Greenwashing: Was ist das eigentlich?
Unternehmen stellen sich gerne als nachhaltig dar. Aber wie „grün“ sind sie wirklich und was davon ist nur Werbung? In dieser Folge der TECHfacts sprechen wir über „Greenwashing“.
Dieser Artikel ist Teil der GIGA-Themenwoche „Nachhaltigkeit“ vom 5.6. bis 11.6.2022. Im Übersichtsartikel lest ihr, was es damit auf sich hat und findet weitere Stücke zum Thema.
Greenwashing in der Tech-Branche
Was haben Google, Apple und Samsung gemeinsam? Sie alle legen ihren Smartphones keine Ladegeräte mehr bei, nur noch das passende Ladekabel findet sich in der Packung. Das Ganze macht man natürlich „der Umwelt zuliebe“. Folgt man der Argumentation der Unternehmen, ergibt das auch zu einem bestimmten Maß Sinn: Wenn weniger Netzteile produziert werden müssen, werden weniger Ressourcen benötigt und es muss weniger transportiert werden. Die meisten dürften eh bereits ein Netzteil besitzen.
Praktische Nebeneffekte: Weniger Zubehör in der Packung sorgt für niedrigere Produktionskosten von Smartphones. Wer kein Netzteil hat, darf zusätzliches Geld in die Hand nehmen. Eine Win-Win-Situation also, zumindest für die Smartphone-Hersteller.
PR-Maßnahmen die dafür sorgen, das Image eines Unternehmens zu säubern, sodass es möglichst „ökologisch“ aussieht, auch wenn es das nicht unbedingt ist, nennt man Greenwashing.
Warum Unternehmen sich dem bedienen? Mit einem positiven Umwelt-Image lässt sich viel Geld verdienen. Konsumentinnen und Konsumenten greifen viel lieber bei Produkten zu, die „nachhaltig“ oder „grün“ sind, auch wenn diese Begriffe mitunter gar nichts bedeuten. Eine Studie der Europäischen Kommission, die Anfang 2021 veröffentlicht wurde, stellte fest, dass 42 Prozent der untersuchten Behauptungen von Unternehmen irreführend sind.
Wie erkenne ich Greenwashing?
Greenwashing zu erkennen, ist nicht immer einfach. Ein erster Schritt ist aber, alle Versprechen der Unternehmen zunächst nur als Werbung wahrzunehmen und entsprechend zu hinterfragen.
Ist ein Unternehmen jetzt umweltbewusster, weil es sein Logo von rot auf grün umfärbt? Werden neben der eigenen Arbeit für die Umwelt gleichzeitig Lobbygruppen unterstützt, die sich gegen stärkere Umweltgesetze einsetzen? Oder sind die Versprechen einfach nicht umsetzbar, etwa wenn ein Handytarifanbieter einen „grünen Tarif“ anbietet, obwohl kein deutsches Mobilfunknetz CO₂-neutral arbeitet?
Auch sollte man sich nicht von Begrifflichkeiten ablenken lassen: „grün“ und „nachhaltig“ sind keine geschützten Begriffe, dürfen also von allen Herstellern auch ohne Nachweis genutzt werden.
Echte Nachhaltigkeit von Technik
Ob die eigene Hardware wirklich nachhaltig ist, hängt von vielen Faktoren ab.
- Reduktion von Rohstoffen
- Wird bei der Produktion bereits darauf geachtet, recycelte Materialien einzusetzen und den Einsatz von Rohstoffen zu minimieren?
- Nutzungsdauer
- Kann ich das Gerät über Jahre nutzen oder gehen die Geräte des Herstellers pünktlich zum Ablauf der Garantie kaputt?
- Software-Support
- Wird das Smartphone über Jahre hinweg mit Software-Updates versorgt oder bei der nächsten Möglichkeit vom Hersteller bereits fallen gelassen?
- Reparierbarkeit
- Ermöglicht der Hersteller eine einfache Reparatur und werden sogar offizielle Bauteile frei zum Verkauf angeboten?
Nicht alles Greenwashing ist schlecht
So negativ Greenwashing zu bewerten ist, nicht jede Aktion dahinter ist unbedingt schlecht. Wenn Apple Plastik in den Verpackungen reduziert und Samsung im Indischen Ozean alte Fischernetze sammelt, um daraus neue Rückseiten für ihre Smartphones herzustellen, ist das absolut begrüßenswert.
Aber es sind nur kleine Schritte in einem großen Ganzen, die vor allem eines versuchen: mit kleinen Erfolgsmeldungen vom großen Problem abzulenken.