Halbzeitbilanz 2017: Die Highlights und Enttäuschungen der ersten Jahreshälfte

Das Jahr begann mit einer faustdicken Überraschung, denn noch vor dem Mobile World Congress hat HTC Anfang Februar 2017 das U Ultra aus dem Hut gezaubert. Eine Art Zwischenschritt sollte das Smartphone in der Rückblende werden, bevor der taiwanische Hersteller mit dem U11 später im Jahr sein „echtes“ Flaggschiff vorstellen sollte.

Auf großen Beifall stieß das HTC U Ultra wahrlich nicht. Zwar hatte das Gerät mit Snapdragon 821 und 4 GB RAM genügend Power unter der Haube, doch das einfallslose Design gepaart mit dem unschön hervorstehenden „Kamerabuckel“ auf der Rückseite wurde vielfach moniert. Zu den weiteren Kritikpunkten gehörten die vergleichsweise großen Außenmaße von 162,41 x 79,79 x 3,6 – 7,79 für ein 5,7-Zoll-Smartphone sowie der schmale 3.000-mAh-Akku. Da half auch das kleine „Ticker-Display“ über dem eigentlich Bildschirm nicht mehr, das sich das U Ultra von LGs V-Serie abgeschaut hatte.

Groß in Erinnerung dürfte das HTC U Ultra wohl niemandem bleiben.

Nur wenige Wochen später feierte das LG G6 im Rahmen des MWC 2017 seine Premiere. Nach dem Flop des LG G5 aus dem Vorjahr standen die Südkoreaner unter Zugzwang. Mit dem G6 stellte der Konzern dann ein Flaggschiff vor, das sich ausschließlich darauf konzentrierte, ein gutes Smartphone zu sein – und auf Gimmicks wie Modularität oder Lederrückseiten einfach verzichtet.

Eine Neuheit war das Display im 18:9-Format, wodurch sich das LG G6 trotz 5,7-Zoll-Displaydiagonale noch bequemer mit einer Hand bedienen ließ. Im Test des LG G6 überzeugte das Gerät unter anderem mit seiner Dual-Kamera, die zwei 13-MP-Sensoren vereint, und dem scharfen Display mit 2.880 x 1.440 Pixeln Auflösung, Mit dem G6 konnte sich LG also nach dem Misserfolg des G5 wieder in der Smartphone-Champions-League zurückmelden, auch wenn wir uns lieber den brandaktuellen Snapdragon 835 statt 821 aus dem Vorjahr gewünscht hätten, doch Samsung machte dem bekanntlich einen Strich durch die Rechnung.

Da der Preis des LG G6 mittlerweile stark gefallen ist, haben potenzielle Käufer die Chance auf ein echtes Flaggschiff-Schnäppchen.

Ebenfalls auf dem MWC 2016 wurde das Huawei P10 vorgestellt. Optisch ging Huawei mit dem Smartphone neue Wege und verbaute etwa einen Homebutton an der Front, der auch den Fingerabdruckscanner des Geräts behauste – bei den Vorgängern war der Sensor noch auf der Rückseite. Vor allem bei langjährigen Huawei-Fans sorgte diese Designentscheidung aber für Kritik, da somit die heiß geliebte Gestensteuerung für den Fingerprintreader dem Rotstift zum Opfer fiel und sich die Nutzer umgewöhnen mussten. Auch im Test des Huawei P10 fiel die Neu-Positionierung des Fingerabdruckscanners negativ auf, genauso wie die starke Schmutzempfindlichkeit des Displays. Punkten konnte das Huawei P10 hingegen mit seiner schicken Rückseite im „Hyper Diamond Cut“-Stil und der flotten Performance.

Insbesondere im Vergleich zum exzellenten Vorgänger fällt das Huawei P10 aber etwas ab und gehört damit zu den Flaggschiffen, von denen wir uns eigentlich mehr erhofft hatten. Ob die vergleichsweise magere Testausbeute von 78 Prozent der Grund ist, warum das Huawei P10 bereits so stark im Preis gefallen ist? Für rund 460 Euro (Stand: Ende Juni 2017) ist das Gerät mittlerweile zu haben.

