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The Walking Dead – The Final Season im Test: Ein unrunder Kreis schließt sich


The Walking Dead von Telltale hat eine lange Reise hinter sich. Ebenso wie Clementine hat sich das Spiel im Laufe dieses Weges verändert, neue Richtungen eingeschlagen und ist auch hin und wieder ins Stolpern geraten. Nun erscheint The Walking Dead – The Final Season und will die Geschichte ruhmreich zu Ende führen. Ob dies gelingen wird, verrate ich dir im Test.

Keine Zeit für den ganzen Test? Unten gibt's eine Zusammenfassung zu The Walking Dead - The Final Season:

The Walking Dead - Die letzte Staffel - Offizieller Trailer
The Walking Dead - Die letzte Staffel - Offizieller Trailer

Erinnern wir uns alle zurück: April 2012. Das bislang eher bei wenigen Spielern bekannte Studio Telltale Games veröffentlicht die erste Episode des Walking Dead-Adventures. Kein schlechter Zeitpunkt, stand die sehr erfolgreiche AMC-Serie doch wenige Monate vor dem Release der heißerwarteten dritten Staffel. Und genau dieses The Walking Dead sollte den Startpunkt für viele weitere Adventures von Telltale Games markieren, die wir seither spendiert bekommen haben. Seien es Batman, Guardians of the Galaxy oder Tales from the Borderlands: Alles begann mit dem großen Aufschwung durch The Walking Dead und dem liebenswerten Duo Lee und Clementine.

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Jetzt geht diese Reise nach mehr als sechs Jahren zu Ende. Aber nicht nur für die Entwickler ist der Start der letzten Staffel von Telltales The Walking Dead emotional und wichtig. Auch die Spieler haben Charaktere lieben und hassen gelernt, geweint oder gewütet und sind mit der aktuellen Titelheldin Clementine ein Stück weit mitgewachsen. Der Weg mag nicht immer leicht oder durchweg überzeugend gewesen sein, aber dennoch werden all diejenigen, die diesen Weg gegangen sind, auf das große Finale hin fiebern. Die erste Episode von The Walking Dead – The Final Season namens „Genug mit Wegrennen“ vereint all diese Hoffnungen und Enttäuschungen der vergangenen Jahre.

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Wer keinen Spielstand mehr hat, muss mit dem Video-Editor Vorlieb nehmen.

Der Abschied naht

In Sachen Story beim Urschleim zu beginnen, wäre an dieser Stelle fehl am Platz. Wenn du bislang keine Episode von The Walking Dead gespielt hast, solltest du auch ganz von vorn beginnen. Zwar gibt es einen kurzen Entscheidungseditor, der dir anhand eines Videos die wichtigsten Pfade der letzten Staffeln zeigt, jedoch ersetzt dieser die Erfahrung, die du während des Spielens machst, nicht mal ansatzweise. Immerhin bekommen hier alle, die ihren Spielstand verloren haben, eine gute Möglichkeit, schnell wieder den Status Quo herzustellen. Seltsam: Die dritte Staffel wird von dem Editor gar nicht behandelt. Doch diese scheint sowieso keine Auswirkungen zu haben. Dazu später mehr.

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Die letzte Staffel dreht sich um die mittlerweile zum Teenager herangewachsene Clementine. Einst ein kleines verängstigtes Mädchen, hat sie sich zu einer jungen Kämpferin entwickelt, die viel Leid ertragen musste. Dafür weiß sie aber auch nun, worauf es in der Zombieapokalypse ankommt und welche Gefahren die Welt ihr entgegenwirft. Gefahren, die für sie und ihren jungen Begleiter AJ schnell tödlich enden können. Zusammen sind sie quasi immer auf der Flucht vor der nächsten Bedrohung. Da die Episode allerdings den Namen „Genug mit Wegrennen“ trägt, dürftest du schon vermuten, dass die Beiden auf kurz oder lang einen Ort zum Verweilen finden.

AJ und Clem sind wieder unterwegs. Allerdings weiß niemand so genau, wie das eigentlich passiert ist.

