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Lovecraft-Spiele: Was ist das eigentlich und warum gibt es gerade so viele?


Cthulhu und Co. machen es sich seit einigen Jahren in immer mehr Videospielen gemütlich. Lovecrafts literarisches Erbe umfasst jedoch weitaus mehr als nur mystische Unterseemonster. So führt es seit einigen Jahren zur Dekonstruktion der etablierten Power-Fantasien in Videospielen.

 
Videospielkultur
Facts 

In letzter Zeit entstehen und erscheinen immer mehr Spiele, denen nachgesagt wird, von Lovecraft inspiriert zu sein. Aber was soll das bedeuten? Wer war Lovecraft, welchen Einfluss hatte er auf unser Verständnis von Horror und in welcher Art und Weise wird sein Einfluss in Videospielen sichtbar? 

Wer war H.P. Lovecraft?

Howard Phillips Lovecraft wurde am 20. August 1890 in Providence, Rhode Island als Sohn aristokratischer Eltern geboren. Bereits wenige Jahre später musste sein Vater aufgrund psychischer Leiden ins Krankenhaus eingeliefert werden. Das gleiche Schicksal ereilte 1919 auch Lovecrafts Mutter. Der Verlust beider Elternteile erschütterte den jungen Autor stark.

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Horror kommt in vielen Arten und Formen. Zum Beispiel furchterregende Glitches:

Die gruseligsten Horror-Glitches
Die gruseligsten Horror-Glitches

1924 heiratete Lovecraft und zog mit seiner Frau nach New York. Die Ehe scheiterte jedoch wenige Jahre später und ließ Lovecraft in finanziellen Schwierigkeiten zurück. Die Schuld an seinem beruflichen Misserfolg gab er den Immigranten, die regelmäßig New York erreichten. Dementsprechend sind insbesondere seine Schriften der damaligen Zeit von Fremdenhass und Angst vor Zuwanderern geprägt.

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In den letzten Jahren seines Lebens war er gleichzeitig am produktivsten. Ein Großteil seiner Erzählungen wurden im Magazin Weird Tales veröffentlicht. Zu Lebzeiten blieb ihm der finanzielle Erfolg jedoch verwehrt. Schließlich starb er am 15. März 1937 an Darmkrebs. Erst posthum erreichten seine Werke die heutige Popularität. Heute zählt H. P. Lovecraft zu den einflussreichsten Autoren der Horrorliteratur.

Horror lauert überall, auch in diesen unscheinbaren Spielen:

Was zeichnet Lovecrafts Horror aus?

Wer schon einmal über den Namen Lovecraft gestolpert ist, dem wird auch der Begriff Cosmic Horror begegnet sein. Grob zusammengefasst bedeutet dies, dass die Menschheit im Vergleich zur Unendlichkeit des Universum vollkommen Bedeutungslos ist. Die wahren Mächte des Universums, etwa Lovecrafts populärste Kreatur Cthulhu, sind derart gigantisch und mächtig, dass das menschliche Gehirn ihre Größe schlicht nicht begreifen kann. Versucht doch jemand, die tatsächlichen Wahrheiten des Universums nachzuvollziehen, endet dieser Versuch in der Regel im Wahnsinn des Protagonisten.

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Ein weiterer Faktor in Lovecrafts Geschichten ist der Eldritch Horror. Während Cosmic Horror primär inhaltlich relevant ist, bestimmt Eldritch Horror die Ästhetik und Atmosphäre. Düstere Kleinstädte, verschrobene Bewohner, Geheimnisse hinter jeder Tür, mysteriöse Kulte und Monster, die sich nicht in wenigen Worten beschreiben lassen. In der Regel muss sich ein Protagonist in einer Lovecraft-Story den „weltlichen“ Hürden des Eldritch Horror stellen, um am Ende mit der Wahrheit des Cosmic Horror konfrontiert zu werden und an dieser den Verstand zu verlieren.

Wer würde bei diesem Anblick nicht den Vrstand verlieren?
Wer würde bei diesem Anblick nicht den Verstand verlieren?

