Die EU wollte fossile Brennstoffe teurer machen – jetzt scheint ausgerechnet ihr Prestigeprojekt ins Wanken zu geraten.
Im Januar 2027 sollte es ernst werden: Mit dem neuen Emissionshandelssystem ETS 2 wollte die EU fossile Brennstoffe für Bürger teurer machen. Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas sollten durch einen CO2-Preis schrittweise verteuert werden, um Verbraucher zum Umstieg auf klimafreundlichere Technologien wie Wärmepumpen und Elektroautos zu bewegen. Doch nun zeichnet sich eine überraschende Kehrtwende ab.
CO2-Preis könnte nicht so stark oder später steigen
Ein zentrales Ziel des Projekts war es, den Klimaschutz auch in den Alltag der Menschen zu tragen. Während das ursprüngliche EU-Emissionshandelssystem seit fast zwei Jahrzehnten für Industrie und Energiewirtschaft gilt und dort deutliche Einsparungen erzielte, blieben private Haushalte bisher außen vor. Mit ETS 2 sollte sich das ändern – doch gerade hier regt sich massiver Widerstand.
Immer mehr Mitgliedstaaten warnen vor sozialen Spannungen, wenn Heizen und Autofahren durch den CO2-Preis massiv teurer werden. Vor allem in Ländern mit hoher Abhängigkeit von Gas- und Ölheizungen wächst die Sorge, dass breite Teile der Bevölkerung überfordert sein könnten. Auch Deutschland kennt diese Debatte: Hier gibt es bereits seit 2021 einen nationalen CO2-Preis, der bis 2026 auf 65 Euro pro Tonne steigen soll. Ab 2027 sollte er in das europäische System übergehen.
Nach Schätzungen von Marktbeobachtern könnte der Preis für die europäischen CO2-Zertifikate zum Start bei 70 bis 80 Euro pro Tonne liegen und bis 2030 über 100 Euro steigen. Das wäre ein erheblicher Kostentreiber für Haushalte, die noch fossile Energie nutzen. Um Zustimmung für das Klimaziel 2040 zu sichern, erwägt die EU-Kommission, den Einstiegspreis abzusenken.
Wie das funktionieren könnte, ist bereits klar umrissen: Brüssel hat die Möglichkeit, zusätzliche Zertifikate auf den Markt zu bringen. Dadurch würde das Angebot steigen und der Preis spürbar sinken. Parallel dazu steht auch eine Verschiebung des Starts auf 2028 oder 2030 zur Debatte. Sogar eine feste Preisobergrenze wird in den EU-Gremien diskutiert.
Entscheidung noch offen
Für Millionen Menschen in Deutschland könnte das eine spürbare Entlastung bedeuten. Denn nicht nur Autofahrer, sondern vor allem Hausbesitzer mit Öl- oder Gasheizungen würden stark betroffen sein. Dass Brüssel nun nachjustieren will, zeigt: Selbst ambitionierte Klimapolitik muss auf gesellschaftliche Akzeptanz achten.
Ob der CO2-Preis tatsächlich niedriger ausfällt oder später kommt, entscheidet sich in den kommenden Monaten. Klar ist aber: Der Weg zur Klimaneutralität wird kein geradliniger sein – und das Ringen um ETS 2 ist nur ein Vorgeschmack auf die Konflikte, die noch folgen (Quelle: t-online).