Diesen Unterschlupf finden sie in einem heruntergekommenen Heim für Jugendliche mit auffälligem Benehmen. Das Gebäude wurde nach der Apokalypse von Kindern übernommen, die sich als Gemeinschaft zusammengerottet haben und seither in der Abgeschiedenheit überleben. Was Clem und AJ dort erleben und ob sie wirklich Zeit zum Durchatmen haben werden, verrate ich an dieser Stelle natürlich noch nicht.

Mitten ins Getümmel

Von der ersten Minute an, wirkt The Walking Dead – The Final Season wie ein großer Abschied. Natürlich erwarte ich das auch von einer finalen Staffel, jedoch hätte es durchaus mehr Zeit gebraucht, um die Geschehnisse zwischen der dritten und vierten Season abzudecken. Hier tappen auch erfahrene Serienveteranen im Dunkeln und fragen sich sicherlich, warum dieser wichtige Punkt einfach übergangen wird. Hier hat es den Anschein, als würden die Entwickler die vorangegangene Staffel komplett übergehen. Zumindest tun sie dies noch in der ersten Episode.

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Der externe Inhalt kann nicht angezeigt werden.

Zudem hatte ich ständig das Gefühl, dass ich alles, was diese Episode in Sachen Story zu bieten hat, schon einmal in den letzten Jahren gesehen habe. Es ist ein Abgesang auf die bisherigen Ereignisse. Dass es auch nur vier Episoden in dieser Staffel geben wird, macht das Ganze nicht besser. Denn um eine ausführliche Story mit neuen Höhen und Tiefen zu erzählen, haben sich die Entwickler damit selbst weniger Zeit gegeben.

Die Kids sind wirklich klasse und eine nette Abwechslung zu den ersten Erwachsenen von TWD.

Oh my darling, Clementine…

Was die erste Episode jedoch wirklich hervorragend abliefert, sind die neuen Charaktere, die deutlich besser ausfallen als die Kameraden in der dritten Staffel. Schnell habe ich über die Eigenheiten der Figuren gelacht oder mit ihnen mitgefiebert. The Walking Dead und Telltale sind immer noch eine Kombination, die dich vor den Bildschirm fesseln werden. Zumal die Dynamik zwischen AJ und Clementine endlich wieder das Feeling der ersten Staffel aufleben lässt, das so lange vermisst wurde. Zwei gegen den Rest der Welt. So hat sich The Walking Dead zu Beginn angefühlt. Und zu diesem Prinzip ist es wieder zurückgekehrt, ohne dabei Nebencharaktere zu vernachlässigen.

Dennoch merkt man, dass die erste Episode eben eine erste Episode ist. Sie ebnet den Weg für die kommenden Story-Pfade, setzt erste Akzente und verbleibt zu großen Teilen eher ruhig. Ob es diesen Aufbau erneut gebraucht hat, muss jeder für sich selbst entscheiden. Manche werden den ruhigen Einstieg für den Abschied genießen, während andere vermutlich auf eine schnellere Erzählweise gehofft hätten.

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Wie immer löst ihr die meisten Entscheidungen im Dialogsystem.

Einen Absatz dieses Tests zu The Final Season muss ich auch noch dem Ende der ersten Episode widmen. Natürlich ohne zu spoilen, keine Angst. Das Finale der knapp zweieinhalb Stunden Spielzeit ist toll inszeniert und packend, wirkt aber für ein Adventure mit mehreren Entscheidungswegen – zumindest in meinem Spielstand – zu erzwungen. Einige Aktionen der Charaktere sind nicht ersichtlich und erscheinen schon fast wie ein vorgegebenes Setup, um noch kurz vor dem Abspann unnötige Theatralik zu kreieren. Eine Zäsur vor diesen Ereignissen hätte genug Raum für alle kommenden Episoden geboten.

