VW, Mercedes, BMW: Die deutschen Autobauer stellen ihr Geschäft – mit unterschiedlicher Konsequenz – auf E-Autos um. Sie alle stehen dabei vor großen Herausforderungen. Ohne China hätten die großen deutschen Marken dabei zu kämpfen, wie ein Blick auf den größten Automarkt der Welt zeigt.
China gibt den Ton an: Jedes 2. E-Auto fährt in Fernost
Bei E-Autos führt kein Weg an China vorbei. Das zeigt eine Untersuchung des Stuttgarter Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW), das sich unter anderem auch mit Batterietechnik befasst. In einer aktuellen Marktanalyse kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass mehr als jedes zweite E-Auto weltweit in China unterwegs ist.
Bis Jahresende 2022 waren demnach 14,6 Millionen Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb sowie Plug-In-Hybride zugelassen. Bei 27,7 Millionen Fahrzeugen weltweit, die zumindest teilelektrisch fahren, kommt China damit auf einen Anteil von rund 53 Prozent (Quelle: dpa via Handelsblatt) – ein Schwergewicht, mit dem jeder Autobauer rechnen muss.
Denn nach China klafft eine gewaltige Lücke. Auf Platz 2 folgen die USA – allerdings mit nur 3,4 Millionen Elektrofahrzeugen schon deutlich abgeschlagen. Deutschland landet mit 1,9 Millionen Elektro-Pkw (inklusive Plug-In-Hybride) in der Analyse auf Platz 3 vor Frankreich und dem Vereinten Königreich.
Auch beim Zuwachs an Elektrofahrzeugen steht China klar an erster Stelle. 61 Prozent aller Neuzulassungen entfielen 2022 auf das Reich der Mitte. Die Geschwindigkeit, die China vorlegt, liegt Andreas Püttner vom ZSW zufolge an den attraktive Förderanreizen, die die chinesische Regierung gewährt sowie an den grundsätzlich günstigeren Preisen für Stromer in und aus China.
Ausgerechnet da spielen die deutschen Marken nun eine immer kleinere Rolle. Tesla ist mit 3,6 Millionen Fahrzeugen Spitzenreiter bei den gesamten Zulassungen. Doch mit 3,3 Millionen folgt der chinesische Hersteller BYD knapp dahinter auf Platz 2.
Teil des Problems ist, dass chinesische Marken längst auch hierzulande deutschen Herstellern starke Konkurrenz machen:
SAIC, ebenfalls aus China, sichert sich mit 2,4 Millionen Platz 3 und verdrängt damit den VW-Konzern auf die vierte Position (2,3 Millionen). Zur Einordnung: VW war in den vergangenen Jahrzehnten praktisch durchgehend Marktführer in China. Die Probleme zeigen sich bereits jetzt.
Gefahr für deutsche Autobauer? Chinesische Marken wollen mehr
Bei den Neuzulassungen 2022 hat BYD sogar bereits Tesla die Krone vom Kopf gerissen. VW schafft weiter Platz 4, BMW landet auf Position 6, während Mercedes es auf Platz 8 eher knapp noch unter die Top 10 schafft. „Wenn Deutschland nicht abgehängt werden will, dürfen sich die deutschen Autobauer nicht nur im Premiumsegment bewegen, zumal chinesische Unternehmen sukzessive auf den außerchinesischen Markt drängen“, resümiert Püttner.