Im Testbericht zum OnePlus 6T klären wir, an welchen Stellen die Neuerungen gegenüber dem OnePlus 6 Vorteile und damit ihr Geld wert sind und wo man Abstriche gegenüber dem Vorgänger machen muss. Ja, richtig gelesen: Das OnePlus 6T hat, verglichen mit dem OnePlus 6, auch Nachteile.

 
OnePlus 6T
Facts 

Kurzfazit: So gut ist das OnePlus 6T

Wenig Änderungen gegenüber dem OnePlus 6 zeichnen das OnePlus 6T aus, und die sind mal mehr, mal weniger gelungen. Mehr Speicher in der kleinsten Variante und mehr Akku sind zu begrüßen, der im Bildschirm integrierte Fingerabdrucksensor kann aber nicht überzeugen, die Entscheidung zur Weglassung der Klinkenbuchse enttäuscht sogar. Wie beim OnePlus 6 gilt auch für das 6T: Die Kamera ist solide, die Akkuladegeschwindigkeit toll, Software und wahrgenommene Performance hervorragend. Im Marktvergleich ist das OnePlus 6T immer noch angemessen preiswert, duelliert sich im (Straßen-)Preiskampf aber mit den Flaggschiffen von Samsung und Huawei aus der ersten Jahreshälfte. Ein Flaggschiff- oder Preis-Leistungs-Killer ist das OnePlus 6T also nicht mehr, ein empfehlenswertes Smartphone dennoch.

Ein persönliches Fazit und die Wertung findet ihr am Ende des Tests.

Einführung

OnePlus stellt seit 2016 genau zwei Smartphones pro Jahr vor: eines im Frühjahr und ein leicht aufgebohrtes im Herbst. Anders als bei Samsung (S- und Note-Serie) und Huawei (P- und Mate-Serie) wüten diese nicht in unterschiedlichen Gefilden, was Ausrichtung, Ausstattung und Zielgruppe angeht. Stattdessen sind die Geräte im gleichen Segment angesiedelt, das T-Gerät im Herbst ist nur ein kleines Upgrade in Sachen Hardware und/oder Design. Damit die OnePlus-Geräte sich nicht gegenseitig Konkurrenz machen, schickt OnePlus das jeweils ältere Modell in Rente und beendet dessen Verkauf mit dem Launch des neuen Gerätes. Ökonomisch mag das sinnvoll sein, schließlich verkauft OnePlus keine anderen Modellreihen und ist deswegen schon aus Marketinggründen auf regelmäßige Smartphone-Neuheiten „in der Pipeline“ angewiesen.

OnePlus 6T im Bewegtbild: Unser Hands-On

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Trotzdem hat man als Käufer eines OnePlus-Gerätes schneller als bei der Konkurrenz – abgesehen von Sony, die ebenfalls im halbjährlichen Rhythmus ihr Flaggschiff aktualisieren – den Eindruck, ein „altes“ Gerät zu haben. Zudem sind die Innovationssprünge von Modell zu Modell kleiner, der Eindruck, dass sich „nicht so viel tut“, ist real. Wenngleich er trügt, denn aufs gesamte Jahr gerechnet ist das Innovationstempo von OnePlus vergleichbar mit denen anderer Hersteller, nur die Produktlebenszyklen sind geringer. Mit dem aktuellen Flaggschiff OnePlus 6T hat OnePlus nun mehr Änderungen gegenüber der Frühjahrs-Blaupause OnePlus 6 vorgenommen als in den Jahren davor. Die sind mutig, wenn man mal Apple-Logik bemühen möchte, aber, genau wie bei Apple, nicht in jedem Fall gelungen.

