Beim Onlinehandel gibt es eigentlich nur einen Namen: Amazon. Der deutsche Otto-Versand will die Herrschaft nun angreifen und nutzt die größte Schwachstelle des US-Konzerns.
Otto-Versand: Mit neuer Strategie gegen Amazon
Verstaubte Kataloge waren gestern. Der Hamburger Otto-Konzern hat sein Image in den letzten Jahren grundlegend umgekrempelt und das zahlt sich aus: Das Geschäft boomt. Nach Amazon ist Otto der größte Online-Händler Deutschlands und verzeichnete im letzten Jahr 13,7 Milliarden Euro Umsatz. Die Otto Group ist weltweit in 30 Ländern aktiv und hat über 123 Tochterunternehmen wie zum Beispiel Sportscheck, About you, Bonprix und Hermes.
Otto-Vorstand Alexander Birken erklärt im Interview mit der Zeitung „Die Welt“, mit welcher Strategie der Konzern gegen Amazon antreten will. Die zentrale Werbebotschaft des Otto-Konzerns lautet dabei: Kaufen mit gutem Gewissen. Otto will sich als „ethisch einwandfreie Alternative zu Amazon“ etablieren.
Dabei gehe es laut Birken vor allem um Fairness und soziale und ökologische Nachhaltigkeit. Drei Punkte, die beim Konkurrenten Amazon häufig kritisiert werden.
Otto vs. Amazon: Faire Bezahlung und Kooperation mit kleinen Herstellern
Otto möchte fair mit anderen Online-Händeln umgehen und setzt auf Kooperationen. Damit bekommen kleine Hersteller die Möglichkeit ihre Produkte über Otto zu verkaufen. Diesen Weg geht auch Amazon, spielt dabei aber seine Machtposition aus und fordert hohe Provisionen bei jedem Kauf.
Den Fokus auf die Umwelt erkennt man im aktuellen Geschäftsbericht der Otto-Group: Dort werden auch die CO2-Emissionen der letzten Jahre angegeben. Der Wert ist seit 2006 um 42 Prozent gesunken.
Einen smarten Lautsprecher, wie den Amazon Echo Spot, kann Otto nicht bieten.
Die wohl größte Schwäche von Amazon ist aber die Bezahlung der Mitarbeiter: Der US-Konzern hält sich in Deutschland nicht an Tarifverträge, was immer wieder zu Streit zwischen Gewerkschaften und dem Vorstand führt. Otto-Chef Birken meint dazu: „Wir halten die Tariffahne weiter hoch“.
Der Plan von Otto steht: Man möchte Amazon nicht kopieren, sondern als sauberer und sozialer Versandhändler auftreten. Der Plan beinhaltet allerdings auch ein Kalkül gegenüber den Kunden: Nach der ersten Begeisterung über die Möglichkeiten des Online-Shoppings, und wie bequem das alles ist, setzt Otto darauf, dass man mehr über Umwelt- und Sozialfolgen des Konsumrauschs nachdenkt. Ob es den meisten aber in erster Linie eher um eine schnelle Lieferung und den besten Preis geht, muss sich erst zeigen.
Quelle: Die Welt
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