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Rise of the Ronin im Test: Erst kämpfen, dann reden

Wir verraten euch, wie gut Rise of the Ronin wirklich ist. (© Screenshot GIGA)
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Entwickler Team Ninja hat unter anderem mit der Nioh-Reihe und Wo Long: Fallen Dynasty bewiesen, dass sie Action-RPGs draufhaben. Dieses Mal versuchen sie sich allerdings an einer Open World. Wir verraten euch im Test zu Rise of the Ronin, ob und wie gut es ihnen gelingt.

Historische Fakten treffen auf fiktive Szenarien

Direkt zu Beginn suggeriert euch Rise of the Ronin, dass ihr Teil eines Geschwisterpaares seid, das beim Überfall eures Dorfes gerettet und anschließend als Samurai ausgebildet wird. In eurem Fall handelt es sich passenderweise um die Zwillingsklingen. Allerdings geht zu Beginn eine Mission schief, die euch dazu veranlasst den Samurai-Code zu brechen, euren Clan zu verlassen und euch auf die Suche nach eurer zweiten Hälfte zu machen. So wandert ihr im späten 19. Jahrhundert Japans, also innerhalb der Bakumatsu-Periode, als Ronin durch das Land, um eure zweite Blutshälfte wiederzufinden.

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Während der Bakumatsu-Periode befindet sich Japan im Umbruch und in einer Phase, die von Krieg und Wandel geprägt ist. Diese Ära in der japanischen Geschichte ist bekannt dafür, dass sie das Ende des Tokugawa-Shogunats der Edo-Zeit einläutete. Die Phase war nicht nur von Krieg geprägt, sondern auch von dem Aufeinandertreffen der östlichen und westlichen Weltanschauungen, Normen und Werte. Ihr befindet euch in einer Zeit der kulturellen Revolution und Unsicherheit. Dieser Übergang ist in vielen Teilen des Designs von Rise of the Ronin ebenfalls zu erkennen, von der Architektur einiger Gebäude bis hin zu euren Waffen (dazu aber später mehr).

Wir sehen vielleicht nicht so aus, aber wir sind Geschwister. (© Screenshot GIGA)
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Während eurer Reise, die von 1853 bis 1868 andauert, trefft ihr auf historische Figuren wie beispielsweise Matthew Perry oder den legendären Samurai Sakamoto Ryōma. Ebenso seid ihr Teil von geschichtlich relevanten Momenten wie die Ankunft der schwarzen Schiffe, den Freundschafts- und Handelsvertrag, die Ansei-Säuberung, dem Vorfall am Sakurada-Tor und viele mehr. Für die Historiker unter euch ein wahres Freudenfest.

Damit das aber zu keiner Geschichtsstunde mutiert, hier die Kurzform: Ihr werdet in der Edo-Zeit in den Kampf zwischen der Pro-Shogunat- und Anti-Shogunat-Fraktion hineingerissen und müsst euch während eurer Suche nach eurem Geschwisterteil entscheiden, für welche Seite ihr agiert und welche Weltanschauung ihr durchsetzen wollt. Die Modernisierung Japans oder die traditionelle Anschauung.

Die Story hält an der Stange und gibt genügend Motivation, um sie vorantreiben zu wollen. Eure Entscheidungen haben Auswirkungen auf Missionsverläufe oder darauf, welche Charaktere überleben und welche nicht. Ein großer Pluspunkt. Was allerdings absolut nicht miteinander fusioniert, ist der Drahtseilakt zwischen wichtigen historischen Geschehnissen und euren individuellen Entscheidungen, die im historischen Kontext keinerlei Sinn ergeben. Falls euch eure Entscheidungen im Nachgang doch nicht gefallen, könnt ihr durch das Testament der Seele die Missionen erneut spielen und neu entscheiden.

