Ich habe eine Theorie: Ein Charakter kann noch so ein amoralischer, verachtenswerter Kotzklumpen sein – wenn nur der Badass-Gehalt stimmt, verzeiht man ihm alles und ergötzt sich einfach nur an dem schieren Spektakel, das besagter Charakter zaubert. Man könnte es das Rorschach-Syndrom nennen, den Vader-Faktor – oder eben den Kratos-Effekt. Nur leider hat der „Held“ von God of War im Laufe der Zeit doch stark abgebaut, und die ultimative Methode des sich-selbst-abbauens ist ein unlogischer Suizid.

Unser Held, Ladies and Gentlemen!

Was den bleichen Spartiaten ursprünglich messerschwingend in die Welt der Mythologie trieb, die Rache an Ares für den Tod von Kratos‘ Familie, verkam ab Teil 2 der God-of-War-Reihe zu einer bockigen und psychotischen Trotznummer gegen die Götter an sich, aus keinem besseren Grund, als dass diese mit jedem Recht der Welt gesagt hatten, Kratos sei instabil, destruktiv und insgesamt einfach nicht ganz sauber in der Rübe.

Kratos‘ Reaktion war ein bockiges „GAR NICHT!!!“ und von da an ging es bergab. Waren seine Motive bis dato nachvollziehbar, wenn auch fragwürdig, so war alles danach ein wütendes und blutiges Gezicke gegen den Rest der Welt, einfach nur, weil sie nicht bereit war, ihn in Ruhe massakrieren zu lassen.

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Teil 3 erzählt schließlich die Geschichte vom Untergang der Welt, hervorgerufen durch Kratos, und gibt uns durch die bequem verfügbare und leicht faul eingesetzte Büchse der Pandora eine plakative Gelegenheit, Kratos bei einem plötzlichen Sinneswandel und anschließenden Opfertod zu beobachten. Ich weiß nicht, wer ihm das zu diesem Zeitpunkt noch abgenommen hat, ich jedenfalls tat es nicht. Es ist schwer, jemanden nicht ernstzunehmen, der dem Sonnengott höchstpersönlich mit bloßen Händen den Kopf abreißt, aber Kratos hat es geschafft – Glückwunsch!

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