MadBid ist eine Webseite für Live-Online-Auktionen, bei der Nutzer - im Unterschied zu eBay - die Angebote live verfolgen und in wenigen Sekunden darauf bieten können. Doch wie funktioniert das Verfahren genau? Wie hoch sind die Kosten und wie seriös ist MadBid? Die Antworten findet ihr im folgenden Artikel.
Video: Wie funktioniert eBay?
Hinweis: Der Artikel wurde am 21.11.2016 in einigen Punkten angepasst, nachdem wir von MadBid wegen vermeintlicher Rufschädigung und Diffamierung des Angebots kontaktiert wurden. Das Unternehmen sah sich und sein Angebot als zu negativ dargestellt. Insgesamt ist unser Fazit zu MadBid aber unverändert geblieben.
Im Internet shoppen ist so beliebt wie nie zuvor - neben etablierten Händlern wie Amazon und Auktions-Plattformen wie eBay tummelt sich inzwischen eine nahezu unüberschaubare Anzahl von ähnlichen Angeboten auf dem Markt. Einer der neuesten Anbieter ist MadBid. Das in Großbritannien ansässige, 2008 gegründete Unternehmen setzt im Unterschied zu Seiten wie eBay auf Live-Auktionen und den Spieltrieb der Nutzer. Potentielle Bieter kaufen sich bei MadBid - ähnlich wie in einem Videospiel - eine virtuelle Währung, mit der sie unter Einhaltung eines eng bemessenen Zeitlimits direkt gegen andere Käufer antreten, um attraktive Schnäppchen zu machen.
MadBid - so funktioniert das Bieten
Wer sich bei MadBid anmeldet, kann nicht direkt mit dem Bieten loslegen. Stattdessen muss er erst einmal die virtuelle Währung, sogenannte Bids, kaufen. MadBid verkauft die Bids in Form von Bundles in verschiedenen Größenordnungen, z.B. 100 Bids für rund 12,- Euro. Die Bezahlung erfolgt per Kredikarte oder Anbietern wie Paypal. Mit diesen Bids ausgestattet kann es dann auch schon losgehen.
- Auf der Startseite wählt der Nutzer eine Auktion aus, z.B. ein iPhone.
- Jede Auktion startet bei 0,- Euro und verfügt über einen Timer von meist 60 Sekunden - innerhalb dieser Zeit können Gebote abgegeben werden.
- Jedes abgegebene Gebot kostet eine bestimmte Anzahl Bids, z.B. 8 Bids im Falle des iPhones, und erhöht den Endverkaufspreis des Produkts um 1 Cent. Nach jedem Gebot wird der Timer zurückgesetzt und es kann erneut geboten werden.
- Die Gebote sind bindend. Während Bieter bei eBay Gebote zurückziehen können, ist ein Gebot bei MadBid endgültig.
- Die Auktion läuft so lange, bis keine Gebote mehr eingehen. Der letzte Bieter erhält das Produkt und zahlt den finalen Preis.
- Alle anderen Bieter haben nach dem Winner-Takes-It-All-Prinzip Pech und gehen leer aus - allerdings können sie die eingesetzten Bids dazu verwenden um sich auf ihrem Nutzerkonto einen Rabatt gutschreiben zu lassen.
- Dieser Rabatt kann dann dazu benutzt werden, um Ermäßigungen für Sofort-Käufe auf MadBid zu erhalten.

Das Verfahren klingt im Prinzip recht einfach. Der User kauft sich ein paar Bids, fängt an zu bieten und erhält bei erfolgreicher Auktion das Produkt zu einem Bruchteil des Originalpreises. MadBid wirbt mit Rabatten von bis zu 89% und präsentiert auf der Seite verlockende Angebote. Zu den angeblich erfolgreich beendeten Auktionen zählen u.a.
- Ein Fiat 500 für 194,- Euro
- Eine Woche in der Sonne für 3,27,- Euro
- Ein iPad Air für 38,81,- Euro
So bewirbt sich MadBid selbst
Viele Internet-Nutzer werden durch Blog-Beiträge auf MadBid aufmerksam - in diesen Artikeln beschreibt der Verfasser in einem kurzen Test die Funktionsweise der Auktion und schildert wie man bis zu sagenhafte 95% bei aktuellen Technik-Gadgets einsparen kann. Unbedarfte Leser könnten jetzt geneigt sein, der vemeintlichen Erfolggeschichte zu glauben und sich direkt bei der angepriesenen Seite anzumelden - wie immer lohnt es sich aber, genauer hinzuschauen.
Bei diesen Beiträgen handelt es sich nicht um die Meinung von unabhängigen Bloggern, sondern schlicht und einfach um Werbung in Form einer Landing-Page. Wirft man einen Blick ins Impressum stellt man fest, dass der Betreiber der Seite - Überraschung - MadBid ist. Das Unternehmen „testet“ sich also selbst und gibt sich die Note „Sehr Gut“. Ob ein seriöses Unternehmen zu solchen Tricks greifen muss und Werbung als unabhängige Tests verkauft, kann sicherlich jeder selbst entscheiden.
MadBid - was ist der Haken?
Bei verlockenden Angeboten im Internet sind die meisten Nutzer prinzipiell vorsichtig - das gilt natürlich auch für MadBid. Und wenn man sich Auktion einmal genau durchrechnet, wird schnell klar, dass es bei MadBid dann doch nicht ganz so einfach funktioniert, wie beschrieben.
