Sind Apples Preise für die neuen 15-Zoll-Macbook-Pro-Modelle außergewöhnlich hoch oder war das schon immer so? Wir haben eine Grafik der Einstiegspreise des tragbaren Apple-Rechners erstellt.

Jedes Mal, wenn Apple neue Hardware vorstellt, wartet man während der Keynote gespannt auf den Moment, an dem die Preise verraten werden. In den darauffolgenden Tagen entbrennt dann die immer gleiche Diskussion in den einschlägigen Foren und auch bei uns. Gefühlt verlangt der Hersteller aus Cupertino jedes Jahr mehr für seine Profi-Notebook-Linie – aber ist das tatsächlich so?

Die 15-Zoll-Macbook-Pro-Modelle von 2006-2016

Jede Generation bringt mehrere Ausstattungsmerkmale mit sich, so dass in Kombination mit der Gerätegröße sehr viele Varianten zur Auswahl stehen. Wir haben das jeweils günstigste Modell der 15-Zoll-Klasse einer Generation ausgewählt. Der Preis beim Erscheinungstermin ist in unserem Diagramm eingetragen.

Eines vorweg: Mit Interpretationen muss man sehr vorsichtig sein, es spielen für den Preis viele Faktoren eine Rolle – auf die kommen wir noch.

Die Preise der 15-Zoll-Macbook-Pro-Modelle von 2006-2016 im zeitlichen Verlauf. Eingetragen ist die jeweils günstigste Variante beim Erscheinungstermin. (Quelle Preise: Mac&i)
Die Preise der 15-Zoll-Macbook-Pro-Modelle von 2006-2016 im zeitlichen Verlauf. Eingetragen ist die jeweils günstigste Variante beim Erscheinungstermin. (Quelle Preise: Mac&i)

Auf der Längsachse seht ihr die Macbook-Pro-Modelle: Ganz links die erste Generation von 2006, ganz rechts das aktuelle 15-Zoll-Macbook-Pro 2016 mit der Touch Bar, die mit dieser Baureihe Premiere feiert.

Was kann man aus dem Kurvenverlauf herauslesen? Auf der Hand liegt, dass ein Macbook Pro (15 Zoll) noch nie ein Schnäppchen war. Mindestens 1600 Euro musste man im Apple Store auf die Theke legen, im Schnitt waren es rund 1900 Euro. Das ist die eine Feststellung – die andere ist, dass die neueste Inkarnation preislich einen gewaltigen Sprung nach oben macht. Wer ein „großes Macbook“ sein Eigen nennen möchte, muss heute 2700 Euro locker machen.

Die aktuelle Generation ist tatsächlich die teuerste. Ja, Touch Bar, Touch ID und die weiteren Neuheiten sind Innovationen und die kostet nunmal – aber solche Neuentwicklungen brachten auch schon die eine oder andere Vorgängerbaureihe mit – Stichwort Unibody-Gehäuse und Retina-Display. (Empfehlung: Unsere Bildstrecke Die Geschichte des MacBook: 10 Jahre Innovation.)

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Gefühlt teurer, aber schwer zu bewerten

Die Grafik zeigt, wie sich die Einstiegspreise neuer MacBookPro-Modelle entwickelten. Sie sagt aber nichts darüber aus, ob und wie sich das Preis-/Leistungsverhältnis veränderte, und welche Faktoren welchen Einfluss auf den Preis hatten. Die Grafik sagt lediglich: Das ist der minimale Preis, um ein Gerät mit dem Namen „MacBook Pro“ zu bekommen. Beispiel: Mitte 2009 veröffentlichte Apple ein wesentlich günstigeres MacBook Pro – es war aber auch wesentlich schlechter ausgestattet als das von Anfang 2009. Wer also kein Gerät auf niedrigerem Level bekommen wollte oder mehr Speicher benötigte, musste noch ein paar hundert Euro für ein Upgrade addieren.

Der neueste Preissprung ist mit 450 Euro auf jeden Fall happig. Neben den Neuvorstellungen gibt es übrigens noch das Vorgängermodell in der Produktpalette, zu unverändertem Preis (und leider ohne Chip-Update). Man könnte also feststellen: Apple ersetzt hier nicht das vorhandene Portfolio, sondern baut es nach oben aus.

Screenshot der Apple-Webseite von August 2007. (Quelle: Apple / Waybackmachine)
Screenshot der Apple-Webseite von August 2007. (Bildquelle: Apple / Waybackmachine)

Hinzu kommen weitere Faktoren, die eine Bewertung noch schwieriger machen: Die Inflation, Rohstoffpreise und Materialkosten, die Bedingungen im Fertigungsland, Zölle, Patentgebühren und mehr, aber vor allem: der Verlauf des Dollar-Euro-Wechselkurses. Für das iPhone betrachteten wir das Phänomen genauer: Wegen des schwächeren Euros wurden die iPhones hierzulande immer teurer, während die Preise in den USA unverändert blieben.

Eine objektive Aussage darüber zu treffen, ob Apple die Gewinnspanne immer mehr erhöht, ist kaum machbar. Eines ist sicher: Das MacBook Pro ist nicht ein einziges Mal in die Mittelklasse oder gar Einstiegsklasse „abgerutscht“. Ob das Preisleistungsverhältnis früher mal besser war oder vielleicht doch heute besser denn je ist – das muss jeder für sich entscheiden.

Das erste Macbook Pro von 2006. (Quelle: Apple)
Das erste Macbook Pro von 2006. (Bildquelle: Apple)

Sparpreise gibt’s woanders

Apple geht seinen Premiumkurs sehr konsequent weiter und lotet neue Preisspannen für die Oberklasse aus. Eine Entwicklung, die man vom Konzern seit Jahren kennt und die in diesen Tagen aber auch bei Marktbegleitern zu beobachten ist. Microsofts Surface Studio und Googles Pixel Phone sind vergleichbare Vorstöße: Kleine Preise und kleine Gewinnmargen überlässt man zukünftig den Volumenherstellern, die eigenen Produkte sind für eine zahlungskräftige Kundschaft ausgelegt.

Macbook Pro 2006. Man beachte die Anschlussvielfalt. (Quelle: Apple)
Macbook Pro 2006. Man beachte die Anschlussvielfalt. (Bildquelle: Apple)

Wer Apple seit Jahren die Treue hält, profitiert zumindest von einem netten Nebeneffekt: Die Hardware aus Cupertino ist auf dem Gebrauchtmarkt begehrt und vergleichsweise wertstabil. Natürlich kann man bei jedem Notebook den zukünftigen Gebrauchtpreis schon beim Neukauf berücksichtigen – aber nicht überall sind die erzielbaren Preise so außergewöhnlich hoch wie beim Macbook Pro. Wir haben nachgeschaut: Ein 15-Zoll-Modell von 2010 ist auf eBay – je nach Ausstattung und Zustand – heute noch über 500 Euro wert. So erhält der Verkäufer eine finanzielle Starthilfe für den Kauf der aktuellen Generation. Wer kein altes Gerät besitzt, das er verkaufen könnte und somit Newbie in Apples nobler Notebook-Welt ist, für den gilt: Das erste Macbook Pro im Leben ist immer das teuerste.

Daten der Grafik: mac&i