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Führerschein mit Ablaufdatum: EU will Senioren das Steuer entreißen – und das ist gut so!

Mit dem Alter wird das Autofahren riskanter. (© IMAGO / Jochen Tack)
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Geht es nach der EU, ist mit der Freiheit am Lenkrad ab einem bestimmten Alter in Zukunft Schluss. Senioren über 70 sollen ihre Fahrtauglichkeit unter Beweis stellen müssen – ein Vorstoß, der in Deutschland nicht auf Gegenliebe stößt. Schade eigentlich, dass mich das nicht überrascht.

Ein Kommentar von Felix Gräber

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Geht es um das Auto ist mit vielen Deutschen nicht gut Kirschen essen. Traurig, aber wahr. Aktuell zeigt sich das wieder am Beispiel eines von der EU vorgebrachten Plans zur Führerscheinreform: Demnach sollen Autofahrerinnen und -fahrer ab 70 Jahren beweisen müssen, dass sie noch in der Lage sind am Straßenverkehr teilnehmen zu können.

EU bittet Senioren zur Fahrprüfung: Ab 70 Führerschein nur noch auf Zeit

Konkret stellt sich die EU vor, dass Führerscheine allgemein in der EU statt zehn Jahren künftig für 15 Jahre gültig sein sollen – das Zuckerbrot. Doch die Peitsche folgt direkt: Ab einem Alter von 70 Jahren aufwärts soll der Führerschein nach nur fünf Jahren erneuert werden müssen. Dabei müsste dann erneut die Fahrtauglichkeit festgestellt werden.

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Zum Glück für alle, die sich um ihre Fahrfreiheit betrogen sähen: Der EU-Vorschlag will es den Mitgliedsstaaten freistellen, wie sie die Fahrtauglichkeit überprüfen. Möglich wäre auch eine mündliche Versicherung, dass ältere Autofahrer sich ausreichend gesund fühlen – und damit wäre der EU-Regel genüge getan. Von einer harten Pflicht kann also keine Rede sein. Schade eigentlich.

Politik gegen Führerschein-Plan: Stellt Deutschland sich quer?

Doch schon dieser sachte Plan sorgt für Unmut in der deutschen Politik: Aus dem baden-württembergischen Landtag etwa hieß es, der Vorschlag grenze an Altersdiskriminierung (Quelle: SWR). Freiwillige Tests seien ausreichend. Nur sind die eben freiwillig und damit schon heute längst möglich. Wer auf freiwilligen Tests der Fahrtauglichkeit beharrt, will, dass alles beim Alten bleibt.

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Gegenwind gibt es auch von Bundesebene: Verkehrsminister Volker Wissing setze auf Eigenverantwortung, hieß es dort bei Bekanntwerden der EU-Pläne. Wissing hat im Zuge der E-Fuels-Debatte gezeigt, dass er mit einer Blockade von EU-Entscheidungen kein Problem hat. Sicher ist eine Neuregelung der schon alten Führerscheindebatte also wohl noch lange nicht, zumal der Verkehrsminister kürzlich erneut seine Ablehnung klargemacht hat.

Doch eine Pflicht zur Überprüfung der Fahrtauglichkeit wäre die richtige Entscheidung. Es gibt immer Ausnahmen, aber allgemein steigt mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit körperlicher Einschränkungen, die das Fahren deutlich unsicherer bis unmöglich machen können.

Jeder sollte beweisen müssen, dass er fahren kann – egal wie alt oder jung

Ginge es nach mir, könnte man aber auch einfach früher anfangen und eine Überprüfung durchgängig einführen: Wer einen Führerschein hat, müsste einmal alle fünf Jahre einen Check-Up machen lassen und eine kleine Prüfungsfahrt absolvieren. Das darf gerne vom Fahranfänger bis zum Senior für alle gelten, die sich ans Steuer setzen wollen.

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Wer durchrasselt muss zur Nachschulung, wenn keine medizinischen Gründe gegen die Fahrerlaubnis sprechen. Wenn doch, käme es wie heute schon darauf an, wie schwerwiegend die Einschränkungen sind. Wer nicht sicher fahren kann, sollte dann aber auch seine Fahrerlaubnis verlieren.

Die Fahrtauglichkeit ist nicht dabei, aber auch für Autofahrer hat sich zum Jahreswechsel etwas geändert:

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Um ältere Menschen oder aus anderen Gründen nicht fahrtüchtige Personen nicht aus der Gesellschaft auszuschließen, bräuchte es dann Alternativen: einen sozial gestalteten Mobilitätsgutschein für Taxifahrten etwa oder kostenlose Fahrten im ÖPNV, wie es sie schon heute für Menschen mit Einschränkungen gibt.

Wer hätte denn ernsthaft etwas verloren, wenn es auf den Straßen etwas sicherer zugeht, solange damit niemand sozial abgehängt wird? Fällt euch keiner ein? Gut, mir auch nicht.

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