Vodafone-Chef erklärt: Deswegen zahlen wir in Deutschland so viel für Handy-Tarife

Wer ins Ausland schaut, kann eigentlich nur neidisch werden: Wo in Deutschland monatlich 80 Euro oder mehr für einen Mobilfunkvertrag mit unbegrenztem Datenvolumen fällig werden, zahlt man in den Niederlanden oder Frankreich nicht einmal die Hälfte. Die Gründe dafür liegen auf der Hand – oder doch nicht?
„4G ist in Deutschland noch nicht gut genug. Aber wir arbeiten hart daran, die weißen Flecken zu schließen.“ – Hannes Ametsreiter,
CEO Vodafone Deutschland, September 2018
Für den Vodafone-Chef sind die Regularien nicht die einzige Ursache für hohe Preise
Der Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter hat sich im Interview mit T3N einigen Fragen zur Situation von Handytarifen in Deutschland gestellt. Besonders interessant ist hier seine Erklärung für die aktuelle Situation im Mobilfunk, wo Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern nicht besonders gut (also günstig) dasteht:
Ametsreiter nennt hier als Grund wie zu erwarten die unterschiedlichen Regularien bei der Frequenzvergabe, die letzten Endes zu unterschiedlichen Preismodellen führen. Schon damals mussten die Mobilfunkbetreiber Milliardensummen bei der Versteigerung der deutschen UMTS- und LTE-Frequenzen hinblättern. Das könnte sich nun 2019 bei den 5G-Frequenzen wiederholen, wobei das Vergabeverfahren aktuell noch ausgehandelt wird. Eine Entscheidung der Bundesnetzagentur steht für Ende November an.
Vereinfacht ausgedrückt ist es so, dass die Ausgaben für ersteigerte Frequenzen vom Mobilfunkanbieter irgendwie wieder reingeholt werden müssen – die Folge sind teure Tarife. Der Vodafone-CEO kommentiert den Zusammenhang sehr konkret: „Wenn Sie mal addieren würden, was die Branche in den letzten Jahren für den Frequenzerwerb ausgegeben hat, kämen Sie auf rund 60 Milliarden Euro. Dafür hätte man eine Menge Masten bauen oder eben günstigere Preise anbieten können – wie die Finnen.“ Gleichwohl räumt Ametsreiter ein, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen nicht allein die Preisstrukturen bestimmen. Der 51-jährige Salzburger nennt auch die Topographie und Bevölkerungsverteilung in den verschiedenen Ländern Europas als Faktoren.
„Die Mobilfunkpreise fürs Gigabyte sind massiv gesunken“
Ametsreiter ergänzt seine Aussagen allerdings auch um einen positiven Aspekt: „Während Verbraucherpreise in den letzten Jahren deutlich anstiegen, sind die Mobilfunkpreise fürs Gigabyte massiv gesunken.“ Dabei handle es sich um einen Trend, der weiter anhalten werde. Der Vodafone-Chef zeigt sich zuversichtlich, dass auch in Deutschland „immer mehr Leistung in Tarife gepackt wird.“
Mehr Leistung und weniger zahlen? Das macht aktuell nun ausgerechnet der Konkurrent o2 vor, der sowohl Vodafone als auch die Telekom bei der unlimitierten Mobilfunk-Flatrate preislich unterbietet. Vom niedrigen Preisniveau unserer europäischen Nachbarn sind wir in Deutschland allerdings noch ein gutes Stück entfernt.
Unbegrenzt surfen – Unlimited-Tarife von Telekom, Vodafone & o2 im Vergleich
Im ausführlichen Interview spricht Vodafone-Boss Ametsreiter auch über andere Themen wie Glasfaser und Startups. Den Link dazu findet ihr wie immer unten in unseren Quellenangaben.