Ein Übergang mit Stil

Die Story eher mittelmäßig bis gut, die Charaktere positiv hervorgehoben: Da bleibt bei einem Telltale-Adventure ja nur noch zu erwähnen, dass der Umstieg auf eine neue Engine aufgrund des veralteten Looks und der Gameplay-Beschränkungen längst überfällig ist. Weit gefehlt! Die finale Season von The Walking Dead holt noch einmal alles aus der Technik raus, was möglich ist. Wie auf den Screenshots zu sehen ist, wurden optisch noch so einige Anpassungen gemacht. Das Spiel „erstrahlt“ nun deutlich mehr im Stile der Comics, die viel mit dunklen Bereichen in den Hintergründen arbeiten.

Betäuben, erledigen oder eine Falle auslösen? Das Kampfsystem bietet nun mehr Optionen.

Zudem gesellen sich ein neues Kampfsystem und Gameplay-Anpassungen mit der letzten Staffel hinzu, die wir vermutlich auch in kommenden Telltale-Adventures zu sehen bekommen. Statt dich statisch auf einer Location von links nach rechts zu bewegen, sind die Gebiete nun größer, die Kamera frei schwenkbar und die Begegnungen mit Beißern deutlich dynamischer. Um nicht das Zeitliche zu segnen, müssen Clem und du Zombies betäuben, ausweichen und sie in der richtigen Reihenfolge erledigen. Das ist zwar kein Novum in Sachen Gameplay, aber eine Verjüngungskur für die Walking Dead-Reihe. Da steigt die Vorfreude auf die nächsten Projekte der Adventure-Schmiede, die dann eine neue Engine nutzen werden, enorm.

Fazit zu The Walking Dead – The Final Season

Am Ende der ersten Episode bleiben viele Fragen unbeantwortet und schlichtweg offen. Die, die den Fans am meisten auf den Herzen drücken wird, ist, ob die Entwickler hier den richtigen Weg gehen und den Abschied nicht versieben. Das mag zunächst etwas harsch klingen, ist aber eine berechtigte Sorge. Denn sie verfallen mit dem Auftakt in alte Story-Pfade zurück, von denen ich persönlich einfach mehr Kreativität und Neues erwartet hätte.

Was erwartet Clem und AJ in den nächsten Episoden?

Die nächste Frage wird sein, ob Personen, die in den letzten Staffeln aufgetreten sind, zurückkommen. Die erste Episode wirft die Spieler direkt ins Geschehen ohne viel Hintergrund. Selbst die Geschichte, wie AJ und Clementine wieder zusammengefunden haben, wird (noch) übergangen. Es hat den Anschein, als würde Telltale hier versuchen, auch Spieler an Bord zu holen, die bislang keine Episode gespielt haben. Indem die Story abgegrenzt vom Rest stattfindet und lediglich kleine Anspielungen auf die vergangenen Jahre der Adventure-Reihe vorgenommen werden, enttäuschen sie aber die treuen Fans und bauen definitiv keine emotionale Verbindung zwischen Clem und neuen Spielern auf.

Ich bin gespannt und vorsichtig optimistisch, dass alles ein (für den Spieler) gutes Ende finden wird und die nächsten Episoden das Ruder rumreißen. Dann werden womöglich fehlende Bindeglieder anhand von Rückblenden erklärt oder seltsame Story-Entscheidungen doch noch spannend aufgelöst. Sicher ist, dass der Schlussstrich für die Walking Dead-Adventures keinen Moment zu früh kommt. Eher ein wenig zu spät.

The Walking Dead – The Final Season gefällt dir, wenn du die bisherige Adventure-Reihe feierst und sehen willst, wohin Clementines letzte Reise führt.

The Walking Dead – The Final Season wird dir nicht gefallen, wenn du dich an ewig gleichen Story-Schemata störst und so manche seltsame Wendungen nicht entschuldigen kannst.

Wertung
7/10
“Die Episode „Genug mit Wegrennen“ verlässt sich zu sehr auf bekannte Formeln und übergeht bisherige Ereignisse. Die nächsten Folgen werden zeigen, ob der Abschied doch noch vollends gelingt. ”
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