Neben dem P10 hat Huawei im Rahmen des MWC 2017 auch den größeren Bruder vorgestellt: das Huawei P10 Plus. Im Vergleich zum regulären P10 bietet das Plus-Modell mit 6 GB RAM nicht nur einen größeren Arbeitsspeicher, sondern mit 128 GB auch mehr Speicherplatz für Nutzerdaten. Gewachsen ist ebenfalls der Akku von 3.200 mAh im P10 auf 3.750 mAh im P10 Plus und natürlich besitzt das P10 Plus mit 5,5 Zoll auch eine größere Displaydiagonale, zudem löst der Bildschirm mit WQHD (2.560 x 1.440 Pixel) auch schärfer auf.

Das alles sorgt dafür, dass das Smartphone im Test des Huawei P10 Plus mit 80 Prozent leicht besser abschneidet als sein kleinerer Bruder. Dafür müssen potenzielle Käufer aber auch mehr auf den Tisch legen, um sich das P10 Plus zu leisten

Und ein weiterer Debütant vom MWC 2017: das Sony Xperia XZ Premium. In den vergangenen Jahren hatte Sony mit seinen Flaggschiff-Smartphones nur wenig Erfolg am Markt. Zu eintönig sei das Design, zu gering die Alleinstellungsmerkmale – so der vielfach geäußerte Vorwurf gegenüber dem japanischen Konzern.

Zwar mag sich das Xperia XZ Premium erneut dem Rüffel aussetzen, wie jedes andere Sony-Smartphone der vergangenen vier Jahre auszusehen. Den zweiten Vorwurf kann Sony aber problemlos von sich weisen, denn das Xperia XZ Premium bietet neben einem gestochen-scharfen 4K-Display auch eine Kamera mit 900fps-Zeitlupe.

Wenig überraschend also, dass sowohl Display als auch Kamera im Test des Sony Xperia XZ Premium gut abschnitten. Gepaart mit seiner exzellenten Performance und Software-Experience gehört das Xperia XZ Premium zu den positiven Überraschungen der ersten Jahreshälfte – auch wenn uns die glänzende Rückseite fast in den Wahnsinn getrieben hat, die Fingerabdrücke beinahe magisch anzieht.

Für Sony positiv, für Käufer eher unerfreulich: Das Xperia XZ Premium ist bislang, das Smartphone ist trotz seiner frühen Vorstellung erst seit einem Monat erhältlich, noch relativ preisstabil.

Branchenprimus Samsung ließ sich dieses Jahr etwas länger Zeit und stellte sein neues Flaggschiff erst Ende März auf einem eigenen Event vor. Doch das lange Warten hat sich zweifellos gelohnt: Das Galaxy S8 ist bislang das Highlight des Smartphone-Jahres und Zeugnis, wie sehr sich Samsung von seinem einstigen Image als Hersteller von „Platikbombern“ entfernt hat.

Eine Smartphone-Schönheit durch und durch ist das Galaxy S8 mit seinem „Infinity Display“ geworden, das zu beiden Kanten leicht abgerundet ist und beinahe die komplette Front einnimmt. Trotz der vergleichsweise großen Displaydiagonale von 5,8 Zoll lässt sich das neueste Samsung-Flaggschiff noch bequem mit einer Hand bedienen – dem neuen 18,5:9-Bildformat sei Dank.

Kollege Frank hat das Smartphone unter die Lupe genommen und im Test des Galaxy S8 beinahe ausschließlich lobende Worte gefunden. Das Display sei ein Traum, die Performance über jeden Zweifel erhaben und die Kamera gehört zu den Besten, was der Smartphone-Markt derzeit zu bieten hat. Lediglich bei der Position des Fingerabdruckscanners, der nun auf der Rückseite rechts neben der Kamera haust, hat sich Samsung einen kleinen Design-Fauxpas erlaubt.

Trotz allem konnte sich aber auch das Galaxy S8 dem allgemeinen Preisverfall nicht entziehen. Von dem ursprünglichen UVP hat sich der Straßenpreis schon deutlich nach unten abgesetzt

Wie auch Huawei hat Samsung sein neuestes Spitzenmodell mit einer größeren Variante flankiert. Das Galaxy S8 Plus bietet neben einem 6,2-Zoll-Display auch einen größeren Akku, weshalb das Gerät im Test des Samsung Galaxy S8 Plus aufgrund der höheren Akkulaufzeit auch besser als sein Modellbruder abschneidet.  Abgesehen davon unterscheiden sich beide Modelle hingegen nicht.

