Football Manager 2020 im Test: Der Umstieg lohnt sich nur für Hardcore-Fans

Vergangenes Jahr wurde die Football-Manager-Serie von Sega erstmals offiziell in Deutschland vertrieben und passend dazu mit den Lizenzen der Bundesliga veredelt. Die Kritik fiel positiv aus und so baut der Football Manager 2020 (FM 2020) dieses Jahr darauf auf: er sieht besser aus und bietet allerlei Verbesserungen. Casualspieler müssen trotzdem nicht zwingend umsteigen. Autor Marco Mainz hat das Spiel für GIGA getestet.
Ihr habt keine Lust, den kompletten Test zu lesen? Ganz unten findet ihr unser Fazit mit finaler Wertung – und hier könnt ihr euch das Spiel schon jetzt zulegen:
Im vergangenen Jahr folgte ich der Presse-Einladung von Sports Interactive in die BayArena, um an der Vorstellung des Football Managers teilzunehmen. Miles Jacobson, Studiodirektor von Sports Interactive, gab dort Einblicke in die Arbeit der Entwickler und beeindruckte seinerzeit sogar Bayer Leverkusens Sportdirektor Jonas Boldt mit akkuraten Datensätzen von Spielern und Vereinen. Laut Miles arbeiten rund 1.000 versierte Researcher weltweit am Football Manager und halten die beeindruckende Datenbank aus 500.000 Spielern, 116 Ligen und 51 Ländern stets auf dem neuesten Stand. Sie ist auch das Herzstück des Spiels, in das Hobbytrainer aus aller Welt so viel Zeit investieren.
Schon die Beta des neuen Football Manager 2020 habe ich bereits ausgiebig getestet. Seit rund 30 Stunden bin ich neuer Coach von Fortuna Düsseldorf und versuche den real abstiegsgefährdeten Bundesligisten wenigstens in der Simulation zur Meisterschaft zu führen.
FIFA 20 und eFootball PES 2020 im Vergleich: Das Duell der Giganten
Anders als bei den hierzulande prominenten Fußballsimulationen FIFA und eFootball PES, steuert ihr im FM jedoch nicht selbst eure Mannschaft, sondern übernehmt ausschließlich die Rolle des Managers. Ihr seid der Kopf des Teams und gebt die Taktik vor; das Tore schießen überlasst ihr euren Spielern.
Die Fortunaaa ist mein Vereeein ♪ ♫ ...
Gleich bei Amtsantritt fallen die ersten neuen Features auf. Statt wie in der Vergangenheit mit einer tristen Mail, werde ich im FM 2020 stilecht im Büro des Vorstands willkommen geheißen. Das Interieur des Vorstandszimmers wird dabei je nach Vereinsgröße hoch- bzw. runterskaliert. Die verstärkte Interaktion mit den Vereinsbossen gehört zu den neuen Kernfeatures des FM 2020.
Als Coach müsst ihr euch fortan einer Vereinsphilosophie unterordnen. Bedeutet, dass sich eure Jobsicherheit nicht mehr ausschließlich nach dem Abschneiden in den offiziellen Wettbewerben bemisst. Stattdessen ist der Vorstand nun verstärkt darauf bedacht, dass ihr auch abseits der Ergebnistabellen Ziele verfolgt. In meinem Fall wird in Düsseldorf von mir lediglich erwartet, verstärkt U-23-Spieler zu verpflichten und mich penibel an das Gehaltsbudget zu halten. Andere Vereine diktieren ihren Trainern hingegen eine Spielweise oder erwarten die Erhöhung von Werbeeinnahmen.
Die Wichtigkeit der einzelnen Ziele wird hierbei zwischen einem (Gering) und fünf (Pflicht) Punkten eingestuft. Über regelmäßige Updates vom Vorstand erhaltet ihr direktes Feedback zu eurer Arbeit. Dabei werden dann auch Transfers, aktuelle Spielergebnisse und sogar euer Standing bei den Fans bewertet.
Zusätzlich dazu bekommt ihr als Trainer Fünfjahrespläne mit sportlichen Zielen aufgetischt. Das kann bei einem Zweitligisten bedeuten, im ersten Jahr aufzusteigen, im zweiten Jahr die Klasse zu erhalten, um sich dann im dritten Jahr für das internationale Parkett zu qualifizieren. Die Düsseldorfer Clubführung ist hierbei einmal mehr recht gnädig mit mir: In den kommenden fünf Jahren soll ich lediglich den Verein in der Bundesliga halten.
