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Nachhaltiger Tech-Konsum: Geht das überhaupt?

Eine wichtige Aufgabe unserer Generation ist, nachhaltigere Konsumentscheidungen zu treffen. (© IMAGO / Westend61)
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Du möchtest Technik nachhaltiger konsumieren? Gar nicht so leicht, denn in jedem Technikprodukt stecken Ressourcen aus aller Welt, durch den Transport und im Einsatz wird viel Energie verbraucht – und die stammt überwiegend aus fossilen Energieträgern. Schlecht für die Umwelt, schlecht fürs Gewissen. Dennoch benötigen wir technische Geräte. Wie soll man als umweltbewusster Mensch damit umgehen?

Dieser Artikel ist Teil des GIGA-Themenspecials „Nachhaltigkeit“ vom 3.6. bis 5.6.2023. Im Übersichtsartikel lest ihr, was es damit auf sich hat und findet weitere Stücke zum Thema.

Damit wir eine lebenswerte Zukunft erleben können, muss die Menschheit klimaschädliche Emissionen verringern. Einfluss auf die Produktionsbedingungen, Lieferketten haben die meisten von uns nicht. Doch es gibt Alternativen für nachhaltigeren Konsum. Und je mehr Menschen ihr Konsumverhalten dementsprechend umstellen, desto mehr geraten die klassischen Hersteller unter Druck, ihre Geschäftsmodelle umzustellen.

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Was macht nachhaltigen Technik-Konsum aus?

Hier eine Übersicht, worauf man achten sollte:

  • Energieverbrauch: Muss es wirklich das Display mit der höchsten Auflösung, der schnellste Prozessor sein? Einen guten Überblick über Energieverbrauche und weiterführende Quellen gibt das Umweltbundesamt. Im Idealfall deckst du deinen Strombedarf mit Energie aus erneuerbaren Quellen, hier gibt es immer mehr Anbieter, die inzwischen gar nicht unbedingt teurer sein müssen – wenn möglich optimiert eine kleine Photovoltaikanlage auf dem Dach oder Balkon den Energiemix.
  • Transport: Woher stammen die Rohstoffe und muss es wirklich ein neuer Kunststoff sein, tut es nicht auch die recycelte Version? Hier lohnt sich ein genauer Blick auf Zertifikate der Hersteller.
  • Reparierbarkeit: Sind die Einzelteile der Geräte stark verklebt oder kann man beispielsweise den Akku, einen Motor oder eine Kamera selbst tauschen? Gibt es überhaupt Ersatzteile?
  • Entsorgung und Recycling: Nimmt der Hersteller ein nicht mehr funktionsfähiges Gerät zurück? Wenn ja, trennt er die Bestandteile wieder in die Ausgangsrohstoffe auf und führt sie dem Kreislauf wieder zu? Ansonsten gilt natürlich: Defekte Technik gehört auf den Wertstoffhof, nicht in den Hausmüll.
  • Arbeitsbedingungen: Achtet der Hersteller auf Kinderarbeit, Überstunden, Gesundheitsschutz? Viele sind hier sehr intransparent, Organisationen wie Amnesty schauen genauer hin.
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Diese Liste ist unvollständig. Unterm Strich gilt die Faustformel: Kein Konsum ist nachhaltig. Alles, was über die Erfüllung unserer Grundbedürfnisse hinausgeht, wozu natürlich zu einem gewissen Grad auch Kommunikations- und Unterhaltungsgeräte gehören, strapaziert die ökologischen Grenzen der Erde. Aber: Wir können den schädlichen Einfluss unseres Konsums minimieren.

Über den Gastautor
Kai Gondlach studierte Soziologie, Politik-/Verwaltungswissenschaft und Zukunftsforschung. Er ist selbstständiger Autor, Keynote Speaker, Podcast-Host und Geschäftsführer der Leipziger PROFORE Gesellschaft für Zukunft mbH, einem jungen Institut für Zukunftsforschung und Strategieberatung. Als Mitglied der akademischen Zukunftsforschung arbeitet er im Umfeld der UNESCO und dem Club of Rome an der Umsetzung wichtiger Zukunftsthemen.
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Nachhaltige Technik

Welche Technikprodukte sind nachhaltiger als ihre herkömmlichen Alternativen – und trotzdem funktionstüchtig und komfortabel?

