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Detroit – Become Human: So realistisch ist das Szenario des Spiels


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Detroit: Become Human spielt 20 Jahre in der Zukunft. Die Androiden sollen bis dahin die meisten „einfachen“ Jobs übernommen, Menschen auf Baustellen und im Haushalt ersetzt haben. Doch ist das überhaupt realistisch? Welche Geschichte Detroit: Become Human erzählt und von welchen drei Charakteren das Spiel handelt, zeigt dir der folgende Trailer.

 
Detroit: Become Human
Facts 
Detroit: Become Human
Detroit: Become Human – Launch-Trailer
Detroit: Become Human – Launch-Trailer

Darüber habe ich mit dem Robotik- und KI-Wissenschaftler Prof. Hans-Dieter Burkhard gesprochen. Er ist pensionierter Dozent an der Humboldt-Universität Berlin. Und auch Fabian Westerheide, Unternehmer, Investor und KI-Experte, äußerte sich in Vergangenheit zu der Thematik von Detroit: Become Human. Die beiden zeichnen ein Bild davon, welche KIs heute schon im Einsatz sind, was in Zukunft möglich sein wird – und auf welche Funktionen wir unter Umständen noch sehr lange warten müssen.

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Detroit: Become Human – (K)ein Spiel über künstliche Intelligenzen

Gleich zu Anfang stellt Prof. Burkhard klar, dass Detroit: Become Human wie so viele andere Spiele, Filme und Serien zur Thematik nicht wirklich von künstlichen Intelligenzen handelt, sondern eher etwas über uns Menschen aussagt. Dasselbe habe ich auch schon in meinem Test zum Spiel festgestellt. Auch, wenn die Androiden natürlich als künstliche Intelligenzen dargestellt werden, können sie ganz einfach durch andere, menschliche Minderheiten – People of Color, die LGBTQI-Community, Frauen – ersetzt werden. „Es dreht sich immer wieder um die Frage, wie gehen Menschen miteinander um“, stellt Herr Burkhard fest.

In welche Richtungen sich künstliche Intelligenzen entwickeln könnten, reist das Spiel hingegen nur kurz an. Dabei wäre genau das eine Frage, die sich die Macher hätten stellen können. Dem voran steht aber die Frage, ob und in welcher Form künstliche Intelligenzen schon heute existieren? Denn auch, wenn sie auf den ersten Blick nicht sichtbar sind, es gibt sie schon heute.

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Künstliche Intelligenzen – schon heute unter uns

„Wir haben diese Sprachassistenten, das Navi im Auto, das ist eigentlich auch ein KI-Gegenstand. Bloß ist uns das gar nicht so bewusst. Solche Systeme steuern die Produktion, die steuern Kraftfahrtzeuge, Krankenhäuser, sie helfen dem Arzt bei der Diagnose. Ist das nun intelligent oder machen sie nur ihre Arbeit? Also, wir erwarten immer, die KI, die kommt erst noch. Und natürlich kann der Rechner oder Roboter vieles überhaupt noch nicht.“

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Trotzdem ist die KI-Forschung schon wesentlich weiter als viele annehmen. Der Meinung ist auch Fabian Westerheide, KI-Experte und Investor. Er führt an, dass Flugzeuge schon heute hauptsächlich vom Autopilot gesteuert werden, „Piloten sind nur noch als Back-Up an Bord.“ Und Apps sind schon so weit, dass sie sich als dein Freund ausgeben können, du dich stundenlang mit ihnen unterhalten kannst.

In Detroit: Become Human gibt es Maschinen, die es auch heute schon gibt – zum Beispiel Drohnen.

Menschliche Androiden im Jahre 2038 – realistisch?

In Filmen wie Blade Runner unterscheidet sich die Welt grundlegend von der heutigen. In Detroit: Become Human ist das nur eingeschränkt der Fall. Natürlich ist die Welt fortgeschrittener, die Maschinen in Detroit basieren jedoch auf solchen, die heute schon existieren: Drohnen, selbstfahrende Autos, Haushaltsmaschinen. Insofern ist das Szenario tatsächlich realistisch, die Welt wäre in 2038 durchaus in dieser Form denkbar.

