Filmauswahl bei Netflix: 2019 kommt eine böse Überraschung auf uns Zuschauer zu

Bei Netflix gibt's nicht nur exklusive Produktionen wie Stranger Things oder Riverdale zu sehen, sondern auch Star-Wars-Filme und die Avengers. Film- und Serien-Fans sollten dieses Glück noch genießen, bevor demnächst ganz andere Zeiten anbrechen, wie sich bereits jetzt anhand von „Captain Marvel“ mit Brie Larson abzeichnet.
Originalartikel vom 12. November 2018:
Wenn man sich einen idealen Streaming-Dienst wünschen könnte, dann wäre der wahrscheinlich so eine Art gigantischer Supermarkt, aber mit Flatrate. Es gibt einfach alles, was man sich nur vorstellen kann – und bezahlt ist es auch schon. Einfach nur zugreifen, du hast die Wahl. Aber …
Ein Netflix für alles? Das Gegenteil wird der Fall
… das ist natürlich nur ein Traum, denn die Realität sieht jetzt schon anders aus: Manche Serien oder Filme gibt es nur bei einem ganz bestimmten Dienst zu sehen, wer auf alles Zugriff haben möchte, braucht mehrere Abos. Wir kennen das ja seit Jahren vom Fußball, wo Spielübertragungen jeweils dort gezeigt werden, wo die Übertragungsrechte liegen. Sky, ARD, DAZN, ZDF? Viel Spaß beim Suchen.
Bei Unterhaltungsangeboten dürfte 2019 ein neues Zeitalter beginnen, denn dann will Disney mit einem eigenen Streaming-Dienst an den Start gehen, der in direkter Konkurrenz zu Netflix und Amazon Prime Video steht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass viele der Produktionen aus dem Disney-Universum dann ausschließlich bei „Disney+“ zu sehen sein werden. Wer jetzt nur an Mickey Mouse denkt, muss sich nochmal klar machen, dass der Mega-Konzern Disney der Inhaber von Pixar, Marvel, Star Wars und 20th Century Fox ist. Wenn „Disney+“ voraussichtlich Ende 2019 startet, dann sagen Iron Man und Darth Vader bei Netflix vielleicht „auf Nimmerwiedersehen.“
Im Wirtschafts-Sprech nennt sich dieser Vorgang vertikale Integration. Vereinfacht gesagt wird der Inhalte-Ersteller auch zum Inhalte-Verteiler: Disney produziert (begehrte) Serien und Filme, Disney zeigt sie (exklusiv) auf seinem eigenen Streaming-Dienst. Das ist profitabel für das Unternehmen, aber (sehr wahrscheinlich) schlecht für die Nutzer. Achso: Auch WarnerMedia (HBO) plant für Ende 2019 einen eigenen Streaming-Dienst, auf dem dann beispielsweise Game of Thrones zu finden sein wird. Netflix nimmt derweil 2 Milliarden US-Dollar neue Schulden auf, um sich gegen die neuen Wettbewerber zu rüsten, wie letzten Montag bekannt wurde.
Da kommt dann gleich der nächste Fachbegriff ins Spiel, nämlich die Fragmentierung von Streaming-Inhalten. So nennt sich das, worunter wir Film- und Serien-Junkies dann leiden. Entweder man meldet sich bei mehreren Abo-Diensten an oder man wird was verpassen. Wer gleichermaßen auf Star Trek und Star Wars steht, kann schon mal das Sparschwein schlachten.
Rusell Brandom von The Verge erklärt das Zukunftsszenario mit drastischen Worten:
Sogenanntes Account-Sharing kann man sich zukünftig wohl auch abschminken, denn die großen Streaming-Dienste gehen zunehmend dagegen vor, dass du dir das Passwort deines Kumpels „ausleihst“, um nicht selbst ein kostenpflichtiges Abo abzuschließen.
Zukunft des Video-Streaming: Hölle oder goldenes Zeitalter?
Video-Streaming wird sich verändern, so viel ist sicher. Statt „einmal hin, alles drin“ (frei nach dem Slogan der Kaufhauskette real) bekommen wir wohl eher die Qual der Wahl. Unklar ist allerdings, in welcher Geschwindigkeit dieser Wandel stattfinden wird: Dauert es nur ein paar Monate oder doch einige Jahre?
Die größte Frage ist, wie sich der strukturelle Wandel auf die Qualität der Inhalte auswirken könnte. Werden sich die Streaming-Dienste gegenseitig mit wahnsinnig guten Filmen und Serien übertreffen, um uns Zuschauer an die Bildschirme zu locken? Oder gehen die Anbieter auf Nummer sicher und servieren uns anspruchslos aufgewärmte Versionen bewährter Rezepte? Im Kino erleben wir Zweiteres bereits, dort ist erfrischende Innovation im Mainstream-Segment eine Seltenheit geworden.
Was auch immer eintritt – wir werden für ein mit heute vergleichbares Angebot mehr bezahlen müssen. Daran führt wohl kein Weg dran vorbei.