Im April wurde das Honor 8 Pro für Deutschland angekündigt, das zuvor bereits in China unter dem Namen Honor V9 erhältlich war. Auf der Rückseite erinnerte das Flaggschiff von Huaweis gleichnamiger Zweitmarke mit seiner horizontal angeordneten Dual-Kamera an das iPhone 7 Plus. Im Vergleich zur hauseigenen Konkurrenz in Form des Huawei P10 konnte das Honor 8 Pro die Fans des chinesischen Großkonzerns aber weiter damit beglücken, dass der Fingerabdruckscanner wie gewohnt auf der Rückseite zu finden war. Punkten konnte das 5,7-Zoll-Phablet im Test des Honor 8 Pro insbesondere aufgrund seiner praktischen Dual-Kamera, der exzellenten Verarbeitungsqualität und nicht zuletzt wegen des mit 4.000 mAh extrem üppig ausgefallenen Akkus.

Wie bei Honor-Smartphones üblich liegt der größte Vorteil aber wohl im Preis-Leistungs-Verhältnis. Bereits der UVP von 549 Euro unterbietet die Konkurrenz und dank des gefallenen Straßenpreises ist das Honor 9 aktuell schon für knapp über 500 Euro zu haben.

Im Mai wurde das U11 und damit HTCs „wahres“ Flaggschiff für die erste Jahreshälfte 2017 vorgestellt, nachdem das U Ultra bekanntlich nur einen Zwischenschritt darstellte.

Größtes Alleinstellungsmerkmal des U11 ist wohl ohne Zweifel der druckempfindliche Rand: „Edge Sense“ nennt der taiwanische Konzern das Feature, womit sich eine Reihe von Funktionen wie etwa ein Schnellstart der Kamera realisieren lassen. Im Gegensatz zum U Ultra ist das U11 außerdem auf dem neuesten Stand und kombiniert einen Snapdragon 835 mit 4 GB RAM. Bei der Kamera hat HTC ganz groß aufgetrumpft und dem U11 laut den Experten von DxOMark sogar die beste derzeit erhältliche Smartphone-Knipse spendiert.

Wenig verwunderlich also, dass das Gerät im Test des HTC 11 hervorragend abgeschnitten hat, und trotz einiger fragwürdiger Designentscheidungen, 88 Prozent erlangen und insbesondere bei der Kamera, der Performance und der Software punkten konnte.

Der vielleicht größte Makel des U11 liegt beim happigen Preis: HTC ruft einen UVP von 749 Euro heraus und bislang ist das U11 noch nicht allzu stark im Preis gefallen.

Auf das OnePlus 3T folgte vor genau einer Woche das OnePlus 5 – weil die Zahl 4 in ostasiatischen Ländern mit Unglück und Pech assoziiert wird, wurde eine Generation übersprungen. Zwar hat OnePlus erneut an der Preisschraube gedreht, im Vergleich zur Flaggschiff-Konkurrenz bietet das OnePlus 5 aber noch immer ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis mit einem UVP von 499 Euro für das Modell mit 64 GB Speicher und 6 GB RAM. Wer mehr braucht, kann knapp 40 Euro drauflegen und erhält 128 GB Datenspeicher und sogar gigantische 8 GB Arbeitsspeicher.

Kritik musste sich das OnePlus 5 aufgrund der Rückseite im iPhone-Look gefallen lassen, die dem iPhone 7 Plus beinahe zum Verwechseln ähnlich sieht. Daran dürfte auch die Dual-Kamera ihr Scherflein beigetragen haben, die wie beim Apple-Vorbild ganz links montiert ist und zwei Kameralinsen horizontal miteinander vereint.

Eben jene Dual-Kamera gehört aber auch den großen Stärken des Smartphones, wie der Test des OnePlus 5 gezeigt hat. Auf der Habenseite stehen zudem die exzellente Verarbeitungsqualität, pfeilschnelle Performance in jeder Lebenslage, ein auf das Wesentliche reduziertes OxygenOS auf Basis von Android 7 sowie die hervorragende Akkulaufzeit samt der Schnelllade-Technik „Dash Charge“.

Das war es mit unserer kleinen Rückblende! Welches der bislang erhältlichen Flaggschiffe konnte ich euch denn überzeugen? Schreibt uns eure Meinung gerne in die Kommentare!