Das Fairphone lässt sich einfach aufschrauben und reparieren, Ersatzteile bietet der Hersteller selbst an. (Bildquelle: GIGA.DE)

Nachhaltige Smartphones

Der bekannteste Anbieter nachhaltiger Smartphones ist das Fairphone aus den Niederlanden. Daneben ist vor allem das Shiftphone aus Hessen zu nennen. Beide Hersteller machen im Hinblick auf die obigen Kriterien für nachhaltigere Produkte eine gute Figur, besonders im Kontrast zu etablierten Unternehmen. Das Fairphone gibt es sogar als Vertragsoption bei der Telekom, das spricht für seine marktführende Position.

Das Shiftphone wiederum zeichnet sich neben den klassischen Kriterien der Nachhaltigkeitsbewertung durch einen weitgehenden Verzicht von Marketing aus, außerdem erhältst du beim Kauf ein Pfand-Zertifikat – wenn das Gerät den Geist aufgegeben hat, bekommst du im Tausch gegen das defekte Smartphone dein Pfand zurück.

Schließlich ist das Teracube aus den USA ein interessantes Projekt, welches zu einem Viertel aus recycelten Materialien besteht und sich vor allem für Einsteiger eignet.

Nachhaltige Computer und Tablets

Bei größeren Technikprodukten ist das Angebot nachhaltiger Alternativen noch überschaubar, grundsätzlich gilt: Ein Notebook oder Tablet verbraucht deutlich weniger Strom als ein Desktop-PC.

Shift kennen wir ja schon von den Smartphones, demnächst soll es dort auch Notebooks, Tablets und sogar einen Multitouch-Monitor geben. Ansonsten kommen vor allem wiederaufbereitete (englisch: refurbished) Artikel infrage. Hier tummeln sich die Plattformen, die Suchmaschine deiner Wahl wird dir viele hilfreiche Ergebnisse liefern. Die wenigsten von uns brauchen wirklich einen Highend-Pro-Gamer-Computer. Auf einschlägigen Tauschbörsen findest du zumindest in Großstädten auch sehr günstige oder teils kostenlose Monitore und andere Peripheriegeräte. Sympathisch ist die „faire Computermaus“, die der Verein Nager IT e. V. entwickelt hat.

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Nachhaltige Haushaltsgeräte: Fehlanzeige

Traurig, aber wahr: Das eine nachhaltige Haushaltsprodukt bei Waschmaschinen, Kühlschränken, etc. gibt es nicht. Auch hier gibt es eher optimierte Varianten der bekannten Hersteller, die etwas weniger Energie verbrauchen oder einen Anteil an recycelten Rohstoffen einsetzen. Wichtig ist es, ganz alte Geräte durch stromsparende zu ersetzen, ansonsten statt eines Neukaufs lieber zu reparieren und den Betrieb sparsam zu planen.

Für Bastler und Industriedesigner ist die Tenok-Bewegung von Tim Krahmer interessant. Er hat am Beispiel von Staubsaugern nachgestellt, wie viele eigentlich noch funktionierende Geräte häufig im Müll landen. Online und frei verfügbar stellt er Baupläne bereit, um zum Beispiel aus Einzelteilen und einer Holzbox einen funktionierenden Staubsauger zu bauen. Wie das aussieht, kannst du dir im YouTube-Video von Tenok ansehen.

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Fazit: Reduce, reuse, recycle

Diese Liste ist natürlich unvollständig und morgen schon überholt. Allgemein empfehlen wir die Devise der „3 Rs of Environment“: Reduce, reuse, recycle – reduzieren, wiederverwenden, wiederverwerten. Primär sollte man also versuchen, den Verbrauch von Energie und Ressourcen zu reduzieren. Immer mehr Anbieter, auch Händler wie MediaMarkt oder Conrad, nehmen gebrauchte Technikgeräte entgegen und führen sie den geordneten Recycling-Kreisläufen zu. Oft bekommt man sogar noch etwas dafür. Frag am besten beim nächsten defekten Gerät direkt im Markt in deiner Nähe nach.

Der Autor hat sowohl das Fairphone als auch das Shiftphone auf Herz und Nieren getestet, erhält aber keine Provisionen von den Herstellern und sucht weiter nach nachhaltigen Technikgeräten. Hinweise nimmt er gern entgegen und stellt diese vielleicht in seinem Podcast „Im Hier und Morgen“ vor.

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