OnePlus 6T im Test: Neuerungen im Vergleich zum OnePlus 6

Fingerabdrucksensor im Display

Die beste Position des Fingerabdrucksensors ist eine Glaubensfrage unter Smartphone-Enthusiasten. Das letzte OnePlus-Smartphone mit einem Scanner an der Front war das OnePlus 5, jetzt kehrt er von der Rückseite an die Front zurück – wenn auch in anderer Form. Zusammen mit dem Huawei Mate 20 Pro ist das OnePlus 6 das erste regulär in Deutschland erhältliche Smartphone mit einem Fingerabdrucksensor an der Front. Die Funktionsweise: Unter dem AMOLED-Display befindet sich eine Kamera. Wenn das Gerät bereit ist, den Fingerabdruck einzulesen, leuchtet die entsprechende Stelle in höchster Helligkeitsstufe grün auf und der Fingerabdruck wird durchs Display hindurch gelesen, genauer gesagt: fotografiert und mit dem intern gespeicherten Abdruck verglichen.

In der Praxis sieht das aufgrund der dabei abgespielten Animation zwar cool aus, funktioniert aber deutlich weniger gut als die herkömmlichen Fingerabdrucksensoren der Vorgänger. Zentrales Problem: Die Erkennungsrate liegt niedriger. Häufig muss man ein zweites oder drittes Mal den Finger auflegen, bis die Erkennung greift. Ein zwischenzeitlich verteiltes Software-Update, das an dem Problem feilen sollte, brachte nur etwas Linderung. Allgemein scheint die Erkennungsrate bei leicht aufgelegter Fingerkuppe besser zu sein, statt bei platt aufs Display gelegtem Daumen. Außerdem kann es meiner Erfahrung nach helfen, den Finger erneut einzulesen, wenn die Erkennungsraten allgemein niedrig sind. Zwar behauptet OnePlus, dass der Erkennungsmechanismus mit zunehmender Benutzung hinzulernt – so wie es auch Apples Face-ID-Gesichtserkennung tut –, allein im Alltag haben wir davon nicht viel bemerkt.

Wer komfortabler entsperren will, kombiniert den Mechanismus mit der sehr schnellen Gesichtserkennung und einer PIN oder einem Entsperrmuster, dadurch verringert sich aber die Sicherheit der Erkennung. Immerhin: Dass das Display erst eingeschaltet werden muss, um den Fingerabdruck zu registrieren, ist kein Problem, da das automatisch passiert, wenn das Gerät in die Hand genommen oder (optional zuschaltbar) angetippt wird. Der Vorteil der sicheren und schnellen Entsperrung per Fingerabdruck ist trotzdem dahin. Zieht man in Betracht, dass OnePlus um diese Technik zu integrieren noch einen anderen schwerwiegenden Kompromiss eingehen musste, war die Entscheidung für einen In-Display-Fingerabdrucksensor, so cool er zunächst wirken mag, keine gute.

Fazit im Vergleich zum Vorgänger: Nachteil fürs OnePlus 6T

Wegfall der Klinkenbuchse


Beim eben erwähnten Kompromiss handelt es sich, natürlich, um den Wegfall der Klinkenbuchse. Auch zwei Jahre nach der „Ursünde“ beim iPhone 7 sind die Meinungen gespalten, wenn ein Hersteller die Entscheidung zur Auslassung des mehr als ein Jahrhundert alten Standards trifft. Was man OnePlus zugutehalten muss: Man ging mit der Entscheidung transparent um und kommunizierte diese bereits vor der eigentlichen Präsentation des Gerätes. Begründung von OnePlus: Man habe im eigenen Forum Feedback eingeholt und festgestellt, dass die Relevanz der Klinkenbuchse für die Nutzerschaft nachgelassen habe. Das mag für viele Nutzer zutreffen, und wer weiter auf kabelgebundene Headsets setzt, bekommt neben USB-C-Kopfhörern noch einen Klinke-auf-USB-C-Adapter mitgeliefert. Das mindert die Fallhöhe, schade ist die Entscheidung, insbesondere für audiophile Endkunden, trotzdem.

Fazit im Vergleich zum Vorgänger: Nachteil fürs OnePlus 6T

Das Display und der Notch

Positiv zu verzeichnen ist das Display. Technisch bleibt es beim bewährten AMOLED-Display in FHD+-Auflösung und gleichbleibender Pixeldichte von hinreichenden 402 ppi. Der Bildschirm mag keine Augenweide auf iPhone oder Samsung-Galaxy-Note-Niveau sein, reicht aber aus (Tipp für bessere Farben: In den Display-Einstellungen das „adaptive Modell“ aktivieren). Wichtiger Bonus: Dank der im Vergleich zur Konkurrenz geringeren Auflösung wird merklich Energie eingespart.