Eine Exceltabelle zum Verlieben
Doch leichter gesagt als getan. Der Football Manager 2020 bleibt seriengetreu gnadenlos. Es gibt keine verstellbaren Schwierigkeitsgrade, der Schlüssel zum Sieg liegt einzig in eurer Taktik. Ob ihr nun also im klassischen 4-4-2 mit Gegenpressing auftretet oder bei einer angerührten Fünferkette mit direkten Kontern agiert, ist spielentscheidend. Eine falsche Taktik kann selbst beim Vorzeige-Spielermaterial à la Ronaldo oder Messi zu derben Niederlagen führen.
Für Neulinge kann der Daten- und Statistik-Dschungel etwas überfordernd sein; gut, dass die Entwickler verstärkt an aufgeräumten Übersichten arbeiten. So auch beim neuen Leistungszentrum, das einen fantastischen Überblick über das Junioren- und Reserveteam sowie die Leihspieler liefert. Hier erhaltet ihr Informationen über die Entwicklung aller jungen Spieler sowie Empfehlungen dazu, welche Talente ihr für einen Entwicklungsschub lieber verleihen solltet.
Für eure Leihspieler gibt es zudem eine neue Mitarbeiterposition: Den Spielerleihemanager, der euch regelmäßig von euren verliehenen Talenten berichtet. So bekommt ihr einen super Überblick über alle eure Nachwuchstalente und könnt diese dadurch immer frühzeitig unter Vertrag nehmen. Vertragsverhandlungen beinhalten dazu passend ab sofort die Möglichkeit, Spielern langfristige Versprechen zu geben.
Ähnlich wie beim Fünfjahresplan des Vorstands könnt ihr einem Juniorenspieler im ersten Vertragsjahr den Status eines Rotationsspielers, im zweiten des eines Stammspielers und im dritten des eines Schlüsselspielers versprechen. Das macht die Kaderplanung noch ein ganzes Stück besser und ihr werdet nicht plötzlich von unzufriedenen Spielern überrascht. Die Macher haben noch unendlich viele weitere kleine Features in das Spiel gepackt, wie etwa neue Spielerrollen, das Aufstellen eines Code of Conduct oder überarbeitete Taktikratschläge.
Alles im Detail zu betrachten würde den Testbericht sprengen, dennoch gibt es noch eine unübersehbare Verbesserung: Die Grafik. So wurden den Spielern neue Charaktermodelle spendiert, die nun deutlich menschlicher wirken als noch beim Vorgänger. Auch die Stadien und vor allem der Rasen sind grafisch überarbeitet worden und sehen nun viel schicker aus. Doch so groß der visuelle Sprung auch ist, mit den Charaktermodellen von FIFA oder eFootball PES hält der FM in keinster Weise mit.
Der Football Manager 2020 sieht gar nicht so schlecht aus – So haben Fußball-Manager noch in den Anfängen des Genres ausgesehen:
Mein Test-Fazit zum Football Manager 2020
Viele der neuen Features vom Football Manager 2020 heben besonders die Motivation für Spieldurchgänge, die über mehrere Saisons hinweg Bestand haben. Allen voran die neu etablierte Vereinsphilosophie macht das Spiel aufgrund der speziellen Eigenschaften der Vereinsvorstände noch etwas lebendiger und realistischer. Dazu sieht der diesjährige Ableger eine Ecke besser aus.
Viele weitere Verbesserungen verstecken sich im Detail und sind besonders für die Spieler gedacht, die viel Zeit in ihrer Rolle als Hobby-Manager verbringen. Für all jene, die nur hin und wieder auf ein kleines Ründchen Football Manager aus sind, könnten die Änderungen nicht so stark ins Gewicht fallen. Sie sollten es sich daher gut überlegen, ob sich der Umstieg zum Vollpreis für sie lohnt.
Euch hat unser Test überzeugt? Dann findet ihr hier den Football Manager 2020:
Wird euch gefallen, wenn ihr tiefgreifende Management-Simulationen mögt.
Wird euch nicht gefallen, wenn ihr Ronaldo, Messi und co. auf dem Feld lieber selbst steuern wollt.
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