- Bei MadBid regiert das Prinzip „The winner takes it all“: Bevor ihr bieten könnt, müsst ihr euch zuerst Bids kaufen. Verliert ihr die Auktion sind alle eingesetzten Bids futsch und werden nicht zurückerstattet. Kauft ihr z.B. für 12,- Euro 100 Bids und setzt sie alle in einer Auktion ein, sind die Bids - und euer Geld - endgültig weg, wenn ein anderer Käufer den Zuschlag erhält.
- Natürlich kann man die Bids dazu verwenden, um auf der MadBid-Seite Artikel per Sofort-Kauf zu erstehen - allerdings sind die Rabatte dabei wesentlich geringer als bei den 1-Cent-Auktionen.
- Ein einzelnes Bid kostet nicht viel, bringt euch aber auch nicht wirklich viel beim Bieten: Wenn ihr euch für 12 Euro 100 Bids kauft, mag ein einzelnes Bit vielleicht gerade einmal 12 Cent kosten - das klingt zunächst nicht viel. Im Falle des iPhones kostet jedes Gebot aber 8 Bids, d.h. ihr könnt gerade einmal 12 Gebote abgeben und jedes Gebot kostet euch effektiv 96 Cent. Der Endverkaufspreis für die Auktion wird mit jedem Gebot aber nur um 1 Cent nach oben getrieben.
Eine kurze Berechnung verdeutlicht das Ungleichgewicht recht gut: Der auf der Webseite angegebene Endverkaufspreis für das iPhone beträgt 48,- Euro (= 4800 Cent) - für das iPhone müssen also insgesamt 4800 Gebote von Usern abgegeben worden sein. Jedes Gebot erfordert 8 Bids und kostet 96 Cent. Den tatsächlichen Endverkaufspreis des iPhones könnt ihr somit leicht ausrechnen: 4800 Gebote zu je 96 Cent = insgesamt 4608,- Euro. Da der Käufer außerdem noch die 48,- Euro zusätzlich zu den eingesetzten Bids bezahlen muss, streicht MadBid bei der Auktion insgesamt happige 4656,- Euro ein. |
Pay-to-Bid statt Pay-to-Win - unser Fazit zu MadBid
Die Methode mit der MadBid Einnahmen erzielt, ist damit klar: Das Konzept von Ein-Cent-Auktionen basiert darauf, von den tatsächlichen Gesamtkosten einer Auktion abzulenken. Der einzelne Bieter hat nur sein Gebot im Kopf und macht sich im Eifer des Gefechts keine Gedanken darüber, wie viele Bids von allen Bietern eingesetzt wurden. MadBid profitiert direkt von dieser Glücksspiel-Mentalität der Benutzer, auch wenn man sich selbst unschuldig gibt. Man „verschleiere keine Kosten - der Nutzer von MadBid muss sich eben nur genau informieren“. Genau das findet in der Realität natürlich nicht statt, wie die vielen enttäuschten Nutzerbeiträge im Netz zeigen.
Video: So funktionieren Ein-Cent-Auktionen
Das ist aber nicht der einzige Aspekt der Plattform, der einen faden Beigeschmack hinterlässt: Besonders die AGB der Plattform sind eine wahre Fundgrube, wenn man sich denn die Mühe macht und sich tatsächlich „genau informiert“.
- Für viele Nutzer ist es z.B. nicht nachvollziehbar, wie sich die Zeitspanne zwischen den Geboten verkürzt. In den AGB von MadBid steht dazu nur vage, dass die „Auktionszeit variieren kann„.
- Dazu kommt, dass der Timer laut MadBid „lediglich eine visuelle Approximation der ausschlaggebenden Serverzeit“ ist. Als Bieter kann man sich letztlich also nie sicher sein, ob ein Gebot wirklich genau zu dem Zeitpunkt eingeht, in dem man bietet.
- MadBid behält sich zudem das Recht vor, die Auktionszeit jederzeit zu ändern, ohne die Nutzer darüber zu informieren.
- Sollte der Auktionsgewinner nicht klar ersichtlich sein, darf nur MadBid entscheiden, wer gewonnen hat. Diese Entscheidung ist „endgültig und unanfechtbar.“
- Durch den Verbrauch von Bids von einem gekauften Bidpaket, verzichtet der Nutzer auf sein Widerrufsrecht des jeweiligen Kaufes.
- Nutzer werden quasi dazu gezwungen, die gekauften Bids zu verwenden, da diese innerhalb von 180 Tagen endgültig und ohne Entschädigung verfallen.
- MadBit wirbt mit Nutzer-Fotos, die angeblich ein Super-Schnäppchen erstanden haben - die britische Zeitung Guardian berichtete vor einiger Zeit, dass auf den MadBid-Seiten aus verschiedenen Welt-Regionen immer wieder die gleichen Profile auftauchen.
- Auf der Internet-Seite Web of Trust, die die Vertrauenswürdigkeit von Internet-Auftritten misst, rangiert MadBid mit der Bewertung „Very poor“auf der untersten Stufe (zum Vergleich: eBay hat auf der Seite die Höchstwertung „Excellent“).
Alles in allem raten wir deshalb zur Vorsicht, wenn ihr vorhabt, auf MadBid zu bieten. Der Gewinner einer Auktion mag Glück haben und ein Schnäppchen machen - alle anderen haben Pech und ärgern sich über den vergeudeten Einsatz. Die zweifelhaften Werbe-Methoden und die unerfreulichen Klauseln, die sich gut versteckt in den AGB verbergen, tun ihr Übriges. Wer auf Nummer Sicher gehen will, setzt auch in Zukunft auf eBay und Co. und macht einen weiten Bogen um solche Ein-Cent-Auktionen.
Bildquellen: Madbid
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