Videogame-Underdogs: Diese Spiele waren großartig, doch gespielt hat sie kaum jemand

Das klingt jetzt banal, aber ist euch mal aufgefallen, wie viele neue Videospiele jedes Jahr erscheinen? Die wenigsten davon können größere Aufmerksamkeit erlangen, geschweige denn diese länger halten. Oft ist es auch ganz gut so, wenn Videospiele schnell vergessen sind, aber manchmal, da übersehen wir ein Spiel, das eigentlich das Zeug zum Klassiker hätte.

In dieser Galerie präsentieren wir euch einige dieser Spiele – Spiele, die bei Erscheinen wenig erfolgreich waren, obwohl sie großartig sind. Manche dieser Spiele haben sich nach und nach doch noch ihre Fangemeinde erarbeitet und bekommen sogar Sequels spendiert, bei anderen steht diese Neuentdeckung noch aus.

Psychonauts

Angesichts des gerade angekündigten Sequels könnte man fast vergessen, dass Double Fines Psychonauts zum ursprünglichen Release 2005 ein finanzieller Misserfolg war, und dass Double Fine-Chef Tim Schafer jahrelang vergeblich nach einem Partner für die Finanzierung gesucht hat (kurzzeitig war unter anderem Markus Persson alias Notch interessiert, Psychonauts 2 über sein Mojang-Studio zu finanzieren).

Dass ein Nachfolger nun doch bestätigt wurde, ist ein Glücksfall, denn wir können mehr Spiele gebrauchen, die so kreativ sind wie Psychonauts: Der 3D-Platformer lebt von seinem fantastischen Art- und Level-Design. Große Teile des Games spielen in den Köpfen unterschiedlicher Charaktere, deren Unterbewusstsein die Entwickler auf stets kreative, überraschende und clevere Art in Leveldesign übersetzt haben.

The Saboteur

Das in Deutschland natürlich nur verstümmelt veröffentlichte The Saboteur von 2009 besticht vor allem durch seinen Einsatz von Farbe: Im Spiel, das im Zweiten Weltkrieg angesiedelt ist, werden vom nationalsozialistischen Deutschland besetzte Gebiete in schwarz-weiß dargestellt, mit nur wenigen Farb-Impulsen wie rot für Nazi-Symbole und Blut verwendet (ähnlich wie in Schindlers Liste oder Sin City).

Das Spiel war die letzte Veröffentlichung des Entwicklers Pandemic Studios, das kurz nach Abschluss der Entwicklung von Eigentümer EA geschlossen wurde.

Spec-Ops: The Line

Kriegs-Shooter gibt es viele, aber nur wenige davon trauen sich, wirklich über Krieg und was er mit den Beteiligten macht nachzudenken. Spec-Ops: The Line traute sich an solch schwere Themen heran und behandelte sie auf eine Weise, die durchaus kontrovers war, aber ohne Frage eine willkommene Abwechslung in einem Genre, dem es an Selbstreflexion ansonsten eher mangelt.

Heute ist das Spiel eine oft gebrachte Referenz, wenn es um intelligente, erwachsene Shooter geht, doch finanzielle Erfolg blieb bei Erscheinen aus und mit einem Sequel ist wohl nicht zu rechnen.

Enslaved: Odyssey to the West

Enslaved: Odyssey to the West ist ein Action Adventure des DmC: Devil May Cry-Entwicklers Ninja Theory von 2010. Das Spiel beeindruckt durch seine kinoreife Inszenierung, seine Besetzung mit unter anderem Andy Serkis sowie eine packende Story von Ex Machina-Regisseur Alex Garland (inspiriert vom klassischen chinesischen Roman Die Reise nach Westen).

Leider blieben die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen von Publisher Bandai Namco zurück, sodass ein eigentlich geplantes Sequel nie realisiert wurde.

Mischief Makers

Mischief Makers erschien 1997 für den Nintendo 64, also zu einer Zeit, als eher 3D-Platformer im Trend waren als klassische 2D-Sidescroller. Das dürfte zum Misserfolg des Spiels beigetragen haben, kombiniert mit den durchwachsenen Reviews: Zwar lobten Kritiker den Einfallsreichtum und die starke Persönlichkeit des Spiels, allerdings kritisierten viele die kurze Spielzeit.

Mittlerweile sind Kritiker sich allerdings einig, dass Mischief Makers ein zu unrecht ignoriertes Juwel der N64-Ära ist und dass die Zeit eigentlich längst reif wäre für eine Neuveröffentlichung in Form eines Virtual Console-Titels – leider scheint Nintendo daran aber kein Interesse zu haben.

Jet Set Radio

Man könnte wohl diese ganze Liste mit Dreamcast-Spielen füllen, denn das kurze Leben von Segas letzter Konsole sorgte auch dafür, dass so manches tolle Spiel nicht seine verdiente Chance bekam. Jet Set Radio bekam immerhin eine Fortsetzung für die Xbox sowie eine Game Boy Advance-Version, doch die Verkäufe aller Versionen waren enttäuschend. Kritiker konnte das Skate- und Graffiti-Spiel allerdings auf Anhieb überzeugen, nicht zuletzt aufgrund seiner noch heute schön anzusehenden Cel Shade-Grafik (die es 1999 als eines der ersten Videospiele einsetzte) sowie dem fantastischen Soundtrack, der wohl zu den besten der Videospiel-Geschichte gehört.

Beyond Good & Evil

OK, ich gebe zu: Beyond Good & Evil auf diese Liste zu setzen, ist ein Bisschen vorhersehbar. Der Titel von Rayman-Erfinder Michel Ancel ist geradezu ein synonym für „sträflich ignoriertes Videospiel-Meisterwerk“ – und zwar zurecht: Das Spiel hatte das Zeug zum Klassiker, dank seinem simplen, aber abwechslungsreichen Gameplay, einer gut erzählten Story mit unvergesslichen Charakteren und vor allem seiner bizarren Welt, die ihre vielen Einflüsse, von klassischer Science-Fiction bis zu den Filmen von Hayao Miyazaki, nie zu verstecken versuchte, aber dennoch eine eigene, einzigartige Identität hatte.

Nachdem das Spiel bei seinem Erscheinen 2003 ein kommerzieller Misserfolg war, haben sich seine Qualitäten über die Jahre herumgesprochen, sodass 2011 ein HD-Remaster erschien und mittlerweile sogar ein Sequel in Arbeit ist. Manchmal setzt sich Qualität also doch durch.

Und jetzt seid ihr dran: Welche vergessenen Spiele hätten es noch verdient, zum Klassiker zu werden?