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Ihr seid auch Teil vom Vorfall am Sakurada-Tor. (© Screenshot GIGA)

So kommt es immer und immer und immer wieder vor, dass ihr mit eigentlich befreundeten Charakteren zusammen Sake trinkt, nur um in der nächsten Mission euren Freund als Endboss vor euch zu haben, weil die historischen Fakten es so vorgeben. Nach dem Kampf passiert es dann häufig, dass ihr einfach wieder befreundet seid, so als ob ihr nicht den gesamten Glaubenskodex eures Freundes durch den Dreck gezogen hättet. Wenn ihr euch aus solchen Ungereimtheiten nichts macht, dann werdet ihr an der Geschichte euren Spaß haben. Die manchmal gegebene Entscheidungsfreiheit kann zwar innerhalb einer Mission funktionieren, zerstört aber gleichzeitig den historischen Kontext. Hierdurch ist schlicht und ergreifend keine kohärente Geschichte möglich. Fluch und Segen zugleich.

Kein Hingucker, aber dafür flüssige Action

Die Open World, die Team Ninja auf den Bildschirm bringt, ist visuell zwar kein Hingucker, aber im Performance-Mode blieben die FPS bei unserer Spielzeit von etwas 55 Stunden konstant hoch. Reibungslose Action bei einem „Team Ninja“-Spiel ist in meinen Augen wichtiger als grafische Höchstleistung. Stellt sich nur die Frage, ob ihr zustimmt.

Manchmal weist Rise of the Ronin doch eine gewisse Schönheit auf. (© Screenshot GIGA)

Das „Open World“-Design springt jedoch zwischen positiven wie auch negativen Aspekten hin und her. Die Kamera verschwindet oftmals hinter Häusern oder anderen Strukturen, was bei Bosskämpfen mehr als nur störend ist. Dafür ist die Welt nicht ansatzweise mit Icons und Aufgaben überladen, wie es andere Spiele gerne tun. Die Open World fühlt sich nie nach Arbeit an, sondern danach, dass ihr doch gerne schauen wollt, was sich hinter dem nächsten Icon wirklich verbirgt. Was aber schnell zu viel wird, ist die schiere Menge an Loot. Wie bereits bei anderen Spielen von Team Ninja bekommt ihr einfach viel zu viel unnützes Zeug und selbst legendäre Gegenstände droppen so oft, dass sie an Bedeutung verlieren.

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Die Fortbewegungsmöglichkeiten geben euch Freiheiten, die es bei anderen Spielen des Entwicklers noch nicht gab. Hierdurch wird das Spielverhalten auch vertikaler. Schade, dass die Steuerung beim Klettern oftmals inkonstant ist. Manchmal dürft ihr einen bestimmten Stein hochklettern und manchmal nicht. Ebenso in Bezug auf Zäune und Dächer. Auf das eine Dach kommt ihr hoch, aber über den Holzzaun, der eindeutig niedriger als das Dach ist, kommt ihr einfach nicht rüber. Dieses Muster zieht sich durch die gesamte Open World. Die positiven Seiten überwiegen zwar die negativen Aspekte, allerdings springen die Emotionen oftmals zwischen „Ach, komm! 1-2 Icons noch, dann gehe ich ins Bett“ und „Ich schmeiß den Controller an die Wand, zieh dich endlich am sche** Dach hoch“ hin und her.

Was in der Open World ebenfalls nicht gut funktioniert, ist die künstliche Intelligenz der Gegner, vor allem in Stealth-Abschnitten. Feinde wollen euch einfach manchmal nicht sehen, obwohl ihr genau neben ihnen steht. Selbst Stevie Wonder hätte mich in der einen oder anderen Situation entdeckt, die Gegner in Rise of the Ronin allerdings nicht.

