1. Aeris, Final Fantasy VII
Ich weiß, ich weiß, wir betreten hier blasphemisches Territorium, aber lasst es mich gleich vorweg sagen: Ich habe nichts gegen FF VII und nicht einmal so wahnsinnig gegen Aeris. Ja, auch mich hat ihr Tod damals ziemlich überrascht, wenn auch vielleicht nicht gar so sehr traumatisiert wie es offenbar beim Rest der Spielerschaft der Fall ist. Was ich dann aber doch sagen kann über Aeris: Als Charakter stand sie mir schlichtweg nicht nahe genug, als dass mich ihr Tod wirklich hätte treffen können, und immerhin geht es hier ja um Charaktertode.
Aeris war von Anfang an der recht durchschaubare Versuch, in der dystopischen und schmutzigen Stadt Midgar eine ikonen- und engelshafte Unschuld abzubilden, ein Licht im Dunkel – allein ihr Beruf als Blumenverkäuferin und die erste Szene, in der man ihr begegnet, sprechen Bände darüber, wie man sich in Bezug auf sie fühlen sollte. Das eine Problem daran ist die angesprochene Transparenz. Jeder Autor führt sein Publikum an der Nase herum und manipuliert es, aber es bewusst in diesen Momenten merken sollte man es dann doch bitte nicht.
Das andere Problem war, dass ihr Charakter, der also das Gegenstück zur bewegten Vergangenheit und dem daraus resultierenden Misstrauen Clouds darstellen sollte, mit nicht viel besseren Adjektiven als „nett“ umschrieben werden kann. Wirklich, ich erinnere mich zwar an ein paar Momente mit ihr, aber an keine einzige Zeile von ihr, weil Aeris wirklich nur ein liebes Mädel war und sonst gar nichts.
Im Nachhinein betrachtet hat mich ihr Tod wirklich auf der rein spielmechanischen Ebene wesentlich mehr schockiert und überrascht als auf der emotionalen Ebene. Die Verblüffung darüber, dass ein Mitstreiter, mit dem man so viel Zeit verbracht hat, in den man so viel Arbeit investiert hat und der als Heiler so nützlich ist, war unends größer als der Schmerz darüber, welcher Charakter dort gestorben war. Im Gegenteil hätte es mich wahrscheinlich mehr getroffen, wenn z.B. Tifa von Sephiroth aufgespießt worden wäre. Und dem konnte ich eh nicht böse sein weil... ihr wisst schon, der Kratos-Effekt.
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