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Anonymous beitreten: Wie soll das gehen? 5 Fakten

Wir erklären euch anschaulich, warum kein Mensch in der Lage ist, Anonymous beizutreten und warum ihr euch trotzdem als ein Anonymous verstehen könnt. Weiterhin lest ihr hier mehr über die Gruppe, die keine ist, erfahrt, welche Geschichte die stilisierte Maske des Guy Fawkes hat und in welchem Zusammenhang all dies mit der Graphic Novel von Allan Moore steht. 

 
Netzkultur
Facts 

Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, aber wer Anonymous beitreten möchte, hat die Idee nicht ganz verstanden. Wer sich ernsthaft mit Anonymous beschäftigen will, muss zunächst lernen, anders zu denken. Hier geht es nicht um eine Organisation, einen Verein und eine Struktur mit Mitgliedern, die bestimmte Funktionen ausüben und eine bestimmte Infrastruktur nutzen. Es gibt keine gemeinsamen Stellungnahmen oder eine gemeinsame Ideologie. Wenn ihr also Teil von Anonymous sein wollt: Glückwunsch! Ihr seid schon dabei.

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1. We Are Legion! Wer ist Anonymous?

Anonymous wird oftmals als die geheimste Protestbewegung der Gegenwart bezeichnet, aber der Bewegungsbegriff fasst das Phänomen nur unzulänglich bzw. eigentlich gar nicht. Aber dort wo Geheimhaltung,  Anonymität und Freiheit die wichtigsten Werte sind, ist die Neugier des Bürgers schnell geweckt und mit angeblichen Insider-Informationen über die unbekannten Netzaktivisten lässt sich viel Geld verdienen. Bücher wie „Inside Anonymous“ locken die Leser mit exklusiven Informationen, bringen aber letztendlich kein Licht ins Dunkel. Das verwundert auch nicht, denn Transparenz wäre das Ende von Anonymous.

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ironischer antrag zum beitritt bei anonymous
Ein ironischer Antrag auf Mitgliedschaft, den ihr euch als PDF auf dieser Website herunterladen könnt.

Die Frage, wer sich hinter dem Anonymous-Label verbirgt, kann also nicht seriös beantwortet werden. Vielleicht kennt ihr sogar schon einen? Es kann euer Nachbar, Kollege, die Friseuse, der Zahnarzt, aber auch euer Netzwerkadministrator sein. Sie legen Websites lahm, aber es sind nicht nur Hacker und Kriminelle, die sich als Teil von Anonymous verstehen. Da es keine (erkennbare) Hierarchie oder offiziellen Sprecher gibt, ist es für jeden Menschen sehr einfach im Namen von Anonymous (Falsch-)Meldungen zu verbreiten. Viele haben vielleicht beispielsweise die Facebook-Seite wahrgenommen, die im Namen von Anonymous krude rassistische Posts unter die Leute bringen.

Wenn ihr Interesse am anonymen Aktivismus habt, aber euch relativ ahnungslos fühlt, wäre ein erster grundlegender Schritt, euch mit dem Darknet, Usenet, dem TOR-Browser und dem anonymen Surfen im Netz allgemein auseinander zu setzen und euch für politische Hintergründe zu interessieren.

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darknet usent deep web nutzen

2. Der Ursprung von Anonymous

Anonymous tritt vor allem mit Aktionen für die Redefreiheit, gegen restriktive Regulierungen im WWW,  und verschiedene Organisationen (GEMA, Scientology, usw.) in Erscheinung. Zu Beginn war das Hauptbetätigungsfeld im Internet zu finden, später kam es auch zu Aktionen außerhalb der digitalen Welt.

  • Als Wiege des Anonymous-Phänomens gilt die Website 4chan. Das ist ein sogenanntes Imageboard, auf dem Bilder und Beiträge in verschiedenen Channels gepostet werden können. Es bedarf dort keiner Anmeldung, es gibt keine Nutzernamen, sondern jeder Beitrag, egal welchen Autors wird unter dem Pseudonym „Anonymous“ geführt.
  • 2008 wird allgemein als das Jahr gesehen, in dem die Anonymous-Kultur von einer größeren Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, aber Umtriebe die unter dieser „Marke“ subsumiert werden könnten, lassen sich mindestens auf 2003 datieren.
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screenshot der website auf der alles begann
Die Website auf der wahrscheinlich alles seinen Anfang nahm.