Wie wird Lovecrafts Horror in Spielen eingesetzt?

Spiele schaffen es in der Regel nur selten, sowohl Cosmic als auch Eldritch Horror zu vereinen. Das beste Beispiel ist ohne Frage das Pen-and-Paper-Rollenspiel Call of Cthulhu. Darin begibst du dich gemeinsam mit deinen Mitspielern auf diverse Ermittlungen in unheimlichen Kleinstädten und ominösen Kulten, ganz wie in den Geschichten Lovecrafts. Allerdings wird deine geistige Gesundheit permanent auf die Probe gestellt. Du startest mit einer endlichen Anzahl Sanity-Punkte, die du bei übernatürlichen Begegnungen oder erschreckenden Erkenntnissen einbüßen musst. So läuft jede Kampagne auf kurz oder lang darauf hinaus, dass alle Charaktere dem Wahnsinn erliegen. Lovecraft in Reinform also. Ebenso gelungen ist Call of Cthulhi: Dark Corners of the Earth, dass 2005 für die Xbox erschien und sich — anders als es der Titel vermuten lässt — an Lovecrafts Novelle Schatten über Innsmouth orientert, die —logischerweise — mit dem Wahnsinn des Protagonisten endet.

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In Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth kommst du einem Kult auf die Spur.
In Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth kommst du einem Kult auf die Spur.

Überhaupt widersetzen sich Lovecraft-Spiele in der Regel der in Videospielen oft so obligatorischen Power Fantasy: Der unbesiegbare Held, der die Welt rettet. Im Cosmic Horror bist du den Schrecken des Universums hilflos ausgeliefert. Gerade im Indie-Bereich haben Spiele genau das in den letzten Jahren gekonnt umgesetzt. Titel wie Amnesia, Slender oder auch P.T. machen den Spieler zum wehrlosen Opfer, dem für gewöhnlich nur die Flucht bleibt. So reicht in Slender der bloße Anblick des Slenderman um den Spieler scheitern zu lassen.

Andere Spiele hingegen bedienen sich der Sanity, also der geistigen Gesundheit der Charaktere, als Gameplay-Element. Müssen etwa in Spielen wie Darkest Dungeon deine Spielfiguren zu viel ihrer Sanity einbüßen, kann das den schnellen Tod bedeuten. Der GameCube-Titel Eternal Darkness geht sogar soweit, selbst den Spieler vor dem Bildschirm in den Wahnsinn zu treiben. Wie genau, kannst du dir in unserem Comeback-Special durchlesen.

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In Darkest Dungeon ist Sanity deine wichtigste Ressource.
In Darkest Dungeon ist Sanity deine wichtigste Ressource.

Eldritch Horror findet sich hingegen in Titeln wie Bloodborne wieder. Dort wirst du mit den ästhetischen Eigenheiten einer Lovecraft-Erzählung konfrontiert, etwa den unbeschreiblichen, außerweltlichen Monster, dafür verzichtet das Spiel weitestgehend auf Cosmic Horror. Schließlich bist du, trotz des Schwierigkeitsgrades, theoretisch in der Lage all deine Gegner auch zu töten. Cthulhu und andere Wesen aus Lovecrafts Erzählungen hingegen sind derart unfassbar, dass sie ihre Wirkung vollständig verlieren würden, sobald sie verwundbar sind.

Auf dem Papier betrachtet sind Lovecrafts Horror und Videospiele nicht vereinbar. Spiele wollen Erfolge vermitteln, dem Spieler das Gefühl geben, die Welt nachhaltig (zu Besseren) beeinflussen zu können. Lovecrafts Cosmic Horror hingegen steht dafür, dass menschliches Handeln, die menschliche Existenz im Angesicht der Größe des Universums vollkommen unbedeutend ist. Dementsprechend ist es umso löblicher, dass es doch immer wieder Entwickler gelingt, die Lovecraft-Erfahrung in ein Videospiel zu übersetzen. Als nächstes gelingt das vielleicht dem derzeit bei Focus Interactive entwickelten Call of Cthulhu, das 2018 erscheinen soll.

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