Das Display bietet etwas mehr Fläche: Es ist nicht nur bei praktisch gleichbleibender Gerätegröße in der Höhe leicht angewachsen, auch die Notch-Fläche hat sich verringert. Die Einkerbung ist nunmehr tropfenförmig und kaum noch wahrnehmbar. In der Notch ist nur noch die Frontkamera und -sensorik (Näherungs- und Helligkeitssensor) verbaut, die Hörermuschel hat OnePlus in den Übergang des Displayglases in den Rahmen verfrachtet – eine clevere Lösung, die aber eine kurze Umgewöhnung beim Telefonieren erfordert.

Außerdem ist die Benachrichtigungs-LED weggefallen, was ehrlicherweise kaum stört, das umfangreich konfigurierbare „Inaktivitätsdisplay“ ist ein hinreichender Ersatz. Nur beim Laden des Gerätes habe ich die Anzeige vermisst, um auf einem Blick zu sehen, dass das Gerät voll ist. Bleibt noch die Tatsache zu erwähnen, dass der Rand insgesamt dünner geworden ist, was wiederum das Design noch etwas hübscher, den Bildschirminhalt immersiver erscheinen lässt. Ein Unterschied zum Vorgänger ist, dass das Display bei automatischer Anpassung nicht mehr ganz so hell werden kann. Das fiel uns im Test aber nicht negativ auf – möglich, dass sich das in sonnigeren Monaten ändert, dürfte aber auf seltene Situationen beschränkt bleiben.

Fazit im Vergleich zum Vorgänger: Vorteil für das OnePlus 6T

Der Akku

Die Akkuleistung war schon immer eine Stärke der OnePlus-Geräte. Auch das OnePlus 6T macht hier keine Ausnahme, sondern setzt noch einen drauf. Die Kapazität des Akkus steigt von 3.400 auf 3.700 mAh, was einer Steigerung von gut 10 % gleichkommt. Mithilfe von Software-Optimierungen sollen es sogar 20 % sein. Wir haben im Test zumindest eine Verbesserung wahrnehmen können, notwendig wäre das aber gar nicht gewesen, denn auch bei den Vorgängern beendete man einen regulären Arbeitstag normalerweise mit üppigen Reserven.

Dazu kommt, dass sich das Gerät wieder extrem schnell laden lässt. Der Name DashCharge weicht beim OnePlus 6T dem generisch wirkenden „OnePlus Fast Charge“. Über die Gründe schweigt sich die OnePlus-Öffentlichkeitsarbeit aus, aber dass einen Markenrechtsstreit mit Bragi, bekannt für die „The-Dash“-Kopfhörer, gab, ist bekannt.

So oder so: Mit OnePlus Fast Charge lädt das OP6T so flott auf, dass man sich das nächtliche Laden sparen kann, was nebenbei auch besser für die Langlebigkeit des Akkus ist. Das Smartphone während des morgendlichen Duschens und Kaffeetrinkens zu laden, reicht in der Regel aus – 30 Minuten für die Ladung von 0 auf 60% gibt der Hersteller an, diese Werte können wir bestätigen. Kleiner Wermutstropfen: Trotz Glasrückseite unterstützt das OnePlus 6T weiterhin kein kabelloses Laden. Zu den fehlenden Extras gleich mehr.

Fazit im Vergleich zum Vorgänger: Vorteil fürs OnePlus 6T

Varianten, Speicher und Preise

Die Basisversion des OnePlus 6 hat nun erstmals 128 GB internen Speicher, kombiniert mit 6 GB RAM. Für etwas mehr Geld gibt es 8/128 GB oder 8/256 GB. Schon 128 GB sind eine üppige Speichermenge, die den meisten Nutzern ausreichen dürfte. Wir raten deshalb zum mittleren Modell. Eine Möglichkeit der Speichererweiterung per Speicherkarte gibt es, wie von OnePlus gewohnt, nicht.