Einzig unrealistisches Element sind tatsächlich die Androiden, also die Protagonisten des Spiels. Zwar ist sich Westerheide sicher, dass die Software schon in einigen Jahren bestimmt auf demselben Stand ist wie in Detroit. An der Hardware wird die Forschung allerdings ganz schön zu knabbern haben. Gerade solch vermeintlich kleine Prozesse wie das Abwaschen von Geschirr ist mechanisch eine enorme Herausforderung. Bevor sie also menschlich wirken können, müssen Androiden erst einmal lernen, mechanische Abläufe zu meistern. Und das dauert laut Westerheide noch 30 Jahre, laut Burkhard sogar bis zu 100 Jahren.

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Auch in unserem Podcast Rush haben wir darüber diskutiert, ob Detroit: Become Human realistisch ist. Die ganze Folge kannst du dir hier anhören:

Folge 7: Menschen, Maschinen und Dark Souls // RUSH - Der Gaming-Podcast von GIGA GAMES und detektor.fm
Folge 7: Menschen, Maschinen und Dark Souls // RUSH - Der Gaming-Podcast von GIGA GAMES und detektor.fm Abonniere uns
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KIs – Bereicherung und Gefahr zugleich

Sowohl Burkhard als auch Westerheide freuen sich auf die weitere Entwicklung künstlicher Intelligenzen. Hans-Dieter Burkhard sehnt sich vor allem nach sicheren autonomen Fahrzeugen. „Wenn das in der Zukunft wirklich ungefährlich funktioniert, dass ich (im Auto) wie im Zug reisen kann, aber individuell bin und mich um nichts kümmern muss, das wäre schon eine schöne Vorstellung.“ Er ist der Meinung, dass wir durch neue Technologien die Chance haben, die Welt ganz neu zu entdecken.

Werden die richtigen Vorkehrungen getroffen und können Menschen trotzdem noch gut leben, können wir uns endlich den schönen Dingen des Lebens widmen, „dann können wir fröhlich sein und spielen.“ Mit Einbrüchen am Finanzmarkt ist nicht zu rechnen, übernehmen Androiden unsere Jobs. Schließlich läuft die Arbeit trotzdem weiter wie gehabt.

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Wenn Androiden tatsächlich irgendwann unserer Jobs übernehmen, können wir ein schönes Leben führen – wenn der gesetzliche Rahmen stimmt.

Der Mensch ist die eigentliche Gefahr

Dass wir wirklich solch ein paradiesisches, sorgloses Leben führen können, kommt die KI-Revolution, dafür muss die Politik sorgen. Genau hier könnten die wahren Gefahren der KI lauern, vermutet Prof. Burkhard: „Nicht die KI ist die Gefahr, sondern der Mensch“, vor allem der, der sie programmiert und steuert. Gebraucht werden spezifische Gesetze, die Menschen ein Grundeinkommen zusichern, werden sie in ihrem bisherigen Job durch Androiden oder künstliche Intelligenzen ersetzt.

Aber auch Gesetze und Regulierungen zum Einsatz der KIs werden benötigt. Die vor kurzem in Kraft getretene DSGVO ist laut Prof. Burkhard ein erster Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem bleibt viel zu tun, können KIs doch immer noch theoretisch als Machtinstrument eingesetzt werden. Noch ist es denkbar, dass sich ein Staat „in das Netz eines anderen Staates einhackt und dadurch in der Lage ist, Kraftwerke stillzulegen und so ganze Gesellschaften zu zerstören“, so Burkhard.

Auch den Einsatz von KIs im Krieg sieht Prof. Burkhard kritisch, kann es doch immer sein, dass dem Programm ein Fehler unterläuft – Leben unschuldiger Menschen werden dadurch aufs Spiel gesetzt. Deshalb sollte überlegt werden, „inwieweit Maschinen Gewalt über Menschen anvertraut wird“, rät Burkhard.

Fraglich ist, ob wir Maschinen die Gewalt über Menschen anvertrauen sollten.

Übernimmt irgendwann die Super-Intelligenz?

