoch gleichzeitig eine längere Akkulaufzeit bieten.

Derartige Angebote werden laut Gassée Nachwirkungen für die gesamte Industrie haben. Es mache dabei keinen Unterschied, wie gering der Marktanteil von Apples Mac in der gesamten PC-Industrie sei. Viele Nutzer würden sehen, wie viel besser ein Mac mit ARM-Chip ist, während Microsoft und seine Partner – wie Dell, HP, Lenovo und Co. – derzeit an Intel und die damit beschriebenen Limitierungen gebunden sind.

Microsoft hatte in der Vergangenheit zwar unter anderem mit dem Surface Pro X ein ARM-Notebook vorgestellt, was aber mit Problemen und Einschränkungen behaftet ist. So laufen viele Anwendungen – wenn überhaupt – nur äußerst langsam in einer Emulation. Apple hingegen konnte bereits in der WWDC-Keynote native ARM-Versionen von Microsoft Office und Adobes Creative-Cloud-Apps zeigen – „peinlich“, so Gassée.

Hier ist ein Überblick von Microsofts Surface-Lineup, inklusive dem Surface Pro X mit ARM-Chip:

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Microsoft und Intel müssen der ARM-Revolution folgen

Gassée sieht für Microsoft nur einen Ausweg: Der Software-Riese darf Windows für ARM nicht einfach links liegen lassen. Das Unternehmen müsse sich in Zukunft darauf konzentrieren, die Kompatibilitätsprobleme mit den Apps aus der Welt zu schaffen und eigene ARM-basierte Lösungen entwickeln, um Alternativen zu den kommenden Macs anbieten zu können. Letzteres gelte auch für andere PC-Hersteller.

Für Intel sieht Gassée ebenfalls nur eine Alternative. Nachdem der Chip-Spezialist bereits die Smartphone-Revolution verschlafen hat, dürfe man sich nicht erneut auf den hohen Margen der aktuellen x86-Chips ausruhen. Intel werde laut Gassée daher in Zukunft ebenfalls zur ARM-Architektur zurückkehren, um PC-Herstellern passende Prozessoren liefern zu können. Das Unternehmen hatte die für ARM-Chips zuständige Abteilung im Jahr 2006 an Marvell verkauft.

Das Feld der besten ARM-basierten Chips sei in Zukunft hart umkämpft. Neben Apple, Qualcomm und Intel sieht Gassée dort nämlich auch Kontrahenten wie Nvidia und Intels Erzfeind AMD, die allesamt um die Kundschaft buhlen.