Schnelle Hilfe ist entscheidend, wenn Menschen mit bis zu 100 Millionen Volt in Kontakt gekommen sind. Zwischen 2007 und 2014 gab es jährlich ca. fünf Menschen, die in Folge eines Blitzeinschlags gestorben sind. Viele tragen Verletzungen mit Langzeitschädigung davon und einige überleben völlig unverletzt. Respekt vor der Naturgewalt und kluge Prävention ist aber trotz besserer medizinischer Möglichkeiten - wie auch schon in früheren Epochen der Menschheit - der Königsweg. Dieser Ratgeber vermittelt euch das nötige Wissen, um ihn sicher zu beschreiten.

 
Ratgeber
Facts 

Wetter-App und Massenmedien können uns heute in den meisten Fällen rechtzeitig warnen, wenn ein bedrohliches Unwetter naht. Auch haben wir, im Gegensatz zu früheren Zeiten, wesentlich mehr Zufluchtsorte, falls uns ein Gewitter doch mal überraschen sollte. Bezüglich des Verhaltens bei Gewitter und der Sicherheit im Auto oder in der Nähe bestimmter Bäume kursieren viele Mythen, die sich hartnäckig halten und im Ernstfall zu schwerwiegenden Fehlentscheidungen oder unbedachten Handlungen führen können.

Blitzeinschlag: Sechs Fakten

  • Im Netz kursieren unterschiedliche „Statistiken“, zeitweilig wird behauptet, das jährlich 700 Menschen von einem Blitzeinschlag betroffen seien. Diese Zahlen sind faktisch mit Vorsicht zu genießen, denn es gibt keine Krankenhäuser, die auf Blitz-Unfälle spezialisiert wären, noch gehen alle Menschen zum Arzt. Der Blitzschutzexperte vom Ausschuss für Blitzschutz und Blitzforschung (ABB) des Verbands der Elektrotechnik geht von 130 Betroffenen jährlich aus, die nach einem Blitzeinschlag mit Verletzungen ins Krankenhaus kommen, ca. 90 Menschen, die einen solchen Vorfall nahezu unbeschadet überstehen und ungefähr fünf Toten im Jahr.
  • Ein Blitz kann mehrere 10.000 Ampere entladen, damit könnte man mehrere Millionen 100-Watt-Birnen auf einmal zum Leuchten bringen. Ein Blitzeinschlag ist nicht vergleichbar mit einem Griff in die Steckdose.

Blitzeinschlag: Mensch, Auto, Haus - was kann passieren?

  • Die Folgen eines Einschlags können sich bei gleicher Situation von Mensch zu Mensch erheblich unterscheiden. Fälle belegen das, in denen Menschen genau nebeneinander standen als der Blitz einschlug: Der Eine erholte sich schnell, während der andere auf der Intensivstation verstarb. Entscheidend scheint aber auch zu sein, in welcher Stelle des Körpers der Blitz einschlägt - die schwerwiegendsten Folgen hat der Einschlag direkt in den Kopf, hier tritt in nahezu allen Fällen der sofortige Tod ein, der starke Stromst0ß bringt das Herz zum sofortigen Stillstand.
  • Wenn nach einem Blitzeinschlag das Herz stehenbleibt, bestehen sehr hohe Chancen für eine erfolgreiche Reanimation. Erfolgt diese innerhalb der ersten fünf Minuten nach dem Unfall, gibt es eine 80% Chance, das der Betroffene überlebt. Wer also Zeuge eines solchen Unglücksfalls wird, steht in der Verantwortung erste Hilfe in Form einer Herzdruckmassage oder Mund-zu-Mund-Beatmung zu leisten. Dass dabei Reststrom vom Körper des Opfers auf die helfende Person übergehen, kann ist eine Legende!
  • Bessere Chancen heil davon zu kommen haben Menschen, die indirekt vom Blitz getroffen werden, wo also der elektrische Strom zunächst durch einen Leiter geht. Das können Telefonleitungen, Wasser, Golfschläger, Regenschirme, elektrische Geräte, usw. sein. Es hat sich gezeigt, dass die Stärke der Entladung, verglichen mit einem direkten Treffer, geringer ist.
  • Überlebende eines Blitzschlags tragen häufig eine Kennzeichnung, die sogenannte Lichtenberg-Figur, davon. Das ist ein baumförmiges Muster, das den Blitzverlauf nachzeichnet und sich als rote Verbrennung auf der Haut abzeichnet.

