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Energie-Revolution: So sieht das CO2-neutrale Smart Grid von morgen aus

Solarzellen auf Dächern sind im Jahre 2042 nicht mehr wegzudenken. (© Pixabay / GIGA)
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Es ist geschafft. 20 Jahre nach der großen Energiewende und der Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland ist Solarenergie das Rückgrat unserer Energieversorgung geworden. Das sah zu Beginn ganz anders aus. Ein persönlicher Blick zurück.

Als ich mir fast genau vor 20 Jahren mein erstes Balkonkraftwerk mit zwei 300-Watt-Paneelen gekauft hatte, war die Hürde zur Zulassung groß, die Akzeptanz selbst erzeugten Stroms bei den Netzbetreibern sehr gering. Erneuerbare Energien durch Sonne, Luft und Wasser waren zwar vorhanden, man wollte sich aber nur ungern von Atomkraft- und Kohlekraftwerken trennen.

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Die Angst war groß, dass man den eigenen Energiebedarf in Zeiten der Strom-Unterversorgung nicht decken könnte, man sich von schmutzigen und teuren Strom-Importen aus dem Ausland abhängig mache. Und dass zu viel Strom aus Zeiten von Lastspitzen („Peaks“) ungenutzt verpuffen würde. Doch das ist nicht geschehen, allen Unkenrufen zum Trotz – dank mehrerer bahnbrechender Entwicklungen.

Themenwoche Zukunft auf GIGA

Ja, das ist ein Beitrag über das Jahr 2042. Nein, ihr habt keine Zeitreise gemacht. Dieser Beitrag gehört zur Themenwoche „Die Zukunft im Jahr 2042“ auf GIGA, in der wir unser Millennium um 21 Jahre weiterdrehen und euch zeigen, wie die Tech- und Gaming-Welt im Jahr 2042 aussehen könnte.

Erste Energierevolution: Photovoltaik für (beinahe) stromautarke Haushalte

Photovoltaik machte technisch einen riesigen Sprung nach vorne bei der Energiegewinnung. So rechnete sich selbst erzeugter Strom für viel mehr Eigenheimbesitzer und Vermieter. Gleichzeitig wurde Batteriespeicher billiger bei immer weiter steigender Energiedichte, sodass sie ohne Probleme überall verbaut werden konnten. Solardächer und Stromspeicher in jedem Gebäude? Heute ist das die Normalität. Ein Faktor, der vor zwei Dekaden noch beinahe ignoriert wurde, waren Elektrofahrzeuge.

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E-Autos fassen voll aufgeladen genug Energie, um einen Haushalt einen oder gar mehrere Tage mit Energie zu versorgen. Mit der sprunghaft wachsenden Verbreitung elektrischer Fahrzeuge und dem Aufkommen des deutschlandweiten Smart-Grids in den späten 2020er-Jahren fungierten die in der Garage ans Stromnetz angeschlossenen E-Autos als zusätzliche Energiepuffer, die in der Masse das gesamte Netz stabilisieren.

Das Ergebnis: Viele Haushalte sind einen Großteil der Zeit stromautark, Stromausfälle gibt es heutzutage nicht mehr. Alle Menschen produzieren gemeinsam Energie, verbrauchen diese sofort oder speichern sie.

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Zweite Energierevolution: Autos als Energiespeicher

Der Ford F-150 Lightning aus dem Jahr 2022 war eines der ersten E-Autos, das als Generator fürs Haus verwendet werden kann. (Bildquelle: Ford)

Man muss sich diese revolutionäre Idee vor Augen führen: Ein E-Auto, das gleichzeitig als Notaggregat für ein Haus herhalten konnte, klang vor 20 Jahren noch wie eine spinnerte Zukunftsvision. Das E-Auto mit seinem großen Akku nimmt nicht nur, sondern gibt auch Energie ab. So lädt der Fahrzeug-Akku intelligent auf, wenn der Strom günstig ist oder die Solaranlage mehr Energie produziert als der Haushalt verbraucht.

