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Krankschreibung per WhatsApp legal? Kosten und Funktionen des neuen Service im Überblick

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Eine Krankschreibung bequem Zuhause auf dem Smartphone erhalten: Diesen Service verspricht ein Hamburger Start-Up und verschickt den gelben Schein per WhatsApp. Experten sind jedoch skeptisch. Ist das überhaupt zulässig?

 
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Krankschreibung per WhatsApp: Kostet 9 Euro und ist nur bei Erkältung möglich

Kurz vor Weihnachten 2018 startete das Start-Up „AU-Schein“ seinen Dienst: Die Firma bietet Krankschreibungen per WhatsApp an. Voraussetzung für den Krankenschein per Messenger ist allerdings, dass man nur an einer leichten Erkältung leidet. Weitere Krankheiten werden nicht diagnostiziert.

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Um den Service zu nutzen, füllt man auf der Seite des Anbieters ein Formular aus, in dem die klassischen Erkältungssymptome abgefragt werden. Anschließend gibt man seine Handynummer an und bezahlt eine Gebühr von neun Euro per Paypal.

Die weitere Kommunikation findet dann mit einer Ärztin direkt auf WhatsApp statt. Nachdem man ein Foto seiner Versicherungskarte verschickt hat, erhält man im Anschluss seine Krankschreibung auf dem Handy und zusätzlich ein paar Tage später per Post.

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Die Nachfrage ist seit dem Start eher gering: Zu Beginn des Dienstes nutzten erst 12 Erkrankte den Service, erklärt Firmengründer Can Ansay. Aber alle Patienten erhielten ihre Krankschreibung. Um Missbrauch vorzubeugen, kann man sich über WhatsApp allerdings nur zwei Mal im Jahr krankschreiben lassen und auch nur maximal drei Tage hintereinander.

22 Tipps für WhatsApp zeigen wir hier:

WhatsApp-Krankschreibung: Ist das legal? Experten warnen vor Nutzung

Die Krankschreibung über WhatsApp ist legal und zulässig, trotzdem gibt es im Streitfall einige Risiken. Laut Berichten des NDR sorgt der Dienst für Unruhe unter Hamburger Ärzten.

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Die Ärztekammern in Hamburg und Schleswig-Holstein raten von der Nutzung des Angebots ab, wie sie im Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt Ausgabe 02/2019 schreiben. Kammer-Präsident Pedram Emami sagte dem NDR, dass er es als Arzt problematisch findet, einen Patienten vor einer Krankschreibung nicht persönlich zu sehen.

Welche Risiken gibt es? Die Ärzte, die das Start-Up nutzt, haben keine Kassenzulassung und keine eigene Praxis. Es besteht daher die Gefahr, dass der Arbeitgeber die Krankschreibung nicht anerkennt, erklärt Rechtsanwalt Christian Solmecke. Der Arbeitgeber kann Zweifel erheben, denn schließlich hat kein Arzt den Patienten persönlich untersucht.

Im Streitfalle müsste man also selbst beweisen, dass man wirklich krank war. Das geht zum Beispiel durch die Freundin oder den Freund. Wer allerdings keine Zeugen hat, kann seine Erkältung nur schwer beweisen. Das Risiko ist überschaubar, aber es besteht. Zu Bedenken gibt es zudem, dass die Krankschreibung über WhatsApp beim Arbeitgeber schlecht ankommt und dadurch das Vertrauensverhältnis zum Chef leiden könnte.

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WhatsApp-Krankschreibung: Risiken und Nebenwirkungen

Möglich macht den Dienst überhaupt erst eine Lockerung des Fernbehandlungsverbots. Die Berufsordnung der Ärztekammer Schleswig-Holstein lässt einen weitreichenderen Einsatz dieser sogenannten Telemedizin zu, erklärt Firmengründer Ansay. Damit ist auch eine Ferndiagnose via Internet oder Telefon in bestimmten Fällen erlaubt.

Laut Ansay müssen die Krankschreibungen daher auch von den Kassen anerkannt werden, selbst wenn diese von einer Privatärztin ohne Kassenzulassung ausgestellt wurden. Nicola Timpe von der Ärztekammer Hamburg äußerte sich jedoch gegenüber t-online, dass die rechtliche Grundlage des Online-Angebots noch geklärt werden müsse.

Bei der Krankschreibung über WhatsApp sollte man auch Bedenken, dass man seine Daten, wie etwa seine Versicherungskarte und die Symptome, an Server in den USA überträgt. WhatsApp verschlüsselt zwar jede Nachricht, trotzdem sehen Datenschützer die Übertragung von sensiblen Gesundheitsdaten kritisch.

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Nutzer müssen selbst entscheiden, ob Sie einen Bruch des Vertrauensverhältnisses zum Arbeitgeber riskieren, für den Krankenschein Geld bezahlen und ihre Gesundheitsdaten über das Internet übertragen möchten. Lösungen, um das Gesundheitssystem mithilfe neuer Technologie zu entlasten sind unbedingt zu begrüßen, schreibt die Ärtzekammer. Allerdings weiter: „Eine verantwortungsvolle und behutsame Überführung des vertraulichen Arzt-Patient-Verhältnisses in das digitale Zeitalter sieht nach Auffassung der Ärzteschaft anders aus.“

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