Blitzeinschlag: Mensch, Auto, Haus - was kann passieren?

Blitzeinschlag: Drei Mythen

Buchen braucht niemand zu suchen und auch im Auto ist man nicht immer sicher:

  1. Der Baum zum Schutze: Bei einem Gewitter sollte man hohe Türme und Masten in der direkten Nähe meiden, da diese den Blitz anziehen - auf einer Distanz von 50-100 Metern ist aber etwas Stelen-artiges, das aus der Fläche herausragt, durchaus gut, da sie als Objekte den Blitz von einem selbst ablenken können. Daher, falls man wirklich auf weiter Flur vom Gewitter überrascht wird, ist ein Baum in der entfernten Nähe eine hilfreiche Sache. Ganz egal, ob es eine Buche, Eiche, Weide oder Kastanie ist.
  2. Das Auto ist ein Faradayscher Käfig und als solcher bietet er tatsächlich einen guten Schutz im Falle eines Gewitters, da die die Blechkarosserie die elektrische Ladung ableitet. Aber: Natürlich darf man dann keine Blechteile im Innenraum des Autos anfassen. Aus Sicherheitsgründen sollte man das Fahren bei häufigen Blitzeinschlägen in der Umgebung unterlassen, denn die Helligkeit naher Blitze kann zu Irritationen und Unfällen führen.
  3. Das es gut ist, sich flach auf den Boden zu legen, wenn einen das Unwetter in unbebautem Gelände überrascht,  ist falsch. Damit vergrößert man die Fläche, in die der Blitz einschlagen kann. Richtig ist, sich in eine hockende Position zu begeben und die Füsse möglichst eng zu schließen. Wichtig ist es, alle technischen Geräte - potenzielle Ziele des Blitzes - Smartphone, iPod und ähnliches, auszuschalten und natürlich keinen Schirm aufzuspannen.

Blitzeinschlag: Mensch, Auto, Haus - was kann passieren?

Maßnahmen zur Prävention in Auto und Haus

Das Auto als Schutzzone wurde oben schon beschrieben, beim ADAC könnt ihr euch intensiv zu diesem Thema belesen, auch was die besonderen Eigenschaften von Zweirädern und Cabrios angeht.

Geschlossene Gebäude bieten generell den besten Schutz bei drohenden Blitzeinschlägen. Häuser, die aufgrund ihrer Höhe ein beliebtes Ziel von Blitzen sind, haben in der Regel einen Blitzableiter. In seltenen Fällen verunglücken Menschen auch in Gebäuden durch einen Blitzeinschlag, allerdings müssen da mehrere Zufälle zusammenkommen und der Mensch zum fehlenden Glied eines Stromkreises werden. Natürlich sollte man auch nicht bei offenem Fenster während eines Gewitters duschen.

Blitzeinschlag: Mensch, Auto, Haus - was kann passieren?

Hat ein Haus keinen Blitzableiter, besteht vor allem Feuergefahr und das erhöhte Risiko eines Stromschlags, wobei Starkstrom durch die Leitungen ins Innere gelangt. Dann können metallische Gegenstände den Strom auch an den Menschen weiterleiten. Auch ein entferntes Gewitter kann hohe Spannungen an Hausleitungen übertragen. Wer sich nicht sicher ist, ob alle elektrischen Leitungen des Haushalts zum Schutz vor solchen Fällen geerdet sind, kann sich in Sicherheit wiegen, wenn er während des Gewitters die technischen Geräte ausschaltet und den Stecker zieht.

Bilder via Morguefile.com

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