Man entnimmt den Strom hingegen wieder bis zu einem selbst einstellbaren Prozentsatz des Akkufüllstands, wenn man ihn im eigenen Haus braucht (Vehicle-to-Home, V2H) oder die Preise zu bestimmten Uhrzeiten so teuer sind, dass sich sogar ein Verkauf ins Netz (Vehicle-to-Grid, V2G) finanziell lohnen kann, weil man damit die Unterversorgung in unmittelbarer Umgebung kompensiert.

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Was sich sonst noch getan haben könnte im Jahr 2042, zeigen wir euch in der Spezial-Ausgabe unserer GIGA Headlines:

Die EU zieht den Stecker, das IKEA-Phone kommt und 35 Jahre iPhone – GIGA Headlines 2042
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Der massive Ausbau von Solaranlagen auf Dächern von Gebäuden hat dazu geführt, dass Energie nicht wie mit Windparks an bestimmten Stellen in Deutschland produziert und dann quer durchs Land transportiert werden muss. Die Energie entsteht da, wo man sie benötigt.

Selbst PV-Anlagen in Schattenlagen lohnen sich, da die Effizienz der Module heutzutage so viel besser ist als vor 20 Jahren. Zusätzlich sorgen Wind- und Wasserkraftwerke dafür, dass wir immer genug Energie zur Verfügung haben, selbst wenn die Sonne nicht scheint.

Klimaneutrale Gesellschaft? Längst keine Utopie mehr

Und es gab noch einen positiven Effekt: Durch den massiven Bau großer Solarparks konnte auch die Erderwärmung spürbar ausgebremst werden. Dank der nahezu vollständigen Umstellung des Individualverkehrs auf batterieelektrische Fahrzeuge konnte der CO2-Ausstoß stark reduziert werden und auch die Industrie ist auf dem besten Weg, in wenigen Jahren das Ziel kompletter CO2-Neutralität zu erreichen. Ein Ziel, das man ohne das Engagement der jungen Generation von damals nie hätte erreichen können.

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Eine Agriphotovoltaikanlage erhöht den Ertrag des Bauern auf seinem Land deutlich. (Bildquelle: Öko-Haus GmbH)

Selbst die Landwirtschaft profitiert: Bauern müssen sich auf ihren Äckern nicht mehr entscheiden, ob sie auf Solar oder Ackerbau setzen. Beides funktioniert zur gleichen Zeit. Gepflanzt wird jetzt zwischen den Solarzellen, die dadurch zwar in einem größeren Abstand stehen, aber das Optimum aus dem Land herausholen. Automatische Ernte- und Bewässerungsmaschinen werden so nicht nur mit Energie versorgt, sondern nutzen den Platz bei der Saat, Pflege und Ernte optimal aus.

Die Energierevolution erforderte Opfer – die sich gelohnt haben

Das alles hat natürlich nicht von heute auf morgen funktioniert. Es war eine Besinnung und Kraftanstrengung nötig. Unsere Gesellschaft, ja die gesamte Weltbevölkerung musste mit Einschnitten in ihrem Wohlstand leben und ihre Konsumgewohnheiten umstellen. Weniger Flugreisen, mehr synthetisches Fleisch (das sich geschmacklich dankenswerterweise nicht mehr von echtem Fleisch unterscheidet), Investitionen in Stromautarkie, der Kauf langlebiger und energieeffizienter Produkte, um nur einige Aspekte zu nennen.

Blickt man heute, im Jahr 2042, auf die letzten zwei Dekaden zurück, kann man mit Stolz sagen, dass wir die Warnzeichen der Erde im letzten Moment ernst genommen und am Scheideweg die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Wir können jetzt im gleichen, ja größeren, Wohlstand leben, als es 2022 der Fall war. Was wäre passiert, wenn wir damals einfach weitergemacht hätten, wie gehabt? Man will es sich nicht ausmalen.

Übrigens: Meine zwei Solarpaneele von vor 20 Jahren verrichten immer noch ihren Dienst – zusammen mit einem Dutzend weiteren.

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