Eine anderes Gefahren-Szenario ist, dass die vernetzten KIs irgendwann Fehler machen und mit diesen weiterarbeiten oder sich verselbstständigen. Dadurch kann sich laut Fabian Westerheide eine Super-Intelligenz entwickeln, die unseren Horizont bei weitem überschreitet und für uns nicht mehr nachvollziehbar ist. „Und davor haben wir Angst. Wir haben Angst, etwas zu erschaffen, was wir nicht mehr verstehen.“

Dass sich KIs irgendwann aus eigenem Streben unserer Programmierung widersetzen, hält Prof. Burkhard für unwahrscheinlich. Die Maschine „hat von sich aus kein biologisches Bedürfnis nach Macht oder Gewinn“, so der Robotik- und KI-Dozent. Stimmen seine Thesen, wollen Maschinen gar nicht nach Menschlichkeit und Macht streben und werden uns zumindest in dieser Hinsicht nicht zur Gefahr.

Allerdings könnten sie uns irgendwann etwas anderes streitig machen: Energie. In diesem Szenario hält es Prof. Burkhard tatsächlich für denkbar, dass sich Maschinen irgendwann gegen uns wenden. Um so etwas zu verhindern, hält es Fabian Westerheide für wichtig, Roboter nicht wissen zu lassen, dass sie uns überlegen sind. Denn genau das sind sie: Sie machen weniger Fehler, haben deutlich mehr Wissen und sind vor allem unsterblich.

Androiden sind theoretisch unsterblich. Werden sie physisch zerstört, können sie ihren Geist trotzdem retten. Uns ist diese Fähigkeit verwehrt – zumindest bislang.

Mensch und Maschine: Der Wandel der Gesellschaft ist unumgänglich

Ein zentrales Motiv wurde bislang noch gar nicht angesprochen: Können Maschinen irgendwann wie in Detroit: Become Human Gefühle entwickeln? Da sind sowohl Prof. Burkhard als auch Fabian Westerheide skeptisch. Natürlich kann es sein, dass Maschinen irgendwann Gesichtsausdrücke und damit auch Gefühle lesen und darauf reagieren können.

Mit echten Gefühlen hat dies jedoch nicht zu tun, erklärt Westerheide. Prof. Burkhard ist sich sicher, dass echte Emotionen bei Maschinen auch gar nicht nötig sind: Schon das Tamagotchi hat gezeigt, dass Menschen selbst dann Empathie für Maschinen empfinden können, gaukeln diese ihre Gefühle nur vor.

Spielzeuge wie das Tamagotchi beweisen, dass Maschinen gar nicht wirklich fühlen müssen – wir Menschen können auch so Empathie für sie entwickeln.

Es ist aber durchaus möglich, dass Maschinen und Menschen irgendwann zusammen leben, sich gegenseitig ergänzen – oder sogar miteinander verschmelzen: Menschen sich mit Maschinen modifizieren, sich durch Chips intelligenter machen oder gar in Computer laden, ihren eigenen Körper also zugunsten des Fortschritts für immer verlassen. Andersherum kann es natürlich auch sein, dass sich Maschinen in Menschen laden, um an unserer Welt teilhaben zu können.

Fabian Westerheide hält es aber auch nicht für ausgeschlossen, dass Maschinen niemals mit Menschen kompatibel sind. Vielleicht entwickeln sie sich so schnell weiter, dass sie unsere Intelligenz in kürzester Zeit überschreiten – oder zu einer ganz eigene Art werden, die absolut nicht mit uns Menschen vergleichbar sind.

Es ist erstaunlich, was künstliche Intelligenzen jetzt schon leisten können:

Egal wie sich die Maschinen weiter entwickeln, ob wir ihren Gefahren gewachsen sind oder uns ihnen anpassen müssen – wir müssen wohl oder über mit der Entwicklung leben. Dass das möglich ist, da ist sich Fabian Westerheide sicher: Wie beim Auto, dem Zug oder Flugzeug werden wir sicherlich Anfangs noch Angst vor der Entwicklung haben. Sobald wir sehen, dass die neue Realität günstiger, sicherer und schneller ist, werden wir uns sehr schnell an den neuen Komfort gewöhnen – und ihn nicht mehr missen wollen.

Vorausgesetzt natürlich, die KI-Revolution kommt überhaupt. Schließlich kann es sein, dass sich die Menschheit schon zuvor durch eine andere Dummheit selbst eliminiert – und so die Entwicklung überhaupt nicht erlebt oder anstößt, gibt Fabian Westerheide zu bedenken.

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