I believe I can... Pah, Ohrwurm. (© Screenshot GIGA)

Ronin-Fähigkeiten, die überzeugen können

Das Gameplay ist sicherlich der stärkste Aspekt von Rise of the Ronin. Ähnlich wie bei vorangegangen Spielen von Team Ninja warten adrenalinreiche Kämpfe auf euch, bei denen ihr nicht nur die Angriffsmuster der Gegner, sondern auch eure eigene wie gegnerische Ausdauer im Auge behalten müsst. So müsst ihr nicht immer direkt die Lebensanzeige auf Null bringen, sondern machmal eher die gegnerische Ausdauer. Hierdurch brecht ihr die feindliche Haltung und könnt einen tödlichen Angriff durchführen. Allerdings müsst ihr bei diesem Tanz auch eure Ausdauer stets im Blick haben, da euch das gleiche Schicksal blüht.

Wie oben bereits erwähnt, zeigt sich der Wandel Japans auch in euren Waffen. Insgesamt neun unterschiedliche Waffentypen stehen euch zur Auswahl, die jeweils unterschiedliche Waffenfertigkeiten besitzen. Zudem bekommt ihr noch Fernkampfwaffen mit an die Hand, von denen ihr zwei ausrüsten könnt und einen Haken á la Sekiro: Shadows Die Twice. Jeder Waffentyp spielt sich unterschiedlich und einzigartig. Nicht nur Waffenfertigkeiten laden zum Experimentieren ein, sondern auch der umfangreiche Talentbaum.

Kämpfe werden nie langweilig, zumindest so lange ihr eure Fähigkeiten erweitern wollt. (© Screenshot GIGA)

Neben Blocken, Angreifen und Ausweichen steht euch noch das Parieren, der Konterfunke, zur Verfügung. Das Timing ist jedoch schwer zu treffen, aber das Risiko lohnt sich, denn eine erfolgreiche Parade verbraucht nicht nur keinerlei Ausdauer, sondern sie entzieht selbige eurem Feind. Der Ablauf zwischen Blocken, Ausweichen, Parieren und Angreifen kann euch in eine Art „Trancezustand“ versetzen und euch wahrhaftig als Ronin fühlen lassen, der zwischen traditionellen Angriffsmethoden und westlichen Utensilien nahtlos wechselt.

Vor allem das erfolgreiche Aneinanderreihen eurer Skills, Gegenstände und Waffenfertigkeiten lassen euch mächtiger denn je fühlen. Wichtig hierbei ist es jedoch, dass ihr gegenüber neuen Angriffs- und Verteidigungsmustern offen seid und euch nicht zu sehr an bereits etablierte Bewegungsmuster festklammert. Ach ja, unterschiedliche Waffenhaltungen, die nach dem „Schere, Stein, Papier“-Prinzip funktionieren, müsst ihr im Kampf ebenfalls im Auge behalten. Die Kombos sind komplex genug, um einen deutlichen Skill-Unterschied zwischen Spielern erkennen zu lassen. Aber leicht genug, damit euch Einsteiger eine gute Zeit haben können.

Rise of the Ronin
Rise of the Ronin
Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 10.10.2024 03:42 Uhr

Test-Fazit

Rise of the Ronin bietet eine Open World, die nicht ermüdet. Die Geschichte des Spiels mutet sich allerdings etwas zu viel zu. Dafür ist und bleibt das Kampfsystem und die Action durchweg auf eurem hohen Niveau. Wenn ihr bereits die vorangegangenen Spiele von Team Ninja mögt, werdet ihr auch mit Rise of the Ronin euren Spaß haben. Da das Action-RPG nachsichtiger im Schwierigkeitsgrad ist, als beispielsweise Wo Long: Fallen Dynasty, fällt der Einstieg auch Neueinsteigern leichter.

Wertung

8/10

“Fans von Team Ninja werden sich auch an Rise of the Ronin erfreuen. Alle anderen sollten sich vorher überlegen, was sie von einem Action-RPG genau erwarten. Falls eure Antwort ein ausgezeichnetes Kampfsystem sein sollte, dann wagt die Reise als Ronin.”

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