3. Ganz kurze Protest- & Hack-Geschichte von Anonymous (unvollständig)

  • Die Kampfansage gegen Scientology im Januar 2008. Ein internes Video mit Tom Cruise in der Hauptrolle wird im Netz publiziert - Scientology wird mit dem Streisand-Effekt konfrontiert, als die Sekte versucht das zu unterbinden. Es erfolgt ein DDoS-Angriff auf die Website der religiösen Gemeinschaft. Im Februar finden in vielen Städten ganz reale Anonymous-Demonstrationen gegen Scientology statt - die Teilnehmer tragen die bekannte Maske.
  • Im September 2008 wird der private E-Mail-Account von Sarah Palin gehackt.
  • Im September 2009 gibt es eine DDoS-Attacke auf die Website des australischen Premierministers als Protest gegen die Einführung von Internetsperren.
  • September 2010 tritt die „Operation Payback“ in Erscheinung. Es geht dabei um Einschränkungen im Internet und Rechteverwertung. Außerdem unterstützt die Operation WikiLeaks mit DDoS-Attacken auf PayPal, Visa und Mastercard. Diese hatten zuvor Konten von WikiLeaks gesperrt.
  • Im Januar 2011 erfolgt ein Angriff auf die Seite der tunesischen Regierung, die für kurze Zeit nicht mehr erreichbar ist. Es geht dabei darum, die Öffentlichkeit auf die Zensur während der arabischen Revolution aufmerksam zu machen. Tunesien hatte die IP-Adressen von TOR-Servern geblockt. Ähnliche Aktionen erfolgten auch für Ägypten und weitere Länder.
  • LulzSec bezeichnete sich als Anonymous-Splittergruppe und hackt im Juni 2011 die Website von SonyPictures und demonstriert, dass sie sich Zugriff auf mehr als eine Million Kundendaten verschaffen können. Die Gruppe legte ebenfalls die Website der CIA lahm und knackte InfraGard vom Netz. Außerdem manipulierte sie die Website der Zeitung „The Sun“ und publizierte den Tod des Medienmoguls Rupert Murdoch.
  • Juli 2011 wird die Occupy-Bewegung geboren als das Magazin Adbusters zur Besetzung der Wall Street aufruft. Dieser Aufruf wird seitens Anonymous unterstützt.
  • Dezember 2012 entsteht mit NaziLeaks eine Plattform, die Kontaktdaten angeblicher Nazi-Anhänger veröffentlicht.
  • Im Februar 2012 veröffentlicht Anonymous den Mitschnitt einer Telefonkonferenz von FBI und Scotland Yard, deren Thema die Ermittlungen gegen Anonymous ist, sowie zahlreiche E-Mail-Adressen von Ermittlern.
  • Ebenfalls im Februar 2012 hackt Anonymous fünf Millionen E-Mails der Strategieberatungsfirma Stratfor (bereits 2011 erbeutet), WikiLeaks veröffentlicht sie.
  • Die jüngsten Schlagzeilen erzeugten Aktivisten unter der Flagge von Anonymous mit ihrer Kampfansage gegen den „Islamischen Staat“.
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anonymous aktivist

4. Wer war Guy Fawkes?

Guy Fawkes war das reale Vorbild für den fiktiven Anarchisten oder auch Terroristen V aus der Graphic Novel „V wie Vendetta“. Der reale Fawkes lebte zwischen 1570 und 1606 in London. Er war ein katholischer Offizier, der am 05. November 1605 ein Sprengstoff-Attentat (Gunpowder Plot) auf den König Jakob I. und das englische Parlament verübte. Der Anschlag wurde vereitelt, Fawkes wurde festgenommen, gefoltert und verriet seine Komplizen. Diese wurden hingerichtet und Fawkes landete 31. Januar 1606 ebenfalls am Galgen. Statt sich aber mit der Galgenschlinge hochziehen zu lassen, sprang er vom Podest und verkürzte seine Todesqualen mit einem Genickbruch.

bild von guy fawkes dem echten vorbild der bekannten maske
Der echte Guy Fawkes

Der 05. November ist seit diesen Tagen zu einer Art Volksfest in England geworden, an dem ursprünglich die erfolgreiche Vereitelung des Anschlags gefeiert wurde. Überall im Land gab es Scheiterhaufen und Guy Fawkes Strohpuppen wurden ins Feuer geworfen.

guy fawkes ist das vorbild der berühmten maske

5. Woher stammt die Maske?

Der Zeichner David Lloyd machte diese historische Figur dann Anfang der 80er zu einem Symbol des Widerstands. Gemeinsam mit dem Autor Allan Moore entstand der Comic V wie Vendetta, dessen Held mit einer Guy Fawkes Maske ausgestattet war. Als die Graphic Novel 2005 / 2006 verfilmt wurde, steigerte sich der Bekanntheitsgrad der von Lloyd entwickelten Maske. Die ersten, die sie dann im öffentlichen Raum verwendeten waren Anhänger von Ron Paul, ein republikanischer Präsidentschaftskandidat. Erst danach wurde die Maske auch zum Symbol der Occupy-Bewegung und von Anonymous.

die maske ist inzwischen ein konsumartikel
Diese Masken sind für wenige Euro überall erhältlich.

Bilder via Shutterstock; Rob Kints / Shutterstock.com

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