iPhone 5S und iPhone 5C: Apple ist nicht mehr ganz dicht (Kommentar)

An Gerüchten über neue Apple-Produkte herrscht seit jeher kein Mangel. Selten gab es im Vorfeld einer Vorstellung jedoch derartig viele „Hin(Be)weise“ wie bei iPhone 5S und iPhone 5C. Warum versagt Apples Geheimhaltung neuerdings?
iPhone 5s
In vergangenen Tagen gelangten Informationen zu neuen Produkten aus dem Hause Apple meist über Hörensagen an die Öffentlichkeit. Die Glaubwürdigkeit solcher Berichte durfte zu Recht bezweifelt werden. Oftmals stellten sie sich im Nachhinein als Falschinformationen heraus. Apple überraschte daraufhin Presse und Fan-Basis in gewohnter Regelmäßigkeit – die Geheimhaltung funktionierte. Das Prinzip der gekonnten Verheimlichung trug dabei wesentlich zum Markenbild bei.
Fakt: Apple wird durchlässiger
In diesem Jahr wiederholt sich das Spiel im beschleunigtem Tempo – iPhone 5S und iPhone 5C sind längst enttarnt. Wer unsere Postille regelmäßig liest, der weiß: Das iPhone 5S unterscheidet sich vom iPhone 5 nur in wenigen Details. Technisch innovativ der Fingerabdrucksensor, erwartungsgemäß der Doppel-LED-Blitz der Kamera, polarisierend das neue Farbkleid in güldener Montur. Nicht bloße Gerüchte bilden die Grundlage für diese Voraussagen – es sind glaubhafte Bilder und Videos die das neue Modell verraten. Selbiges gilt für das neue Einstiegsgerät. Das iPhone 5C zeigt sich gleichfalls im Vorfeld sehr auskunftsfreudig.
Moment! Schreit da der Skeptiker. Blödsinn, alles nur ein gekonntes Ablenkungsmanöver. Die Zweifler mahnen die Echtheit der „Beweise“ an und glauben noch immer fest an eine funktionierende Geheimhaltungstaktik seitens Apples. Ein goldenes iPhone? Niemals, passt nicht in des Herstellers Design-Philosophie. Ein billiges iPhone geformt aus Kunststoff? Undenkbar! Apple würde unter keinen Umständen ein solches Gerät vorstellen. Man glaubt noch immer an die große Überraschung. Sie irren – Apple ist in der Tat nicht mehr ganz dicht, die Geheimhaltung versagt.
Ursache: Verkauf ist wichtiger als Geheimhaltung
Die Gründe hierfür sind recht banal, Vermutungen über gestreute „Leaks“ gehören dabei eher zu den Verschwörungstheorien und sind abwegig. Grundsätzlich erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Informationslöchern mit der Anzahl der am Projekt beteiligten Personen. Volumenmodelle wie das iPhone müssen, eine kurzfristige Verfügbarkeit vorausgesetzt, bereits Wochen vor der eigentlichen Vorstellung in entsprechenden Stückzahlen produziert werden. Eine Geheimhaltung über den Einflussbereich Apples hinaus kann dann nicht mehr in jedem Falle garantiert werden.
Einziger Ausweg: Ein späterer Produktionsbeginn, nach der offiziellen Präsentation. Eine solche Vorgehensweise verwendet Apple auch heute noch bei wirklich neuartigen Produkten. Bei diesen ist die Geheimhaltung und der hierauf basierende Wettbewerbsvorteil entscheidend für den späteren wirtschaftlichen Erfolg. Als Beispiel sei hier zu nennen: Der neue Mac Pro im Tube-Design, dessen Markteinführung noch bevorsteht. In der Vergangenheit wandte man diese Taktik unter anderem beim originalen iPhone an – vorgestellt im Januar 2007, der Verkaufsstart erfolgte erst im Sommer darauf. Damals wie heute gelingt die Geheimhaltung noch.
iPhone 5S und iPhone 5C: Banale Technik
Das iPhone 5S und auch das iPhone 5C sind dagegen keine wirklich neuen und revolutionären Produkte. Vielmehr Weiterentwicklungen einer überaus erfolgreichen Produktlinie. Eine schnelle Verfügbarkeit ist für Apple bedeutsamer, als eine vermeintliche Geheimhaltung. Der Rubel muss rollen – Ausfälle in Produktion und Verkauf sind nicht zweckdienlich.
Unterm Strich: Top Secret nach Bedarf
Apple hat im engeren Sinne kein Problem mit der Geheimhaltung. Dort wo sie angebracht ist, funktioniert das Prinzip der Tarnung auch heutzutage. Nur müssen längst nicht mehr alle Produkte sich den neugierigen Blicken entziehen. Für das iPhone ist eine unterbrechungsfreie Produktions- und Handelskette inzwischen weitaus wichtiger. Die nächste „Revolution“ von Apple wird uns dennoch überraschen, denn sie entsteht in den verborgenen Räumlichkeiten des kalifornischen Hauptquartiers, nicht in einer chinesischen Fabrikhalle.
Bildquelle (Titel): Water poring through holes in bucket von shutterstock.