Battlefield 4 Test: Im falschen Film der Solo-Kampagne

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man fast darüber lachen, über diese seltsame Ironie der Shooter-Geschichte. Seit etlichen Jahren verfolgen Militär-Shooter mit ihren Spektakel-Kampagnen nur noch ein einziges großes Ziel. Sie wollen so sein wie der Krieg aus Hollywood. Die überkandidelten Explosionen eines Michael Bay, der brachiale Druck eines Black Hawk Down, die audiovisuelle Grenzerfahrung des Soldaten James Ryan – all das wurde wieder und wieder im modernen Shooter imitiert. Mit jeder neuen Solo-Kampagne kamen die Entwickler ihrem speziellen Vorbild dabei ein kleines Stückchen näher. Aus technischer Sicht ist dieses Streben durchaus beeindruckend, doch „Battlefield“ & Co scheinen eine wesentliche Lektion der Kollegen aus Hollywood zu vergessen: Niemand will immer denselben Film sehen.
Würde ein Black Hawk Down auch beim zehnten Mal noch mitreißen, nur weil die CGI-Abteilung ein paar neue Effekte hinzugefügt hat? Würde man dafür noch einmal ins Kino gehen? Auch wenn dieser Vergleich gewaltig hinkt, der Kern meines Problems ist damit ganz gut getroffen. Die Kampagne von „Battlefield 4“ sieht unfassbar gut aus, spielt sich entschieden besser als der Vorgänger, langweilte mich aber mit ihrer muffigen Formelhaftigkeit fast zu Tode.
Wieder droht der dritte Weltkrieg, wieder ist ein Squad von mutigen US-Marines immer genau da, wo die Welt gerade untergeht, wieder muss ein durchgängig stummer Held Panzer sprengen, Zivilisten evakuieren, ein bisschen gefoltert werden, auf Moorhuhn-Jagd gehen und von einer Granate in eine kurzzeitige Ohnmacht geschleudert werden.
99% der Dinge, die uns in „Battlefield 4“ begegnen, kennen wir bereits. Erzählerisch reicht es damit wieder nur für eine Verkettung von altbekannten Shooter-Klischees, bis uns das selten dämliche Ende dann schließlich erlöst. Zwischenzeitlich versucht DICE zwar die Kritik an der „Battlefield 3“-Kampagne zu berücksichtigen – es gibt nun eine Art roten Faden, die Figuren bekommen eine Charakterisierung spendiert und es gibt drei vermeintlich emotionale Momente - unterm Strich wird sich aber in einem Jahr niemand mehr an das hier erinnern.

Battlefield 4 Kampagne im Test: War was?
Was extrem schade ist, denn eine Kampagne, die so verdammt hübsch aussehen und frei über eine dermaßen polierte Spiel-Mechanik verfügen kann, die hätte einfach mehr verdient, als ein paar böse Chinesen und das schrille Lobeslied des Militarismus. Doch die Frostbite 3-Engine bekommt in der Solo-Kampagne von „Battlefield 4“ eben nicht, was sie verdient.
Überhaupt hat DICE in puncto Gameplay ein paar neue Tricks dazugelernt. An Mauern lehnen, über Hindernisse springen, Deckungen zerstören – all das läuft spürbar flüssiger ab. Hinzu kommt ein rudimentäres Schleichsystem, welches uns dazu auffordert, die Granaten auch mal stecken zu lassen und stattdessen den taktischen Visor auszupacken und lautlos vorzugehen. Das Schleichen ist dann aber aufgrund der hohen Gegnerdichte meist so schwer, dass es etwas zu schnell wieder sehr laut wird. Eine willkommene wenn auch etwas inkonsequente Neuerung ist das Schleichen aber allemal.

Ob das für die neuen Level-Challenges auch gilt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Euer Können am Kriegsgerät wird nun in jedem Abschnitt einzeln bewertet und bei Bedarf auch mit anderen Spielern verglichen. Ihr steigert eure Punkte-Ausbeute also mit Kopfschüssen, Multikills und anderen Aktionen. Im Gegenzug bekommt ihr dafür neue Waffen und Gadgets. Zum Skillshooter mutiert „Battlefield 4“ dadurch zwar noch lange nicht, aber mich motivierte die nebensächliche Punktejagd tatsächlich mehr als erwartet. Was aber auch daran lag, dass ich von der Story sehr schnell sehr gelangweilt war.
All das Nachjustieren an den Stellschrauben des Vorgängers und die neuen Elemente sorgen schließlich dafür, dass sich „Battlefield 4“ etwas weniger wie die „Call of Duty“-Konkurrenz anfühlt – wenngleich hier in puncto Missions-Design und Inszenierung auf frappierende Weise geklaut wurde – dafür aber etwas mehr wie zum Beispiel ein „Crysis 3“. Offener, flexibler und insgesamt fordernder fühlt sich dieser Shooter nun an. Eine, wie ich finde, gute Entwicklung, die bei mir für den einen oder anderen selbst inszenierten Heldenmoment sorgte.
Leider sind diese Momente, in denen DICE mich frei entscheiden lässt, in welcher Ecke des Sandkastens ich dieses Mal toben möchte, etwas zu spärlich gesät. Linearität und engmaschiges Skripting geben letztlich den Ton an.
Fazit
Die Solo-Kampagne von „Battlefield 4“ stellt anschaulich unter Beweis, wie eng die erzählerische Sackgasse geworden ist, in der sich der Militär-Shooter verfahren hat. Die phänomenale Technik wird hier zum tragischen Tropfen auf dem heißen Stein einer austauschbaren Story.Gegen müde Klischees, abgestandene Inszenierung und die ewig gleichen Charaktere können eben auch verbesserte Partikeleffekte und glaubwürdige Verschattung nicht viel ausrichten. Technisch geht’s nirgendwo besser als in „Battlefield 4“, erzählerisch ist man hier aber mal wieder im vollkommen falschen Film. Zeit in den genialen Multiplayer zu wechseln und das hier ganz zu vergessen.
Unsere Wertungsphilosophie
Der Test zum Multiplayer folgt in Kürze. Unsere finale Wertung ebenso.