ModellOnePlus 6 (UVP)OnePlus 6T (UVP)
6/64 GB519,00 €
6/128 GB549,00 €
8/128 GB569,00 €579,00 €
8/256 GB619,00 €629,00 €

Schaut man sich die Preisstaffel an, erkennt man zweierlei: Erstens bleibt OnePlus seiner Linie treu und erhöht mal wieder die Preise leicht. Den Preisbrecher-Schuh kann sich OnePlus nicht mehr anziehen, dazu sind die Basispreise zu hoch und der Preisverfall bei Konkurrenzmodellen sowie beim OnePlus 6 geht zu schnell vonstatten. Mehr dazu im Bereich „Alternativen zum OnePlus 6T“.

Fazit gegenüber dem Vorgänger: Nachteil fürs OnePlus 6T

Nachdem die größten Vor- und Nachteile gegenüber dem Vorgänger beleuchtet sind, noch ein paar allgemeine Erkenntnisse zum Gerät, die vor allem wichtig sind für Leute, die den Vorgänger nicht kennen.

Design


Es gibt keinen großen Unterschied zwischen OnePlus 6 und 6T. Die Gehäuse sind praktisch gleich groß, die Position der seitlichen Buttons ändert sich im Millimeterbereich und der Fingerabdrucksensor hinten fällt weg. Das dezent vergrößerte Display und die kleinere Notch wurden bereits erwähnt. Lediglich die als Sonder-Edition veröffentlichte „Silk-White“-Farbversion hat OnePlus wegrationalisiert, eine erste alternative Farbversionen fürs 6T ist mit Thunder Purple aber bereits kurz nach dem allgemeinen Marktstart verfügbar.

Als solches kann man dem Gehäuse eine gewisse Eleganz attestieren. Aus Glas sind beide Rückseiten, wiewohl wir stark die mattschwarze Version empfehlen – die glänzende Version ist eine Fingerabdruckgalerie, die jeder Polizeiabteilung für erkennungsdienstliche Erfassung zum Ruhme gereichen könnte. Unterm Strich entspricht das OnePlus 6T dem Zeitgeist: Es ist schlank, betont das Display, wirkt flutschig und etwas fragil – wir empfehlen dringend, ein Case zu verwenden.

Kamera

Nicht viel getan hat sich in Sachen Kamera. An der Rückseite finden sich dieselben zwei Module mit 16 MP (Hauptkamera) und 20 MP (Tele), an der Front dieselbe 16-MP-Selfie-Cam wie beim OnePlus 6. Software-seitig hat OnePlus etwas nachgebessert, die Änderungen aber flott auch für das OP6 ausgerollt.

