Niemand braucht einen Thermomix – dachte ich. Nachdem mir ein Profi das Gerät erklärt hatte, habe ich meine Meinung geändert. Mehr dazu in unserem Video.
Der Thermomix löst Probleme, die ich nicht habe
Für GIGA habe ich schon viele unterschiedliche Gadgets ausprobiert: Smartphones, Kopfhörer, E-Bikes und Taschenlampen. Ein smartes Küchengerät war bisher nicht dabei. Als es darum ging, den Thermomix TM7 einem Praxistest zu unterziehen, fiel die Wahl der Redaktionskollegen auf mich: den radikalen Thermomix-Verweigerer, der die ganze Gerätegattung verachtet. „Das Ding löst Probleme, die ich nicht habe“, war mein Mantra. Aber nützt ja nix, also habe ich mir ein Testgerät der neuesten Iteration, Thermomix TM7, direkt aus der Schwebebahn-Metropole Wuppertal kommen lassen. Ja genau, das ist das Teil aus dem „Deutsche Apple-Keynote“-Meme.
Ein Thermomix-Video und die Folgen
Nun ist das Video im Kasten (ihr könnt es euch oben ansehen). Meine Kollegin Lena von FAMILIE.DE hat mit dem Ding ein vorzügliches Risotto zubereitet. Die vom Hersteller beworbenen Eigenschaften sind wahr: Der Thermomix TM7 spart Zeit und Platz – eine Wunderkiste deutscher Kücheneffizienz. Die Hardware (sorry, ich komme eher so aus der Computer-Ecke) entspricht dem, was man beim hohen Preis erwarten kann: Durchdacht, solide ausgeführt, spülmaschinenfest. Das große Display ist toll, weil es so toll groß ist. Soweit keine Überraschungen.
Es ist die Software, die mich in ihren Bann gezogen hat. Während des Kochens anfangs nur mit sachlichen Argumenten: sehr cleanes Design, hohe Lesbarkeit, flüssige Bedienung. Dann aber dämmerte es mir: Hey, das macht ja auch … Spaß!
Das Scrollen durchs Rezept, die schicken Animationen (z. B. beim Abwiegen), die Bestätigungstöne aus dem integrierten Lautsprecher … da wird Kochen zum Videospiel. Diese kleinen Belohnungsmomente und die sinnstiftende Interaktion, das fällt wohl unter den Begriff „Gamification“: die Anwendung spieltypischer Elemente in einem spielfremden Umfeld. Der Hersteller erwähnt das nicht auf seiner Thermomix-TM7-Produktseite. Übrigens ebenso wenig wie das Wörtchen „Spaß“. Warum eigentlich? Ey Vorwerk, was wollt ihr verheimlichen?

Okay, ihr habt mich fast
Seit unserem Videodreh sind nun einige Tage vergangen. Der TM7 lebt mittlerweile in einem angemieteten Verkaufsstand in meinem Kopf. Genau zwischen Cyberpunk 2077 und Mario Kart World. Wie kam er da hin? Wann geht er wieder weg? Der Sparfuchs in mir verhindert bisher, dass ich den Thermomix für 1.550 Euro umgehend kaufe. Aber die Sehnsucht nach dieser unerwarteten Freude am Koch-Game ist stark. Na ja, vielleicht tut es auch ein gebrauchter TM6 für 950 Euro (bei Back Market anschauen) oder ein Monsieur Cuisine Smart für knapp 500 Euro (bei Lidl anschauen)?
Den zuweilen grenzenlosen Enthusiasmus der Thermomix-Fangemeinde teile ich weiterhin nicht. Aber meine Verachtung für die Luxus-Küchenmaschine hat sich verflüchtigt, wie der Schuss Weißwein in unserem Risotto. „Kann man sich schon holen“, lautet mein neues Mantra. Der Punkt geht an Vorwerk – ein ehrwürdiges Traditionsunternehmen, das für mich ab jetzt vor allem auch für Spaß steht. Aber bitte nicht jedem weitersagen, das ist wahrscheinlich ein Herstellergeheimnis.

