Neuer Trick bei Amazon: Beim Online-Shopping können Rezensionen nicht nur unglaubwürdig sein, sondern sie passen manchmal gar nicht zum Produkt – dahinter steckt eine fiese Masche ausgefuchster Online-Händler, die ihre Ware bei Amazon anbieten.
Ein wasserdichter Bluetooth-Lautsprecher im Outdoor-Design für 42 US-Dollar: Durchschnittliche 4,5 Sterne-Bewertung von 2.188 Kunden – das klingt nach einem sehr guten Produkt, das man sich bedenkenlos kaufen kann. Oder?
Amazon-Falle: Alte Produkte werden umbenannt, um die Rezensionen zu behalten
Der genannte Artikel ist einer von vielen, die man sich genauer anschauen sollte. Denn wer die unzählige Kundenrezensionen unter die Lupe nimmt, stellt fest: Da ist plötzlich von einem Smartphone-Akku die Rede und nicht von einem Lautsprecher, wie in Titel und Abbildung zu sehen. Was ist hier los?
Die Erklärung ist ganz einfach: Der Anbieter „Zerolemon“ hatte tatsächlich mal einen Smartphone-Akku im Programm. Allerdings war er so dreist und hat die bestehende Produktseite benutzt, um ein neues Produkt zu verkaufen, nämlich den Lautsprecher, den wir heute hier sehen. Es wurden also Produktname und Artikelbild auf einer bestehenden Seite ersetzt, statt eine neue Produktseite anzulegen.
Der Vorteil für den Verkäufer liegt auf der Hand: Die zahlreichen (positiven) Kundenrezensionen bleiben bestehen, man muss nicht bei Null anfangen. Dass diese Bewertungen gar nicht zum Lautsprecher gehören, ist dem Anbieter egal, denn offenbar merken die meisten Kunden nichts von dieser frechen Täuschung. Es zählt wohl nur die Quantität (Menge der Rezensionen), denn was oft bewertet wurde, verkauft sich besser. Pikant: Auch die Suchfunktion bei Amazon fällt auf die Masche rein, denn Produkte mit vielen Reviews landen weiter vorne. So ist dieser „Trick“ eine lukrative Nummer für gewiefte Verkäufer.
Amazon: Betrug mit unpassenden Rezensionen ist unerwünscht
„Kunden lesen normalerweise keine Bewertungen“, erzählt ein Amazon-Elektronikverkäufer gegenüber Buzzfeed, der anonym bleiben möchte. „Sie schauen, wie viele Bewertungen das Produkt hat und wie hoch die Sternebewertung ist… Diejenigen, die sie doch lesen, lesen dann normalerweise nur neuesten Rezensionen (…).“
Amazon verbietet den „Umbenennungs-Trick“ selbstverständlich, wie in den Richtlinien für die Erstellung von Detailseiten eindeutig nachzulesen ist:
Nehmen Sie für neue Versionen eines Produkts keine Änderungen an bestehenden Angeboten vor. Dies gilt u. a. für Änderungen der Farbe, der Größe, des Materials, der Funktionen und des Produktnamens. Erstellen Sie für neue Versionen eines Produkts eine neue Produktdetailseite.
Händler, die diese Regel umgehen, fliegen im schlimmsten Fall von der Plattform. Es scheint aber trotzdem lohnenswert zu sein, die Käufer auf diese Weise abzuzocken, zumindest bis jemand den Betrug meldet und Amazon darauf reagiert. Die Reporter von Buzzfeed haben im US-Amazon noch viele weitere Fälle entdeckt, wo Artikelname und -bild nicht zu den älteren Rezensionen passen: Ein iPhone-Dock, das früher ein Bunsenbrenner für die Küche war oder ein Lineal für Saiteninstrumente, aus dem nun Fake-Wimpern zum Aufkleben geworden sind.
Seid ihr auch schon auf eine solche Artikelseite geraten, die offensichtlich umbenannt wurde? Schreibt uns in die Kommentare.
Quelle: Buzzfeed
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