Stimmen Farben und Umgebungslicht, kann das OnePlus 6T ansehnliche Bilder hervorzaubern. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Stimmen Farben und Umgebungslicht, kann das OnePlus 6T ansehnliche Bilder hervorzaubern. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Straßenbild, kurz nach dem Regen. Der HDR-Effekt ist deutlich, sieht zwar etwas unrealistisch, aber hübsch aus – trotz schwieriger Lichtbedingungen (Gegenlicht). (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Straßenbild, kurz nach dem Regen. Der HDR-Effekt ist deutlich, sieht zwar etwas unrealistisch, aber hübsch aus – trotz schwieriger Lichtbedingungen (Gegenlicht). (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Mit der Sekundärkamera aufgenommen verliert das Motiv jedoch an Details. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Mit der Sekundärkamera aufgenommen verliert das Motiv jedoch an Details. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Schwierige Lichtbedingungen: Ein Konzert stellt das OnePlus 6T passabel, aber nicht überragend dar. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Schwierige Lichtbedingungen: Ein Konzert stellt das OnePlus 6T passabel, aber nicht überragend dar. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Künstliches Licht und Details: Kater Anton kommt voll zur Geltung. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Künstliches Licht und Details: Kater Anton kommt voll zur Geltung. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Porträt mit vielen Details: Die Actionfigur im GIGA-Studio sieht unter anderem dank des (hier echten) Bokeh-Effekts furchterregend aus, verliert aber gezoomt an Qualität. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Porträt mit vielen Details: Die Actionfigur im GIGA-Studio sieht unter anderem dank des (hier echten) Bokeh-Effekts furchterregend aus, verliert aber gezoomt an Qualität. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Nachtaufnahmen mit viel farbigem, künstlichen Licht liegen dem OnePlus 6T. Der Rauschfilter könnte allerdings etwas weniger aggressiv agieren. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Nachtaufnahmen mit viel farbigem, künstlichen Licht liegen dem OnePlus 6T. Der Rauschfilter könnte allerdings etwas weniger aggressiv agieren. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Das Porträt-Selfie gelingt selbst mit Bokeh-Berechnung. Jedes graue Haar ist sichtbar – leider. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Das Porträt-Selfie gelingt selbst mit Bokeh-Berechnung. Jedes graue Haar ist sichtbar – leider. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Die Torstraße im Abendlicht. Sieht ungezoomt gut aus, aber auch hier leichte Schwächen im Bildhintergrund wegen des zu aggressivem Postprocessings. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Die Torstraße im Abendlicht. Sieht ungezoomt gut aus, aber auch hier leichte Schwächen im Bildhintergrund wegen des zu aggressivem Postprocessings. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Porträtvergleich: Mal ohne … (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Porträtvergleich: Mal ohne … (© Frank Ritter/GIGA.DE)
… mal mit künstlichem Bokeh. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
… mal mit künstlichem Bokeh. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Nachtmodus im Vergleich: Hier ohne … (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Nachtmodus im Vergleich: Hier ohne … (© Frank Ritter/GIGA.DE)
… und hier mit aktivierter prozeduraler Bildaufhellung. Ja, es wird heller, aber auch extrem unnatürlich und unscharf im Detail. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
… und hier mit aktivierter prozeduraler Bildaufhellung. Ja, es wird heller, aber auch extrem unnatürlich und unscharf im Detail. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Auch im Abendlicht ist die Bildversion ohne Nachtmodus subjektiv besser … (© Frank Ritter/GIGA.DE)
Auch im Abendlicht ist die Bildversion ohne Nachtmodus subjektiv besser … (© Frank Ritter/GIGA.DE)
… als die mit dem aktivierten Bildaufbesserer. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
… als die mit dem aktivierten Bildaufbesserer. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
In der abendlichen Haltestellensituation zeigt sich, dass die Kamera-Algorithmen etwas Nachholbedarf bei sehr hell strahlenden Lichtquellen haben. (© Frank Ritter/GIGA.DE)
In der abendlichen Haltestellensituation zeigt sich, dass die Kamera-Algorithmen etwas Nachholbedarf bei sehr hell strahlenden Lichtquellen haben. (© Frank Ritter/GIGA.DE)

Diese Änderungen umfassen einen speziellen Nachtmodus, der den Effekt von mit langer Belichtung aufgenommenen Bildern nachstellen soll, und zwar auch ohne Stativ. Das funktioniert, indem man das Gerät einige Sekunden in der Hand hält. Das Gerät rechnet dann, ähnlich wie bei HDR, Einzelaufnahmen zu einem helleren Gesamtbild zusammen. Die Ergebnisse können bei weitem nicht mit Googles Night-Sight-Modus im Pixel 3 mithalten, wirken etwas detailarm und deutlich stärker „bearbeitet“, sind in der Regel aber immerhin solide und zweckdienlich: Wirkungsvolle Aufhellung ohne künstlerische Komponente und Detailarbeit.

Insgesamt betrachtet ist die Kamera, wie schon beim OnePlus 6, als gut einzuordnen. Das Farbbild ist realistisch, die Bildqualität und Dynamikumfang hinreichend, die HDR-Funktion produziert gute Ergebnisse. Die Telefoto-Linse kann nicht ganz mit der Qualität der Hauptkamera mithalten, hier erzielt die Konkurrenz in Form der Flaggschiffe von Samsung, Apple und Huawei etwas bessere Resultate. Im Lowlight-Bereich kann das OP6T allerdings im regulären HDR-Modus durchaus mithalten. Von der optischen und ebenfalls guten elektronischen Bildstabilisierung profitieren Videos. Anders als das Huawei Mate 20 Pro kann das OnePlus 6T übrigens auch 4K60 aufnehmen. Die „Faukeh“-Effekte, also künstlichen Hintergrundweichzeichner, auf Rück- und Hauptkamera sind solide, reichen qualitativ allerdings nicht an Google, Samsung und Apple heran. Ob die überhaupt von vielen Käufern regelmäßig genutzt werden, sei an der Stelle mal dahingestellt.

