Eine umstrittene Design-Entscheidung von Apple im Jahr 2016 löste erst einen Shitstorm aus – und veränderte dann die gesamte Musikindustrie.
Vom Gelächter zum Massenphänomen: AirPods erobern die Welt
2016 stellte Apple das iPhone 7 vor. Größter Aufreger: der fehlende Kopfhöreranschluss. Apple begründete die Entscheidung mit „Mut“ und der Möglichkeit, den Platz besser für andere Komponenten wie den Akku nutzen zu können. Als Ersatz legte Apple ein Klinke-auf-Lightning-Dongle bei und stellte im gleichen Atemzug die kabellosen Bluetooth-Kopfhörer AirPods vor.
Die AirPods gefielen nicht jedem. Schier endlose Memes und die Überzeugung, dass niemand diese „Zahnbürsten-Köpfe“ kaufen würde, säumten den Release der AirPods im Oktober 2016. Ich erinnere mich noch ziemlich genau an diesen Moment. Alle fragten sich: Warum entfernt man überhaupt die Kopfhörerbuchse? Und wer soll sich diese seltsam aussehenden AirPods kaufen, die man doch garantiert nach wenigen Tagen verliert? Und so mancher dachte: Das ist nur Geldmacherei.
Doch das Verrückte: Es funktionierte. Erst lachten wir, aber plötzlich liefen alle mit kleinen weißen Stöpseln im Ohr herum. Andere Hersteller sprangen auf den Zug auf. Immer mehr Smartphones verzichteten auf die 3,5-mm-Klinkenbuchse, immer mehr Bluetooth-In-Ears fluteten den Markt. Die Memes ließen nach, die Realität hatte sich durchgesetzt.
Die Musikindustrie reagiert auf kabellose Kopfhörer
Was fast niemand mitbekam: Die Musikindustrie reagierte. Produzentinnen und Produzenten erkannten plötzlich, dass die meisten Leute Musik nicht mehr nur über große Lautsprecher oder teure Kabelkopfhörer hören, sondern immer häufiger über kleine Bluetooth-Stöpsel. Songs mussten darauf optimiert werden. Bässe, Vocals, Effekte – alles wird heute so gemixt, dass es auch in winzigen kabellosen In-Ears gut klingt.
Das Ergebnis: Wenn ihr einen modernen Pop-Song hört, dann ist der nicht nur für eure HiFi-Anlage oder fürs Auto gemacht. Er ist hauptsächlich auch für eure AirPods gemacht. Der Sound fast aller neu produzierten Musik ist eine indirekte Konsequenz aus diesem einen Moment – der Beerdigung des Kopfhöreranschlusses durch Apple im Jahr 2016. Eine provokante Design-Entscheidung prägt heute die gesamte Musikproduktion.

