Eines vorweg: Hier schreibt jemand, der wenig von DLCs hält. Zu oft wurde ich in der Vergangenheit von halbgaren Appetithäppchen, erzwungenen Nullsummenspielen und überteuertem Quatsch enttäuscht oder gar verärgert. Entsprechend skeptisch habe ich die Einladung zur Seebestattung, dem ersten Story-DLC von „BioShock Infinte“, angenommen. Zu groß erschien mir die Gefahr, dass das Meisterwerk – Infinite bekam von mir 10/10 -  im engmaschigen Raster eines DLCs Schaden nehmen würde.

 
Bioshock Infinite
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Bioshock Infinite

„BioShock Infinte“ ist für mich rund, abgeschlossen und zu Ende erzählt. Es entließ mich in ein emotionales Nachsinnen über eine Geschichte, die eigentlich keinen Platz mehr für ein weiteres Kapitel hat. Andererseits sprechen wir hier von Ken Levine, einem Mann, der sich meinen Vertrauensvorschuss redlich verdient hat. Und wir sprechen von einer Rückkehr nach Rapture!  Jenem verwunschenen, bizarren Unort, dessen bildschöne Schaurigkeit mich im ersten Teil der Shooter-Reihe tausend süße Tode sterben ließ. Das muss ich einfach gesehen haben.

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Über „Burial at Sea“ zu sprechen, ohne heftig zu Spoilern, ist schlichtweg unmöglich. Wer Infinte nicht durchgespielt hat, wird das Ganze weder verstehen noch wertschätzen können. Der DLC setzt alles voraus und erklärt nichts. Mit anderen Worten: Durchspielen oder ignorieren.

Burial at Sea Test: Achtung Spoiler!

Es beginnt mit Elizabeth. Eine ältere, ernstere, melancholischere Version von ihr betritt das Büro eines gewissen Booker DeWitt, der 1958 eine vom Zwielicht durchflutete Detektei in Rapture betreibt. Eine Femme Fatale und ihr williges Opfer.

Wenig später stehen die beiden dann auch schon in der abgründigen Pracht der Verkaufspromenade von Rapture. Das sind die besten Momente von  „Burial at Sea“. Eingeweihte werden den nostalgischen und gleichzeitig frischen Blick auf die Unterwasserstadt ganz sicher genießen. Der DLC hat in diesen frühen Minuten etwas von einem leidenschaftlichen Fanprojekt, das mit viel Liebe zum Detail die Geister der Vergangenheit weckt.

Doch das Staunen hält nicht lange an. Nach einer grandiosen Begegnung mit Sander Cohen, dem wohl unheimlichsten Gegenspieler aus „BioShock“ fällt „Burial at Sea“ in die Shooter-Routine von „Infinite“, und die will so gar nicht nach Rapture passen.

„Burial at Sea“ wirft uns die immer gleichen Gegner-Gruppen uninspiriert und ohne tragfähiges Konzept entgegen. Ehe man sich versieht, hängt Booker auch schon an einer Sky-Line und nimmt Splicer nach Splicer auf’s Korn. Doch wo uns die schwindelerregende Freiheit der Luftstadt Columbia einen spielerischen Höhenflug ermöglichte, fühlt sich die Verwendung des Sky-Hooks im klaustrophobischen Unterwassergrab von Rapture irgendwie unübersichtlich und falsch an. Auch das neue Frost-Plasmid und die erhöhte Ressourcenknappheit bleiben reine Makulatur. Spielerisch enttäuscht „Burial at Sea“ und fällt hinter die Qualität des Hauptspiel zurück.

Das gilt leider auch für die Geschichte, die uns der DLC erzählt. Die ist zwar sehr gut vorgetragen und stimmig in das Multiversum von „BioShock Infinte“ eingepasst, letztlich läuft in „Burial at Sea“ aber alles auf eine leicht veränderte Neuaufführung bereits bekannter Story-Elemente hinaus.

Es ist diese Wiederholung in „Burial at Sea“, dieses Drehen um sich selbst, das dem Hauptspiel sogar ein bisschen was von seiner Faszination nimmt. Mag sein, dass sich die Geschehnisse von „Burial at Sea“ bestens mit dem in „Infinite“ errichteten Grundgerüst erklären lassen – wenn etwas noch einmal geschieht, dann verliert das erste Mal aber immer auch etwas von seiner Einmaligkeit und Intensität. Zumindest ging es mir so, als mich der DLC nach genau 80 Minuten etwas ratlos zurückließ.

Fazit:

Die gewollte Vermengung von „BioShock“ und „Infinte“ geht nur bedingt auf. Was als nostalgischer und liebevoll inszenierter Fanservice beginnt, wird immer mehr zu einer unverwandten Gegenüberstellung von zwei sehr unterschiedlichen Spielen. „Burial at Sea“ will das schnelle, grelle, pompöse und erzählerisch hoch komplexe „Infinite“ irgendwie in die enge, alptraumhafte Druckkabine von Rapture zwängen. Unter dieser Last platzt „Burial at Sea“ letztlich so manche Naht. Da man hier spielerisch absolut nichts verpasst, können sich Fans noch bis zur Preissenkung gedulden oder sich den DLC einfach auf YouTube ansehen.

Unsere Wertungsphilosophie

Wertung
6/10
“Legt man an Burial at Sea das Maß eines Meisterwerkes an, wird man enttäuscht. Als kurzweiliger Nostalgie-Trip darf sich der DLC aber den Fans empfehlen. ”