Software und Leistung

Ein performantes Android, das nahe an Googles Ideal operiert, ein hohes allgemeines Performance-Niveau und das weitgehende Fehlen von „Verschlimmbesserungen“, mit denen viele Konkurrenten ihre Geräte versehen zeichnen die Software-Basis von OnePlus Android-Variante OxygenOS aus. So gibt es zwar neben Google Fotos eine OnePlus-eigene Galerie-App, davon abgesehen aber keine Funktionsdoppelungen bei den vorinstallierten Apps. Die Einstellungsmöglichkeiten sind wie gewohnt mannigfaltig und größtenteils sinnvoll, der Datentransfer-Assistent OnePlus Switch mächtig (wiewohl die für die App wichtigen Hilfetexte nur in Englisch vorliegen). Selbst das von mir bei Vorgängergeräten ignorierte „Shelf“ – ein spezieller Homescreen für Informationen, in den man auch herkömmliche Widgets einbinden kann, erweist sich mittlerweile als nützlich. So kann man dort Kundenkarten einscannen und deren Barcodes für schnellen Zugriff im Laden hinterlegen. Es will schon etwas heißen, wenn ich keinen Drang verspüre, den Nova Launcher auf einem neuen Gerät zu installieren. Und natürlich sind auch noch die Gesten für den ausgeschalteten Bildschirm zu nennen. Ich wüsste nicht, was ich ohne das V zum Starten der Foto-LED als Taschenlampe und die Gesten zur Mediensteuerung täte – immer noch ein dicker Pluspunkt für die OnePlus-Software.

Die sinnvollen Standardeinstellungen, das richtige Maß an Funktionalität, gepaart mit den, bereits kurz nach Release regelmäßig eintrudelnden, Updates zusammengenommen sorgen dafür, dass die Software von OnePlus mustergültig ist und, zusammen mit Googles Pixel-Geräten, als die beste angesehen werden kann, die es im Android-Bereich gibt. Einzig die mächtige Theming-Engine, die OnePlus zu Zeiten der Kooperation mit Cyanogen noch integriert hatte, wird weiter schmerzlich vermisst.

Die Hardware – ein Snapdragon 845 mit 6 oder 8 GB RAM – sorgen für Top-Performance. Das UI läuft absolut ruckelfrei, Anwendungen mit hohen Anforderungen (lies: Games) sind so flüssig, wie man es sich wünscht. Bonus: Die 8 GB RAM auf unserem Testgerät werden tatsächlich genutzt: Wir haben das Geräteverhalten engmaschig beobachtet und in den meisten Situationen waren 5,5 bis 6,5 GB belegt, sodass der Arbeitsspeicher einerseits genutzt wird, andererseits aber stets genug Reserven vorhanden sind. Ergebnis: Selbst nach Stunden werden Anwendungen nicht im Hintergrund geschlossen, beim Tap aufs Icon werden sie in aller Regel wieder in den alten Zustand wiederhergestellt.

Extras: Was das OnePlus 6T gegenüber Konkurrenten auszeichnet – und was fehlt

Vor allem in den vergangenen ein, zwei Jahren kann man eine klare Entwicklung beobachten: Features, die ursprünglich „Orchideen“ waren, die man nur vereinzelt in wenigen Geräten beobachten konnte, werden immer mehr zum Standard, zumindest in der Oberklasse. Mit deren Ankommen in der Breite, soll heißen: im iPhone, den Samsung- und Huawei-Flaggschiffe, steigen auch die Ansprüche der Nutzer an ein Gerät der High-End-Klasse. Es ist also sinnvoll, auch hinsichtlich der früher-Gimmicks-heute-beinahe-schon-Must-Haves Bilanz zu ziehen.

Das OnePlus 6T unterstützt, wie oben erwähnt, kein kabelloses Laden. Damit steht es relativ allein da auf weiter Flur, lediglich das Sony Xperia XZ3 lässt diese Möglichkeit unter allen aktuellen Hersteller-Flaggschiffen vermissen. Schade insbesondere deswegen, weil die Glasrückseite diese Technologie eigentlich begünstigt.

Mit dem Schieberegler lässt sich schnell zwischen akustischen Benachrichtigungen, Vibration oder einem lautlosen Smartphone wechseln.

Das OnePlus 6T hat einen praktischen Schieberegler zum schnellen Stummschalten oder Wechseln auf Vibration. Gute Sache – wenn man es braucht.

Der Lautsprecher tönt nur „in Mono“. Ein Manko, denn Stereosound hat sich anderswo mittlerweile durchgesetzt, allen voran beim iPhone und Samsungs Top-Geräten. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, will nicht mehr ohne. Zwar klingt das 6T für ein Mono-Gerät ziemlich gut, dennoch werden viele Wechsler dieses „Downgrade“ bedauern.

Dem OnePlus 6T wird ein Case beigelegt. Das ist zwar im transparenten „nach-einem-halben-Jahr-kommt-der-nikotinbraune-Gilb“-Shabby-Chic gestaltet, aber besser als nichts. Von Haus aus ist auch eine (bei Bedarf problemlos entfernbare) Displayschutzfolie appliziert – klasse!

Auch sonst gibt sich das OnePlus 6T in Sachen Beigaben keine Blöße. Neben einem USB-C-auf-A-Adapter für die Übertragung von Daten bei der Ersteinrichtung und den Anschluss von USB-Hardware gibt es auch einen Klinke-auf-USB-C-Adapter (analog, ohne DAC) und USB-C-In-Ears (passabler Klang, hielt in meinem Ohr aber nicht gut) und das oben erwähnte Schnelllade-Netzteil mit Flachband-USB-Kabel.

Was Ihr wissen solltet

Bildquelle: GIGA

Der Anschluss von Peripherie an OnePlus-Geräte war immer schon ein kompliziertes Thema. Entwarnung: Es wird besser, zumindest in Teilen. Eine per USB-Hub angeschlossene Kombination aus Tastatur und Maus ließ sich problemlos nutzen. Ein USB-Speicherstick konnte ebenfalls angesprochen werden, zuvor muss allerdings der USB-OTG-Modus unter EinstellungenSystem aktiviert werden, der sich weiterhin nach 10 Minuten Inaktivität von selbst deaktiviert – nervig. Ein PC-USB-Headset von Sennheiser, das in der Vergangenheit durchaus mit anderen Android-Geräten nutzbar war, verweigerte wiederum seinen Dienst mit dem OnePlus 6T.

Das OnePlus 6T besitzt keine Infrarotschnittstelle und kein Radio. Beides Features, die ohnehin selten geworden sind, der Vollständigkeit halber sei ihre Abwesenheit aber erwähnt.

OnePlus integriert eine eigene Gestensteuerung. Alternativ kann man unter EinstellungenTasten und GestenNavigationsleiste & -gesten aber auch die klassischen Software-Buttons (Zurück, Start, Letzte) oder die Standard-Gestensteuerung von Android 9 (Zurück, Start) auswählen.

Auch wenn Telefonie und Konnektivität im Allgemeinen super sind, weigert sich auch das neueste OnePlus-Flaggschiff, HD-Voice mit SIM-Karten deutscher Mobilfunkanbieter zusammenzuarbeiten. Woran das liegt ist unklar, das Ergebnis frustrierend: VoLTE und Voice-over-Wifi lassen sich nur mit den bereits von den Vorgängern bekannten „schmutzigen Hacks“ nutzen – funktioniert dann aber immerhin bis zum nächsten OTA-Update. Uns gegenüber gab OnePlus an, gemeinsam mit den Mobilfunkern an dem Problem zu arbeiten. Wir hoffen, dass dahingehend bald etwas passiert, denn dieses Manko schränkt die Nutzung ein, insbesondere wenn man sich häufig in Gebäuden mit Verbindungsproblemen befindet.

Test-Fazit zum OnePlus 6T

Wertung im Detail

Verarbeitung, Haptik und Design: 4/5
Toll verarbeitet, gute Buttons, aber dank Glasrückseite schlüpfrig und fragil, nicht wasserdicht
Display: 4/5
Ansehnliches OLED-Display mit ausreichender Schärfe, kleinem „Notch“, leichte Schwächen in Helligkeit und Farbwiedergabe
Kameras: 4/5
Gute Performance bei Front- und Rückkamera, gut in Lowlight, 4K mit 60 FPS, aber nicht auf Pixel-, Galaxy-S9- oder iPhone-Niveau
Software: 5/5
Aktuelles Android mit Stock-Appeal und sinnvollen Verbesserungen
Performance: 5/5
Top-Leistung in allen Belangen
Telefonie und Audio: 3/5
Allgemein gut, praktischer Schieberegler zum Stummschalten, aber nur Mono-Lautsprecher, HD-Voice nur über Umwege, keine Klinkenbuchse
Konnektivität und Speicher: 4/5
Viel Speicher, größere Speichermengen angemessen bepreist, Dual-SIM-Support, aber keine Speichererweiterung möglich
Akku und Alltag: 4/5
Viel Akkuleistung, schnelles Nachladen, aber kein Qi-Support, In-Display-Fingerabdrucksensor nicht gut genug

Gesamt: 83 %

Persönliches Fazit: Gut – aber das OnePlus 6 ist (für mich) besser

„Ob das Gerät für dich passt, musst du selbst entscheiden“ ist ein Allgemeinplatz, den Tech-Redakteure gerne vom Stapel lassen, wenn sie Schwierigkeiten haben, sich zu einem Gerät eine Meinung zu bilden. Den Satz möchte ich unterschreiben, aber klarstellen, dass ich eine klare, freilich subjektive Meinung zum OnePlus 6T habe. Für mich reicht das Teil. Anders formuliert: Ich liebe seine Stärken und kann mich mit seinen Schwächen arrangieren. Trotzdem würde ich mich im Zweifel für das OnePlus 6 entscheiden, das 6T ist sehr wenig Up-, sehr viel Side- und an der einen oder anderen Stelle sogar ein Downgrade.

Klar nervt mich der nicht so richtig zuverlässig funktionierende Fingerabdrucksensor im Display und spätestens als mir der blöde Adapter zum dritten Mal aus der Buchse flog, verfluchte ich auch OnePlus’ Entscheidung, auf die Klinke zu verzichten. Das ändert aber nichts daran, dass Performance, Akku-Laufzeit, -Ladegeschwindigkeit und die Software bei OnePlus nach wie vor mit zu den besten im gesamten Android-Segment gehören. Die Kamera ist überdurchschnittlich, der Preis passt auch, mehr will ich gar nicht. Beziehungsweise kaum, denn Stereo-Sound wäre eine wünschenswerte, HD-Voice-Support eine bitter nötige Ergänzung. Das beides bieten freilich weder Vorgänger noch Nachfolger.

Erschwerend kommt hinzu, dass nicht nur das (bei zahlreichen Händlern weiter verfügbare) OnePlus 6 eine Konkurrenz für das 6T darstellt. Zahlreiche Android-Smartphones aus dem High-End-Spektrum gibt es nämlich mittlerweile zu ähnlichen oder sogar günstigeren Preisen. So konnte man das Samsung Galaxy S9 zum Black Friday beispielsweise bereits für deutlich unter 500 Euro schnappern, sowohl das LG G7 als auch das Huawei P20 gab es sogar schon für unter 400 Euro. Und hier kommen dann tatsächlich wieder die persönlichen Präferenzen und Prioritäten ins Spiel. In welchen Bereichen die Konkurrenten punkten können und wo sie das Nachsehen haben, verraten wir auf der nächsten Seite.

Auf der nächsten Seite: Alternativen zum OnePlus 6T, technische Spezifikationen